Mitgliederversammlung beim SCP: Viele Fragen bleiben offen

Am Montagabend lud der SC Preußen Münster zur ordentlichen Jahreshauptversammlung 2015. Die Veranstaltung, die im Vorfeld bereits durch das Durchsickern eines sechsstelligen Fehlbetrages aus der vorherigen Spielzeit immens an Bedeutung gewann, dauerte über vier Stunden und ging mit vielen Diskussionen einher. Denn die Erklärung des Fehlbetrages wurde nach Meinung der Mitglieder nicht ausreichend ausgeführt.

Minus von rund 500.000 Euro

Nein, in den vorherigen Jahren hatten die Adlerträger stets ruhigere Versammlungen erlebt, denn in den letzten zehn Jahren war ein Schuldenberg von über zwei Millionen Euro kontinuierlich abgebaut worden. In der abgelaufenen Saison 2014/2015 war jedoch plötzlich ein Minus von insgesamt gut 500.000 Euro erwirtschaftet worden: Wie konnte dies passieren? Präsident Georg Krimphove, der Sportliche Leiter Carsten Gockel sowie Finanzvorstand Mike Schmitz versuchten, den Fehlbetrag zu erklären: Der sportliche Absturz im Endspurt der letzten Saison – der SCP hatte von den letzten acht Saisonspielen sieben verloren – kam für alle unvorhersehbar und ging einher mit einem deutlichen Zuschauerschwund. Beispielsweise seien beim letzten Saisonspiel gegen Absteiger Borussia Dortmund II nur noch 5112 Zuschauer im Stadion gewesen. Das sind weniger, als zuvor Dauerkarten verkauft worden waren. Insgesamt hatte der Verein mit durchschnittlich 9500 Zuschauern pro Spiel kalkuliert – eine sehr optimistische Prognose, die trotz ausverkaufter Derbys letztendlich um 300 Anhänger pro Spiel verfehlt wurde.

Mangelnde Erklärungen an allen Ecken und Enden

Zudem seien Mehrkosten durch Nachverpflichtungen in der Winterpause entstanden, die allesamt nicht die in sie gesteckten Erwartungen erfüllen konnten und den Verein schon im Sommer wieder verließen. Auch die DFB-Pokal-Teilnahme in der laufenden Saison 2015/2016 war durch ein Ausscheiden im Landespokal sowie das Verfehlen des vierten Platzes verfehlt worden. Doch auch das Pokalspiel gegen den FC Bayern München aus der Spielzeit 2014/15, eigentlich ein Glückslos für jeden unterklassigen Verein, wurde als Grund für marketing- und werbetechnische Mehrausgaben genannt – eine Rechnung, mit der sich große Teile der Mitglieder nicht einverstanden zeigten. Zumal der Rekordmeister indirekt erst für die hohe Anzahl verkaufter Dauerkarten sorgte und damit einen nicht unwesentlichen Teil zu den Zuschauereinnahmen beitrug.

Aufsichtsratsvorsitzender greift Ultragruppierungen an

Überhaupt wurden die Gründe für die Mehrausgaben in der Saison 2014/15, die insgesamt auf über 1,1 Millionen Euro beziffert wurden, ebenfalls unzureichend erklärt: Die Verlängerung der Verträge von den Schlüsselspielern Mehmet Kara und Amaury Bischoff bis 2018 – zwei Spieler, die in Münster zu den Topverdienern zählen. Maßnahmen wie das Errichten eines meterhohen Zaunes um den Trainingsplatz, sodass Zuschauer dieses kaum noch verfolgen können, wurden von Gockel mit einer Kaninchenplage erklärt. Und nicht zu guter Letzt rückte auch der Rücktritt von Präsident Marco de Angelis im April 2015 in ein neues Licht: Sah er vorher, dass entgegen seiner immer wieder proklamierten Devise doch Schulden angehäuft werden? Es passte zu dem Rahmen dieser denkwürdigen und hochintensiven Veranstaltung, dass der Aufsichtsratsvorsitzende und Geschäftsführer des Hauptsponsors Thomas Bäumer die Ultragruppierungen ins Visier nahm und ihnen attestierte, sie würden ein "positives Fußballerlebnis unmöglich machen.“ Zeitgleich stellte er sich nicht mehr zur Wahl für den Aufsichtsrat – wird aber, wie gemunkelt wird, nachträglich als Nachrücker erneut berufen werden. Möglicherweise ein taktisches Kalkül, um auf die Wahl vor den Mitgliedern verzichten zu können.

   
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