MSV Duisburg: Lettieri vorgestellt, Grlic contra Wald
Nur acht Punkte aus acht Spielen und Tabellenplatz 17: Viel schwerer könnte der Start für Gino Lettieri beim MSV Duisburg kaum sein – zumal es mit Blick auf die finanzielle Situation auch hinter den Kulissen durchaus knirscht, wie die Pressekonferenz zur Vorstellung des Lieberknecht-Nachfolgers am Donnerstag zeigte.
Wald gibt Einblicke in Finanzen
"Ein Trainerwechsel ist sicherlich nicht das Schönste im Fußballleben", sagt Präsident Ingo Wald im Rahmen der Pressekonferenz am Donnerstag. Allerdings sei der Impuls nötig, denn die Saison verlief bislang entgegen vieler Vorstellungen. Einen Teil der deutlichen Kritik der letzten Tage machte der Präsident einmal mehr an der finanziellen Situation des Vereins fest, wobei er dieses Mal tief in die Mechanismen hinter die Kulissen einblicken ließ. Denn die Durchfinanzierung der Saison steht weiterhin nicht fest.
Das spiegelte sich auch in der Etatplanung wieder. "Allein die bestehenden Verträge reizen diese Mittel aus", erklärte Wald in Hinsicht auf die vier Millionen Euro, die zu Beginn der letzten Transferperiode zur Verfügung standen. Dank der Akquise von Sportdirektor Ivica Grlic konnte der Etat bis zum Schluss wieder auf 4,5 Millionen gebracht werden, aber für diesen Vorgang brauchte es Zeit. Zeit, die der MSV nicht hatte: "Wir haben fünf Wochen gebraucht, um das zu schaffen. Zu dem Zeitpunkt war der Transfermarkt abgegrast. Dann bekommt man ein paar Spieler nicht mehr, die man ursprünglich haben wollte."
"Ich hätte das nicht öffentlich gemacht"
Unumgänglich war das Fazit des MSV-Präsidenten, dass in einer solchen Situation jede sportliche Leitung "die gleichen, schwierigen Rahmenbedingungen" vorgefunden hätte – und es nicht an der Person Ivica Grlic festzumachen ist. "Auf dieser Basis ist das Erreichte eine gute Arbeit", versicherte Wald. Grlic entgegnete jedoch: "Ingo, lieben Dank für die Worte. Aber ich hätte so was nie öffentlich gemacht. Jammern ist nicht meine Art. Ich weiß, unter welchen Bedingungen wir alle hier im Verein arbeiten müssen", erklärte der Ex-Profi. "Eine halbe Million macht eine Menge aus. Das ist keine optimale Kaderplanung." Dennoch zeigte sich der Ex-Profi überzeugt davon, "dass die Mannschaft mehr Potenzial hat." Dieses soll nun Gino Lettieri bei seiner Rückkehr herauskitzeln. Doch auch in dieser Hinsicht hagelte es Kritik.
"Wir hatten eine erfolgreiche Zeit in der 3. Liga. Umso überraschter bin ich. Es wird gesagt, dass wir dieselben Berater haben. Ich wusste nicht, dass ich überhaupt einen Berater habe", wehrte sich der 45-Jährige gegen Gerüchte. Zudem schob der Sportdirektor jeglichem Verdacht eines Freundschaftsdienstes entschieden einen Riegel vor: "Wenn ich höre, dass Gino den Job nur erhalten hat, weil wir eine angebliche Freundschaft haben, dann frage ich mich auch, ob man heute so leicht an einen Job kommt." Gleichwohl sieht sich der Sportdirektor nun in der Pflicht. "Es wird an uns beiden liegen, dass wir die Leute überzeugen."
Lettieri: "Kommt nicht auf mich an"
Nun liegt der Druck auf den Schultern von Gino Lettieri, der sein Team wieder zu Konstanz und Stabilität führen soll. Aufgrund der Regularien wird der 53-Jährige aber in München noch nicht an der Seitenlinie stehen, der erste Corona-Test beim neuen Coach war jedoch schon negativ. "Wir haben gemeinsam schon sehr gute Ergebnisse abgeliefert und sehr gut gearbeitet. Deswegen denke ich, dass wir auch diese Situation in den Griff bekommen", verwies Lettieri auf den erfolgreicheren Part seines ersten Engagements bei den Zebras und fügte hinsichtlich der Kritik an seiner Person an: "Als ich das erste Mal hergekommen bin, waren die Stimmen auch nicht alle positiv. Ich kann damit umgehen."
Am Samstag will der neue Coach beim Auswärtsspiel bei Türkgücü München zumindest auf der Tribüne sitzen, einen großen Einfluss kann er von dort aber wahrscheinlich nicht nehmen. Künftig soll dann der Fokus auf eine stabile Viererkette gelegt werden, um wieder eine Balance zwischen Offensive und Defensive aufzubauen. Dazu werden vor allem die Spieler selbst gefordert sein, denn Lettieri will nichts aufdiktieren: "Es kommt nicht drauf an, was ich spielen möchte, sondern auf das, wo sich die Spieler am besten wohlfühlen und ihre besten Leistungen abrufen können. Es ist heutzutage wichtig, dass man als Trainer auch auf die Spieler zukommt." Mit dem nötigen Quäntchen Glück soll die neue, alte Handschrift des Coaches dann schon "in zwei, drei Wochen" sichtbar werden. Fehlen werden am Samstag derweil die gesperrten Lukas Scepanik und Dominik Schmidt sowie die verletzten Cem Sabanci, Joshua Bitter, Leroy-Jacques Mickels, Mirnes Pepic (muskuläre Probleme) und Max Jansen (grippaler Infekt).