Nach HFC-Abgang: Göbel hofft auf Verbleib in der 3. Liga

169 Drittliga-Spiele, 20 Tore und 30 Vorlagen – mit 27 Jahren gehört Außenbahnspieler Patrick Göbel zu den erfahreneren Spielern der Spielklasse. Nach Stationen in Erfurt, Zwickau, Würzburg und Halle ist der gefährliche Standardschütze nun allerdings auf Vereinssuche. Im Interview mit liga3-online.de spricht er über einen ungewöhnlichen Sommer.

Göbel macht es wie Kimmich

liga3-online.de: Hallo, Herr Göbel! Seit Juli sind Sie offiziell auf Vereinssuche. Was macht ein Fußball-Profi in dieser Phase?

Patrick Göbel: Ich habe immer einen Tagesplan, das ist als Familienvater schon logisch (lacht). Aber es geht natürlich in erster Linie um den Sport. Aktuell trainiere ich bei Lok Leipzig und halte mich dort fit. Als Ex-Hallenser war das eine naheliegende Option. Deswegen mache ich regelmäßig die Trainingseinheiten mit, um dann wieder bei 100 Prozent zu sein, wenn es für mich persönlich wieder losgeht. Ich will nach einer Unterschrift nicht sechs Wochen brauchen und mich wieder an die Sachen gewöhnen müssen. Ich will auf den Punkt topfit und einsatzfähig sein.

Gibt es dann auch etwas, für das Sie plötzlich mehr oder weniger Zeit haben?

Ja, schon ein bisschen. Man hat plötzlich ein Wochenende, was man sonst nicht unbedingt kennt (lacht). Als Fußball-Profi ist immer eine gewisse Struktur vorhanden, weil man seinen Trainingsplan hat und sich daran orientieren kann – wenn man einen Vertrag hat. Als Vereinsloser ist es anders, da ist Eigeninitiative gefragt und die habe ich.

Unabhängig vom Coronavirus war Ihre Saison 2019/20 verletzungsbedingt schwierig. Wie sind Sie damit umgegangen?

Bis zu meiner Verletzung war es eine coole Saison, der HFC lag auf Rang sieben, ich stand bei drei Toren und drei Vorlagen. Wir waren erfolgreich. Dann konnte ich nicht mehr eingreifen und musste einfach einen Cut machen, um meine Adduktoren-Verletzung grundlegend behandeln zu lassen. Im Rehazentrum Asevida in Leipzig habe ich mich beraten lassen und als ich zum ersten Mal durchgecheckt wurde, riet man mir zu drei bis vier Monaten Pause. Auch Josua Kimmich war mit einer ähnlichen Verletzung mal dort und obwohl ich zuerst echt schockiert war, war es nach heutigem Stand meine beste Entscheidung. Endlich hatte ich Klarheit.

 

"Zwickau war für mich der Jackpot"

Kurz nach Ihrem Ausfall begann der Absturz des HFC. Kann man von außen etwas machen?

Das war eine harte Zeit, aber das ist zum Glück für den Klub vorbei. Und es war echt schlimm. Man fragt sich, was auf einmal passiert. Ich war trotz meiner Verletzung immer im engen Austausch mit den Kollegen. Ich konnte mir nicht einmal selbst die Schuld geben und das fuchst jemanden wie mich enorm. Aber es ging leider nicht anders und ich musste vernünftig sein.

Der Verein musste nach der Achterbahn-Saison schwierige Entscheidungen treffen, die auch Ihren Vertrag betrafen. Haben Sie persönlich auch ein Gefühl für Ihre beste und schlechteste Entscheidung als Profi-Fußballer?

Die Entscheidung für meine Reha war eine gute, aber die allerbeste habe ich vor sieben Jahren getroffen. Da hat Torsten Ziegner mich von einem Wechsel zum FSV Zwickau in die Regionalliga überzeugt und das war für meine Karriere absolut der beste Schritt. Und ganz ehrlich, ich hatte zu dem Zeitpunkt schon Drittliga-Spiele mit Erfurt. Der Schritt fiel mir also total schwer, weil ich auch Angst hatte, ob ich mit der Entscheidung überhaupt nochmal in die 3. Liga zurückkomme. Aber die Zeit in Zwickau war für mich der Jackpot und hat mich extrem reifen lassen. Und eine schlechte Entscheidung? Das ist wirklich schwierig, aber vielleicht hätte ich bei meiner Verletzung jetzt einfach einen früheren Cut machen sollen. Aber es war meine erste Verletzung und vielleicht fehlt mir dahingehend einfach ein Stück Erfahrung.

Sie sind 27 Jahre alt und haben 169 Drittliga-Spiele in der Vita stehen. Es würde noch reichen, um Tim Danneberg (332 Spiele) als Rekordspieler der Spielklasse einzuholen. Begleiten einen Profi-Spieler solche Gedankenspiele in der Karriereplanung?

Wenn jetzt einer kommt und mich die nächsten sieben Jahre haben möchte, warum nicht (lacht)? Das ist Zukunftsmusik, aber ich würde gerne noch möglichst viele Spiele in der 3. Liga machen. Da kann ich meine Fähigkeiten ganz realistisch einschätzen, ich weiß damit umzugehen. Aber wenn ein Erst- oder Zweitligist Interesse hat, würde ich natürlich auch nicht 'Nein' sagen!

 

Göbel für alle Herausforderungen offen

Einige Drittligisten sollen sich bereits nach Ihnen erkundigt haben. Dürfen Sie sich Wunschvorstellungen auf dem Transfermarkt erlauben?

Nein, das muss ich auch gar nicht. Ich bin völlig offen für jede Herausforderung. Das Gesamtpaket muss passen, welche Region es dann letztlich wird, ist da zweitrangig. Da bin ich auch gerne bereit, ganz neue Landeskulturen kennenzulernen. Es ist mir auch egal, ob das künftige Dress rot oder blau wird. Auch, wenn ich bis jetzt zufälligerweise immer in Rot-Weiß aufgelaufen bin (lacht). Aber es wäre schön, wenn es mindestens die 3. Liga wird und davon bin ich auch überzeugt.

Braucht Ihre zukünftige Mannschaft ein bestimmtes Saisonziel, um Sie zu überzeugen?

Nein, absolut nicht. In der 3. Liga machen viele ihre persönlichen Ziele vom Verein abhängig, für den sie spielen. Aber ich bin da nicht so gestrickt. Ich will jedes Spiel gewinnen, egal mit welcher Mannschaft, weil dann immer eine schöne Trainingswoche folgt. Aber das ist natürlich nicht ganz realistisch, deswegen setze ich mir als persönliches Ziel einfach immer das bestmögliche Abschneiden. Ich will in jedem Spiel das Maximum. 

   

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