MSV feiert Rettung: "Riesiger Stein vom Herzen gefallen"
All die Anspannung, Ungewissheit und Sorgen sind endlich weg: Der MSV Duisburg hat den Klassenerhalt durch den 1:0-Erfolg gegen den SC Freiburg II beim Einstand von Traner Torsten Ziegner perfekt gemacht. Doch überschäumende Freude war bei den Beteiligten nicht zu sehen. Dafür ist die Enttäuschung über die schwache Saison einfach zu groß.
Keine übermäßige Freude
"Eher erleichtert" als übermäßig freudig ob des Klassenerhalts sei Moritz Stoppelkamp gewesen, erklärte der Offensivspieler bei "MagentaSport". Denn die Ansprüche bei den Zebras waren natürlich andere, als kurz vor dem Ende gerade noch so dem Abstieg zu entgehen. Vor zwei Jahren verpasste das Team nur ganz knapp die Teilnahme an der Relegation. In der Folge gab es nur schmerzhaften Abstiegskampf. "Die letzten zwei Jahre waren nicht einfach für den Verein, das Umfeld, die Fans und die Spieler. Es war unheimlicher Druck auf dem Kessel", resümierte Stoppelkamp, der am Samstag nach fünf Minuten das entscheidende Tor erzielt hatte.
"Jedem war bewusst, was passiert, wenn das schiefgehen würde. Deshalb fällt ein riesiger Stein vom Herzen", führte der 35-Jährige fort. Leider müsse man diese Saison "wieder abhaken. Aber man hat gerade heute gesehen, dass wir alles reingeschmissen haben". Dem kann auch nicht widersprochen werden. Doch es stellte sich – mal wieder – die Frage, weshalb die Mannschaft diese so oft zitierten Grundtugenden so selten abgerufen hat. Schließlich setzte es schon 20 Niederlagen und 70 Gegentreffer.
Pfiffe und Plakat von den Fans
"Das ist schwierig zu sagen", so der Routinier, dessen Vertrag im Sommer ausläuft. "Insgesamt haben wir nicht so als Team funktioniert. Wir haben immer wieder gedacht, dass man es geschafft hat, den Hebel umzulegen. Doch dann haben wir wieder einen Nackenschlag bekommen." Die Art und Weise der vielen Niederlagen und auch die Höhe wie beim 0:6 zu Hause gegen den TSV 1860 München seien "nicht hilfreich" gewesen. "Solche Schnitzer haben wir uns in dieser Saison leider zu oft erlaubt."
Das haben natürlich auch die Fans nicht vergessen. Selbst nach dem feststehenden Klassenerhalt gab es aus der Fankurve vereinzelte Pfiffe. Zudem wurde ein Plakat mit der Aufschrift "Versager" gezeigt. Der Schmerz der vielen Enttäuschungen sitzt bei einigen Anhängern tief. Auch das Aus im Landespokal-Halbfinale bei Regionalligist Straelen (0:1) Ende April ist noch nicht verarbeitet.
"Die Älteren müssen fitter werden"
Einen großen Umbruch im Sommer wird es dennoch nicht geben können, besitzen doch noch 17 Spieler einen gültigen Vertrag. Manch einer würde mit wenigen Ausnahmen gern den kompletten Kader austauschen. "Wenn du keinen großen Umbruch planen kannst, müssen die Jungen den nächsten Schritt machen", forderte Geschäftsführer Sport Ralf Heskamp. "Die Älteren müssen fitter werden, noch ein paar Prozente drauflegen. Und die Neuzugänge müssen passen, um im nächsten Jahr eine bessere Saison zu spielen", so der 56-Jährige.
Neu-Trainer Torsten Ziegner, der erst am Donnerstag übernommen hatte, stört die geringe Fluktuation im Sommer jedoch nicht. "Wir müssen die Saison kritisch aufarbeiten und dann die Schlüsse daraus ziehen. Dass so viele Verträge weiterlaufen, sehe ich nicht als Problem." Schließlich stimme "die grundsätzliche Einstellung zum Sport" bei der Mannschaft. "Das haben wir heute gezeigt."
Lob von Ziegner
Sein Einstand als MSV-Coach hätte indes nicht "nicht schöner, aber auch nicht intensiver ausfallen" können. Der gebürtige Thüringer sei "überglücklich, dass die Jungs heute Dinge, die behauptet wurden über diese Mannschaft, widerlegt haben". Die Spieler hätten Moral und Mentalität gezeigt und als Team zusammengestanden. "Sie haben zusammen gekämpft, diesen Sieg zu holen. Das war alles andere als schön, aber es war genau das, was wir heute gebraucht haben."
Nun liegt es auch an Ziegner, der einen Vertrag bis Sommer 2024 erhalten hat, eine bessere Mannschaft aufzubauen und zu entwickeln. Damit in absehbarer Zeit mit dem Saisonende wirkliche Freude statt Erleichterung herrscht – über einen Aufstieg in die zweite Liga.