MSV Duisburg: Der Komfort eines Unentschiedens

Stanislav Iljutcenko hätte der Held des Abends werden können, wäre bloß eine seiner Großchancen mal hinter der Linie gelandet. Aber auch das 0:0-Unentschieden beim SV Werder Bremen II wird den Tabellenführer aus Duisburg nicht unglücklich machen, denn selbst mit dem Gewinn von einem Punkt konnten die Zebras ihren Vorsprung auf die Verfolger ausbauen. Weil bei den Meiderichern derzeit alle Zeichen auf Aufstieg stehen, wird es Zeit, mal ein bisschen pingelig zu werden.
Immer dieselbe Leier
Ja, pingelig wird es! Jetzt mal Butter bei die Fische, warum wurde in Bremen kein 4:0-Sieg eingefahren? Chancen dazu hatte allein Stanislav Iljutcenko genug. Wird doch langsam langweilig, immer wieder dieselben Spielberichte zu lesen – MSV dominiert das Spiel, bekommt die Murmel aber nicht über die Linie. "Starke Gegner" entführen einen Punkt beim Spitzenreiter. Die Konkurrenz will den MSV doch gar nicht überholen… Selbst der "Dauschi" hat nach seinem ersten 90-Minuten-Einsatz in dieser Saison kein Bock mehr auf Dritte Liga, sagt gegenüber "RevierSport": "Es wird Zeit, dass wir die 3. Liga verlassen."
'Na, Scherz erkannt? Angesichts der guten Laune, die vermutlich beim MSV Duisburg dieser Tage herrschen wird, werdet Ihr über solche Aussagen nur schmunzeln können. Für die Zebras könnte es aktuell weitaus schlechter laufen, als einen Zähler bei der bis dato zweitbesten Rückrunden-Mannschaft mitzunehmen. Man betrachte beispielsweise die Partie vor einer Woche zwischen den jungen Bremern und dem VfL Osnabrück, der bis dahin einer der ärgsten Verfolger der Duisburger war. Dem Chancenplus der Lila-Weißen zum Trotz holte sich der SVW II drei Punkte – ironischerweise – an der Bremer Brücke. Nur neun Tage später trotzten die Jungs aus dem Norden auch dem Tabellenführer, anders als bei der Konkurrenz kann beim MSV jedoch nicht von einem Patzer gesprochen werden. Der Spitzenreiter kann sich den Punkt erlauben, erspielte schon sein achtes Unentschieden in den letzten 13 Partien und setzt sich doch immer weiter und weiter in der Tabelle ab. Da die Konkurrenz keine Ergebnisse liefert, welche die Meidericher unter Druck setzen würden, können sich die Blau-Weißen ihren Gegner Spieltag um Spieltag gut zurecht legen – ein Sieg wäre wünschenswert, ein Unentschieden reicht aber auch.
Kritik auf hohem Niveau
Wer jetzt glaubt, dass die Spieler mit einem solchen Gedanken in ein Match gehen, der liegt natürlich weit daneben. Es ist ein Komfort, den sich die Zebras selbst erarbeitet haben und den sie beibehalten wollen. "Ich hatte die Möglichkeit. Ich hätte besser abschließen müssen", sagt zum Beispiel Martin Dausch, der für den gesperrten Tim Albutat auf die "Sechs" rückte und schon in den Anfangsminuten eine gute Chance für seine Farben hatte. Dauschs Aussage bestätigt, dass sich niemand beim MSV auf dem bisherigen Erfolg ausruhen will, sondern dass der gesamte Kader den Ehrgeiz hat, jede Partie für sich gewinnen zu wollen. Und wenn es, wie jetzt am Sonntag, einfach nicht klappen will – dann geht die Welt auch nicht unter. Einzig die Effizienz seiner Mannschaft ist eine Stellschraube, um deren Feinschliff sich Trainer Ilia Gruev schon die gesamte Saison über kümmert. Will jemand die Spielweise der Zebras wirklich sehr kleinlich auseinandernehmen, dann ist dies wohl die größte Angriffsmöglichkeit für Kritiker. Aber auch hier gilt wieder: Solange man weiß, dass man noch einen Gang höher schalten kann, liegt alles im grünen Bereich.