MSV Duisburg: Ist Platz 1 nicht gut genug?

Genau 402 Minuten lang war der MSV Duisburg als Tabellenführer der Dritten Liga ohne eigenen Treffer. Am Samstagmittag um 14:32 Uhr erlöste Kingsley Onuegbu die Meidericher und traf gegen den VfR Aalen per Abstauber. Für einen Sieg reichte der Treffer am Ende nicht, trotzdem konnten die Meidericher mit einem Unentschieden den Spitzenplatz verteidigen. Viele Fans reicht das nicht – zu Recht? Ein Kommentar.

Stimmungsschwankungen in Duisburg

Eine echte Achterbahn der Gefühle haben die Anhänger vom MSV Duisburg am Samstag gegen den VfR Aalen erlebt. Zuerst der erlösende, lange herbeigesehnte Treffer, dann der Rückschlag durch zwei Gegentore und anschließend der Ausgleichstreffer, der gleichbedeutend mit der Tabellenführung ist. Denn der VfL Osnabrück hat sich im Parallelspiel nicht noch einmal lumpen lassen, hat die vierte Chance zur Attacke auf den Spitzenplatz in der Tabelle genutzt. Zugunsten der Zebras spricht nur noch die bessere Tordifferenz, ansonsten ist die Ausgangssituation der Liga offener denn je. Aber trotzdem – der MSV hat die Tabellenführung verteidigt. Für die Ansprüche des Publikums scheinbar zu wenig, denn die Stimmung in Duisburg ist angespannt. Längst steht die Gunst der Fans auf Messers Schneide, immer wieder geraten dieselben Personalien ins Fadenkreuz der breiten Masse. Allen voran wird Sportdirektor und Club-Legende Ivica Grlic in einschlägigen Fan-Foren immer häufiger kritisiert und seine Kompetenz in Frage gestellt. Auch Trainer Ilia Gruev muss sich mit Konfrontationen a lá "Angsthasenfußball" auseinandersetzen. Aber haben die Fans damit wirklich Recht? Und wie groß ist die Anzahl derjenigen, die ihren Unmut bekunden? Die erste Frage ist schnell beantwortet, denn fünf Spiele ohne Sieg sprechen eine eindeutige Sprache – wenn man den Aufstieg als Ziel setzt, ist dies langfristig zu wenig. Aber in dieser Aussage liegt auch gleichzeitig die Krux, denn trotz fünf Spielen ohne Sieg blieb die Mannschaft auf Platz eins. Die hervorragende Defensivarbeit geht klar auf das Konto von Ilia Gruev, schließlich bilden dieselben vier Spieler die Viererkette, die im Abstiegsjahr noch eine der Schlechtesten in der 2. Bundesliga waren. Hier hat der deutsch-bulgarische Trainer gute Arbeit geleistet. Gleichzeitig unterstützt es die Kaderplanung von Ivica Grlic, denn dem Sportdirektor ist es gelungen, eine intakte Mannschaft zusammenzuhalten. Ein erster Tabellenplatz spricht nicht gerade dafür, dass die Personalien innerhalb der Mannschaft falsch zusammengestellt wurden. "Und dennoch haben auch die Fans Recht mit ihrem Unmut, denn vier torlose Spiele hintereinander haben keine unmittelbare Verbesserung der Offensive vermittelt – auch wenn manche Kritiken dem Motto "Das Bayern München der Dritten Liga" gleichkommen.

Sportlich zurückgekämpft

Bleibt noch die Frage, wie groß die Masse der Kritiker ist. Festzuhalten bleibt, dass im Spiel gegen den VfR Aalen nur noch knapp 10.500 Fans im Stadion waren. Bei einem bisherigen Saisonschnitt von über 12.000 ist das zum Ende der Hinrunde deutlich weniger, als noch zu Beginn der Spielzeit. In erster Linie helfen gegen diesen Abwärtstrend nur Siege. Gegen die Aalener kamen die Zebras zumindest mal wieder in den Genuss, eine Führung auf dem Platz zu erzielen. Nach einem Schuss von Startelf-Debütant Ahmet Engin, den VfR-Torwart Daniel Bernhardt nur nach vorne abprallen lassen konnte, musste Kingsley Onuegbu nur noch den Fuß hinhalten. Der "King" konnte seine Gefühle nach dem Treffer kaum zurückhalten, rieb sich immer wieder Gesicht und Augen. In der zweiten Halbzeit folgte der prompte Rückschlag in Form zweier Gegentore, die der MSV in der Schlussphase noch kompensieren konnte. Nach einer scharfen Flanke von Engin stand Zlatko Janjic in der Mitte goldrichtig und bugsierte die Kugel mit der Brust über die Linie. Damit sicherte der 30-Jährige seinem Team den Spitzenplatz für eine weitere Woche. Spätestens dann werden die Blau-Weißen wieder gefordert sein, das Publikum aufs Neue zu begeistern. Ein Anfang sollte aber getan sein, denn mit dem oft von Fans geforderten Ahmet Engin hat ein Duisburger Eigengewächs ein starkes Spiel mit zwei Vorlagen gefeiert. Was bleibt also festzuhalten? Der MSV Duisburg bleibt trotz schlechter Spiele Erster – das hat man in der Vergangenheit auch schonmal über den FC Bayern gesagt.

 

   
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