MSV Duisburg: Wie du mir, so ich dir!
Im Top-Spiel der Dritten Liga trennten sich der Tabellenführer MSV Duisburg und sein erster Verfolger VfL Osnabrück mit einem 2:2-Unentschieden. Während die Meidericher nach einem emotionalen Abschied von Club-Legende Michael Tönnies eine Halbzeit brauchten, um sich wieder zu fangen, drehten sie einen Rückstand und verloren am Ende trotzdem zwei Punkte. Besonders MSV-Keeper Mark Flekken wird das verschmerzen können.
Furiose Gäste kennen kein Erbarmen
Als die Mannschaften am Samstagmittag auf den Platz einliefen, schallte über ihren Köpfen noch die verspätete Stadionhymne des MSV Duisburg hinweg. Kurz zuvor war unter Tränen die verstorbene Vereins-Legende und Stadionsprecher Michael Tönnies von seinem Kollegen Stefan Leiwen und den Verantwortlichen des MSV verabschiedet worden. Auch die Fans auf den Rängen erwiesen dem "Dicken" seine letzte Ehre und versprachen der Mannschaft mit einer ergreifenden Choreografie, dass "Tornados Wind immer durch die Arena wehen wird". Die Emotionen waren noch nicht ganz verarbeitet, da stand auch schon das Sportliche wieder auf dem Programm – und da wirbelte vor allem einer, nämlich VfL-Stürmer Kwasi Okyere Wriedt. Nach kaum 120 Sekunden vollstreckte der gebürtige Hamburger mit einem strammen Schuss aus 16 Metern zum Führungstreffer für die Gäste, deren mitgereiste Fans sich während der Abschieds-Zeremonie ausgesprochen vorbildlich verhielten. Die Zebras, die an diesem Tag mit dem eigens angefertigten "Tornado-Trikot" aufliefen, hatten sich noch nicht wieder gefasst – anders lässt sich nicht erklären, wie ein ausgewiesen gefährlicher Stürmer wie Wriedt vom Anstoß weg ohne Begleiter bis an den Sechzehner marschieren und vollenden konnte. In der Folge zogen sich die Osnabrücker zurück und überließen den Duisburgern das Feld, die aus ihrem Ballbesitz allerdings kein Kapital schlagen konnten. Immer wieder führten Fehlpässe und Ballverluste zu gegnerischen Chancen, wenigstens Wriedt konnte die MSV-Abwehr in Folge kaltstellen.
Bomheuer weckt die Lebensgeister
Kurz vor der Pause durften sich die Zebras glücklich schätzen, nicht höher in Rückstand zu liegen. Besonders nach einem Lattentreffer von Bastian Schulz hätte das Spiel wohl schon entschieden sein können – so bekamen die Meidericher die Chance, sich wieder zurück in die Partie zu kämpfen. Und das taten sie auch. Nach einem Freistoß aus dem Halbfeld von Fabian Schnellhardt schraubte sich Innenverteidiger Dustin Bomheuer hoch und köpfte unbedrängt an VfL-Keeper Marius Gersbeck vorbei ins Netz. Fortan drückte der MSV auf die Führung, bei den bis dahin souveränen Osnabrückern saß der Gegentreffer tief. Folgerichtig erzielte der eingewechselte Kingsley Onuegbu den 2:1-Treffer, als er nach einem Einwurf von der rechten Strafraumseite millimetergenau an der richtigen Seite des langen Pfostens einschoss. Stolz und voller Wehmut präsentierte der Torschütze sein Schweißband am linken Arm, auf dem ein letzter Gruß an Michael Tönnies geschrieben stand. Trotz der schlechten, ersten Halbzeit sahen die Zebras zu diesem Zeitpunkt wie der sichere Sieger aus – und hätte Simon Brandstetter, der an diesem Tag die Lunge eines Elefanten nutzte und unermüdlich für seine Farben rannte, kurz vor Schluss einen seiner beiden Bälle im Tor untergebracht, wäre es wohl nicht zu dieser Revanche-Geschichte gekommen: Marc Heider drang in den Sechzehner ein, konnte von Saison-Debütant Dan-Patrick Poggenberg nicht aufgehalten werden, und brachte unter mithilfe vom erneut starken Thomas Blomeyer, der noch leicht abfälschte, den Ball an Keeper Mark Flekken vorbei. Der niederländische Torhüter wird den Gegentreffer in der zweiten Minute der Nachspielzeit mit einem weinenden und einem lächelnden Auge gesehen haben – schließlich war er es, der dem VfL im Hinspiel mit seinem Treffer zwei Punkte klaute. Die Zebras verpassten damit zwar die Chance, sich in der Tabelle komfortabel abzusetzen, hielten aber gleichzeitig auch den ärgsten Konkurrenten auf Abstand – und das Wichtigste ist, dass die Meidericher in "Tornado-Form" durchaus in der Lage gewesen wären, die zweitbeste Mannschaft der Liga trotz einer schlechten Halbzeit in die Schranken zu weisen. Wären da nicht die Geschichten, die nur der Fußball schreibt.