Nach Spielabbruch: MSV gegen Osnabrück wird wiederholt

Das am Sonntag beim Stand von 0:0 nach 32 Minuten aufgrund eines Rassismus-Vorfalls abgebrochene Spiel zwischen dem MSV Duisburg und VfL Osnabrück wird wiederholt – das entschied das DFB-Sportgericht am Donnerstag.

"Nicht normierter Sonderfall"

Stephan Oberholz als stellvertretender Vorsitzende des DFB-Sportgerichts spricht in der Urteilsbegründung von einem "nicht normierten Sonderfall", der ungeachtet eines etwaigen Verschuldens der beteiligten Vereine nach Ansicht des Sportgerichts eine Spielwiederholung rechtfertige. "Emotional und moralisch halten wir die Entscheidung des VfL Osnabrück, das Spiel nicht fortzusetzen, für nachvollziehbar. Auch hat die Intention, ein Zeichen gegen Rassismus setzen zu wollen, unsere ausdrückliche Unterstützung", so Oberholz.

Allerdings müsse klar bleiben, dass das Recht zum Spielabbruch grundsätzlich allein dem Schiedsrichter zustehe, macht der Richter klar und weist "ausdrücklich darauf hin, dass in künftigen, vergleichbaren Fällen eines Spielabbruches in Bezug auf die Spielwertung immer auch Tatintensität, Täterprofil, Zeitpunkt und Spielstand näher in den Blick genommen werden müssen". Über mögliche Sanktionen gegen den MSV Duisburg wegen der rassistischen Beleidigungen wird das DFB-Sportgericht nach Anklageerhebung durch den DFB-Kontrollausschuss "zu einem späteren Zeitpunkt gesondert entscheiden", teilte der Verband mit.

Klubs begrüßen Urteil

Mit dem Wiederholungsspiel entspricht der DFB dem Wunsch beider Klubs, die sich gemeinschaftlich für diese Lösung ausgesprochen hatten. "Wir begrüßen dieses Urteil, das ist die Entscheidung, die der VfL und wir gemeinsam wollten", sagt MSV-Präsident Ingo Wald und dankt dem DFB, der damit "angemessen" auf die Umstände des vergangenen Sonntags reagiere. "Wir hoffen aber auch, dass so ein Spielabbruch einmalig bleibt. Die Geschehnisse sind eine deutliche Aufforderung an jeden, Menschlichkeit und Toleranz zu leben."

Auch VfL-Präsident Holger Elixmann spricht von einer "gute Entscheidung" und betont: "Weder der MSV Duisburg noch der VfL Osnabrück sollten aufgrund des Fehlverhaltens eines Zuschauers bestraft werden. Beide Vereine haben durch ihr Verhalten ein klares Zeichen gegen Rassismus und für Menschlichkeit gesetzt, der DFB hat sich im Sinne des Fußballs durch das Urteil daran angeschlossen. Dafür danken wir dem DFB und allen Beteiligten." Auch der DFB-Kontrollausschuss hatte sich für eine Wiederholung der Partie ausgesprochen. Alternativ hätte es eine Wertung für einen der beiden Klubs geben können. Denkbar wäre auch gewesen, die Partie für beide Mannschaften als verloren zu werten.

Ermittlungen dauern an

Die Partie war am vergangenen Sonntag beim Stand von 0:0 nach 32 Minuten abgebrochen worden, weil sich der VfL Osnabrück nach einer rassischen Äußerung eines Anhängers des MSV Duisburg gegen Aaron Opoku nicht mehr im Stande sah, weiterzuspielen. Noch während des zunächst für 20 Minuten unterbrochenen Spiels konnte der Tatverdächtige – ein 55-jähriger Mann – durch Zeugenaussagen identifiziert werden.

Bei seiner anschließenden Vernehmung habe er nach Polizeiangaben eingeräumt, "Du Affe kannst doch eh keine Ecken schießen" gesagt, damit allerdings nicht den dunkelhäutigen Aaron Opoku, sondern Florian Kleinhansl gemeint zu haben, der zu diesem Zeitpunkt direkt neben Opoku stand und eine Ecke ausführen wollte. Allerdings stand Opoku in unmittelbarer Hörweite und hatte in der 15. Minute bereits eine Ecke ins Toraus geschossen, sodass der Spruch gegen den 23-Jährigen passen würde.

Schiedsrichter Nicolas Winter hatte nach dem abgebrochenen Spiel zudem von Affenlauten gesprochen und diese auch im Sonderbericht vermerkt. Die Polizei konnte Affenlaute bislang nicht bestätigen, allerdings dauern die Ermittlungen hierzu noch an. Auch Zeugen dementierten, dass es zu Affenlauten gekommen sein soll.

Termin noch offen

Opoku hatte sich am Dienstagabend erstmals zum Vorfall geäußert: "Der Vorfall bei unserem Spiel gegen MSV Duisburg hat mich geschockt. Es war für jeden Menschen, der schon einmal diskriminiert wurde, ein wichtiges Zeichen, das Spiel nicht fortzusetzen. Ich bedanke mich beim Schiedsrichtergespann, beim MSV Duisburg, den Zuschauern und vor allem bei meinem Verein, dem VfL Osnabrück, dafür, wie reagiert und gehandelt wurde." Es war der erste Spielabbruch im deutschen Profifußball aufgrund eines rassistischen Vorfalls. Wann die Partie nachgeholt wird, steht noch nicht fest.

Kommentar: Wiederholungsspiel ist die einzig richtige Entscheidung

   
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