Nach 10 Spieltagen: So viel sagt die Tabelle aus

"Nach zehn Spieltagen ist ein erster Blick auf die Tabelle erlaubt" – diese Meinung vertreten einige Fußballer, ob Trainer, Spieler oder Funktionäre. Nun haben die meisten Teams zehn Punktspiele auf dem Buckel, das Klassement hat sich sortiert. Doch wie aussagekräftig ist die Tabelle? liga3-online.de schätzt die aktuelle Lage ein.
Favorisierte Absteiger haben zu kämpfen
Nach zehn Spieltagen haben beide Zweitliga-Absteiger, der 1. FC Kaiserslautern als auch Eintracht Braunschweig, bereits die erste Krise erlebt – beim BTSV spitzt sie sich gar weiter zu. Kaiserslautern rangiert nach einer guten Englischen Woche nunmehr immerhin im vorderen Mittelfeld, musste dafür aber einige personelle Veränderungen vornehmen: Junge Talente sind in die erste Elf vorgedrungen, allen voran Christian Kühlwetter hinterlässt nachhaltigen Eindruck. Dafür müssen eine ganze Reihe jener, die eigentlich als Unterschiedsspieler in der 3. Liga deklariert worden waren, zunächst auf der Bank oder sogar Tribüne Platz nehmen.
Eintracht Braunschweig ist mittlerweile auf dem letzten Platz angekommen. Schon vor der Spielzeit ahnten einige im Umfeld der Niedersachsen, dass die Löwen nicht den Topfavoriten darstellen können, in dessen Rolle Braunschweig als namhafter Absteiger ganz automatisch gedrängt wird – zu lange brauchte die Kaderplanung, zu unausgewogen ist die Mannschaft besetzt. Doch während Kaiserslautern nach Startproblemen nun bereit scheint, das Verfolgerfeld in Angriff zu nehmen, wackelt der Stuhl von BTSV-Trainer Henrik Pedersen gehörig. Es ist völlig ungewiss, ob Braunschweig schnell die Wende gelingt oder in dieser Saison vielleicht sogar wirklich gezittert werden muss.
Aufsteiger sortieren sich nach Investitionsvolumen
Die 3. Liga rechnete mit drei außergewöhnlich starken Aufsteigern, sie hat bislang zumindest zwei auch bekommen. Dabei sortieren sich der KFC Uerdingen, 1860 München und Energie Cottbus bislang ungefähr nach den Mitteln, die sie in die Verstärkung ihres Kaders investiert haben. Uerdingen ist nach der Verpflichtung zahlreicher ehemaliger Erst- und Zweitliga-Spieler vorläufig mitten im Aufstiegsrennen. Die Sechziger, die immerhin Stefan Lex (bislang unauffällig) und Adriano Grimaldi (absoluter Leistungsträger) als namhafte Spieler holen konnten, haben sich im Mittelfeld eingefunden, zeigen aber Potenzial für mehr. Energie Cottbus, das so souverän durch die Regionalliga Nordost marschiert war, sich aber mangels Geld im Sommer kaum verstärken konnte, ist nach starkem Start auf einem Abstiegsrang angekommen. Weil es auch hinter den Kulissen brodelt, könnte die Spielzeit in der Lausitz eine komplizierte werden.
Untere Tabellenhälfte nimmt Formen an
Die stärkste 3. Liga wird am Ende der Saison vier Opfer fordern. Vor der Spielzeit waren einige Kandidaten ausgemacht worden, für die der Klassenerhalt das wichtigste Ziel sein würde. Der FSV Zwickau, Sonnenhof Großaspach, die Sportfreunde Lotte und der SV Meppen gehörten etwa dazu. Tatsächlich finden sich alle genannten Klubs mindestens in relativer Nähe zu den Abstiegsplätzen, teils sogar unter dem Strich wieder.
Dabei haben die Sportfreunde Lotte, die einen katastrophalen Auftakt erwischten, ihren Kopf in den vergangenen Wochen etwas aus der Schlinge gezogen, auch der SV Meppen hat gegen Braunschweig einen ersten Befreiungsschlag gelandet. Schon seit längerem zeigt der Trend in Großaspach nach unten, weil die Württemberger viel zu oft die Punkte teilen. In Zwickau und in Jena ist der anfängliche Optimismus nach guten Saisonstarts etwas verflogen. Dass auch Hansa Rostock vorerst weit unten steht und auch Wiesbaden noch im Mittelfeld feststeckt, kommt unterdessen doch überraschend.
Ein Pflicht-Aufsteiger ist nicht auszumachen
Die wichtigste Erkenntnis der ersten zehn Spieltage bleibt, dass die Ausgeglichenheit, über die sich die 3. Liga in den vergangenen Jahren so oft definiert hat, erneut gegeben ist. Schwer vorstellbar, dass sich mehrere Mannschaften an der Spitze absetzen werden oder im Tabellenkeller alsbald den Anschluss völlig verlieren. Diejenigen, die aktuell die Liga anführen, seien es der VfL Osnabrück, der Karlsruher SC, der KFC Uerdingen, Preußen Münster oder die Würzburger Kickers, spielen den Rest der Liga nicht in Grund und Boden, sondern haben jeder bereits schwache Auftritte hinter sich, harmonieren in Offensive und Defensive noch nicht perfekt oder haben Probleme, wenn die erste Elf von Ausfällen betroffen ist.
Kurzum: Der glasklare Aufstiegsfavorit ist an der Spitze noch nicht geboren, auch wenn der Weg des KFC Uerdingen als äußert finanzstarkem Klub vorgezeichnet ist. Selbst Überraschungen scheinen möglich – die SpVgg Unterhaching ist so ein Verein, der auf seine Chance lauern wird. Unberechenbar, attraktiv, hochspannend: Freuen wir uns auf den Herbst in dieser 3. Liga!