Vereinsloser Merkens im Interview: Wie er seine Zukunft plant
Im Interview mit liga3-online.de spricht Tom Christian Merkens, der zuletzt drei Jahre beim VfL Osnabrück unter Vertrag stand, über seinen aktuellen Gesundheitszustand, erklärt, warum er in Osnabrück keinen neuen Vertrag erhalten hat und verrät, wie er für die Zukunft plant.
[box type="info"]Hintergrund: Hintergrund: Nach einem rüden Foul von Amaury Bischoff beim Spiel zwischen Münster und Osnabrück am 1. März 2014 wurde Tom Christian Merkens so schwer verletzt, dass er seitdem nur noch zwei Spiele bestreiten konnte – in der kompletten letzten Saison blieb er ohne Einsatz. Da sein auslaufender Vertrag am 30. Juni nicht verlängert wurde, ist Merkens derzeit vereinslos.[/box]
liga3-online.de: Hallo Herr Merkens. Die wichtigste Frage ganz zu Beginn: Wie geht es Ihnen? Haben Sie sich von Ihrer schlimmen Verletzung (Knöchelbruch- Anm. d. Red.) aus dem März 2014 ohne Folgeerscheinungen erholt?
Tom Christian Merkens: Mir geht es gut. Ich bin gesund, kann laufen und ich kann Fußball spielen.
Ihre Verletzung damals hat Sie weit über ein Jahr allein an Rehazeit gekostet, auch in der letzten Saison konnten Sie kein einziges Spiel absolvieren. Wie geht man mit so einer schwierigen Situation um?
Vom Kopf her war das natürlich schon sehr schwierig. Das ist alles ein bisschen unglücklich gelaufen – auch aus medizinischer Sicht: Erst bei der dritten Operation wurde die Ursache für meine Probleme gefunden und behoben. Deswegen hat sich der Heilungsprozess auch so lange hinausgezögert. Seit der OP im November 2015 wurden die Belastungen regelmäßig gesteigert, zudem habe ich seitdem auch nicht ein einziges Training oder eine Einheit aufgrund von Problemen mit dem Fuß abbrechen oder auslassen müssen.
Vor knapp einem Jahr gab es ein „Wiedersehen“ mit Amaury Bischoff. Die Polizei hatte damals Ermittlungen wegen Körperverletzung gegen Sie eingeleitet. Was ist daraus geworden?
Darüber möchte ich eigentlich gar nicht mehr sprechen, da das wirklich überhaupt nichts mit dem zu tun hatte, was vorher mal war. Die Polizei musste aufgrund der Öffentlichkeit ermitteln, aber nach ein paar Tagen war das dann erledigt. Wie die Videobilder gezeigt haben, ist ja nichts passiert.
Gab es eigentlich mal eine Aussprache zwischen Ihnen und Herrn Bischoff?
Wir haben einmal ganz kurz gesprochen, jeweils nach dem Foulspiel und nach der Aktion in der letzten Saison. Für uns war das kein großes Thema.
Ihr auslaufender Vertrag beim VfL Osnabrück wurde nicht verlängert. Woran sind die Gespräche bzw. die Verhandlungen gescheitert?
Es gab gegen Ende der Saison ein Gespräch mit Trainer Joe Enochs. Damals war es so, dass aufgrund der Situation mit meinem Fuß mein Vertrag nicht verlängert werden konnte. Der Verein wusste nicht, ob der Fuß der Belastung dauerhaft standhalten würde. Man hat mir aber angeboten, dass ich die Vorbereitung mit der Mannschaft ganz normal absolviere und dass wir danach nochmal schauen, ob es eine weitere Zusammenarbeit geben kann. Nach der Vorbereitung gab es leider kein Gespräch in dieser Hinsicht, auch wenn ich die Vorbereitung ohne Probleme mit dem Fuß absolviert habe. Ich wäre gerne weiter in Osnabrück geblieben, aber ich hege überhaupt keinen Groll. Vielleicht war es für mich einfach gut, dass ich die Vorbereitung absolvieren konnte und da überhaupt keine Beschwerden hatte.
Während der Sommerpause haben Sie unter anderem bei den Sportfreunden Lotte vorgespielt. Für einen Vertrag hat es allerdings nicht gereicht. Warum nicht?
Das kann ich selbst nicht beantworten, da mit mir nicht weiter gesprochen wurde.
Und wie geht es bei Ihnen jetzt weiter?Sie waren auch bei der Vereinigung der Vertragsfußballer. Wie lief der "Alltag" dort?
Was das angeht, da war ich ein bzw. zweimal bei Testspielen im Einsatz, um 90 Minuten Fußball zu spielen. Das ist es, was mir hauptsächlich fehlt – die Spielpraxis und 90 Minuten Belastung. Ansonsten bin ich dort aber gar nicht mehr, sondern halte mich beim TSV Havelse fit, wo ich auch vor meinem Engagement beim VfL Osnabrück gespielt habe. Ich hätte zwar auch weiterhin in Osnabrück mittrainieren können, aber ich hatte dort schon keine Wohnung mehr. Das war auf Dauer keine gute Lösung und deswegen ist es gut, dass ich wieder zuhause in Hannover bin.
Glauben Sie an eine Rückkehr in den Profifußball? Haben Sie die Ambition, noch einmal in der 3. Liga aufzulaufen?
Aber klar würde ich gerne wieder in die 3. Liga zurückkehren. Ich denke auch, dass ich vor meiner Verletzung gezeigt habe, dass ich gut auf diesem Niveau spielen kann. Klar ist das mit der Verletzung schwierig und ich weiß auch, dass sich die Vereine Gedanken machen, ob der Fuß hält. Von daher muss man sehen, was in den nächsten Wochen passiert. Für mich geht es erstmal darum, dass ich gesund bin und keine Probleme mit meinem Fuß habe und einfach Fußball spielen kann.
Könnten Sie sich auch ein Engagement beim TSV Havelse vorstellen?
Klar, ausschließen würde ich auch das nicht. Ich hatte dort damals unter André Breitenreiter eine gute Zeit, was mich auch fußballerisch weiter gebracht hat. Das war letztlich auch mein Sprungbrett in die 3. Liga.
Gibt es auch einen Plan B, falls es mit dem Profifußball nichts mehr wird?
Ja, schon länger. Wenn es gut läuft, bin ich in einem halben Jahr mit meinem Studium fertig. Ich habe vor einiger Zeit schon ein Fernstudium im Bereich BWL angefangen und mache mir deswegen keine großen Sorgen um meine Zukunft. Aber auch grade aufgrund der Leidenszeit und der Quälerei in der Reha habe ich den starken Willen, dass sich meine Bemühungen auszahlen und ich nochmal auf den Platz zurückkehren kann.
Was sind denn in dieser Saison Ihre drei Favoriten für den Aufstieg aus der 3. Liga in die 2. Bundesliga?
Das ist natürlich schwierig, die Liga ist so eng und es ist noch so früh in der Saison. Ich denke aber, dass der MSV Duisburg da eine gute Rolle spielen wird, da dort die Mannschaft zusammengehalten werden konnte und diese auch ein gutes Niveau hat. Dann würde ich es auch dem VfL Osnabrück gönnen, auch wenn ich dort keinen neuen Vertrag erhalten habe. Aber der Verein und die Fans streben so sehr danach, und meiner Meinung nach ist das Potential auf jeden Fall da. An dritter Stelle hatte ich vor der Saison Holstein Kiel auf dem Zettel. Die sind zwar nicht so gut gestartet, haben aber eine sehr hohe Qualität im Kader .
Zum Abschluss noch die Frage: Wo sehen Sie sich in einem Jahr bzw. was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Mein Wunsch ist es ganz klar, gesund zu bleiben und Fußball zu spielen. Wo es dann am Ende ist, ist schwierig zu sagen. Ich würde mir natürlich die 3. Liga wünschen und hoffe, dass ich da in einem Jahr wieder im Geschäft.