"Menschlich enttäuscht:" Flüthmann übt Kritik nach BTSV-Aus

Im November 2019 ist Christian Flüthmann nach nur 153 Tagen und als Tabellenfünfter bei Eintracht Braunschweig entlassen worden. Nun äußert sich der Trainer in einem Interview umfassend zu den Umständen seines vorzeitigen Abschieds.

War Braunschweigs guter Start zu gut?

Plötzlich ging alles schnell: Eine schwierige Phase in der Saison von acht Partien, die bei vier Unentschieden und drei Niederlagen nur einen Sieg einbrachte, reichte, um Christian Flüthmann den Job zu kosten. Als Assistent von André Schubert war der junge Trainer nach Braunschweig gekommen, um den BTSV vor dem Abstieg zu retten – mit Erfolg. Dann folgten die Beförderung zum Chef und ein erfolgreicher Saisonstart – genug Kredit brachte dies dem Coach damals aber offenbar nicht ein, wie er gegenüber "Transfermarkt" darlegte: "Ich glaube, der sehr gute Start hat sowohl intern als auch im Umfeld eine Erwartungshaltung hervorgerufen, die wir nicht bedienen konnten", sieht Flüthmann den Start mittlerweile sogar eher kritisch: "Auch wenn es komisch klingt, wahrscheinlich hätte uns ein schlechterer Start auf längere Sicht besser und nachhaltiger geholfen."

Zumindest wäre dann die Fallhöhe vermutlich nicht so eklatant gewesen. Denn nach dem starken Auftakt hatten sich die Erwartungen offenbar verschoben: "Das Wort Aufstieg wurde nach dem super Start im Umfeld hochgepusht. Innerhalb des Vereins war nie die Rede vom Aufstieg und dieser auch keine Anforderung an uns. Unser Saisonziel war es, sich um Platz 5 herum einzufinden", gibt Flüthmann Einblick: "Und objektiv betrachtet, wäre es auch fahrlässig gewesen, nach einer Saison in der man dem Abstieg in die Regionalliga gerade so von der Schippe gesprungen ist, mit einem jungen Trainer ohne bisherige Cheftrainer-Erfahrung im Profifußball in die neue Spielzeit zu gehen und diesem gleich das Ziel Aufstieg vorzusetzen."

Flüthmann mit Kritik – auch an sich selbst

Dennoch musste Flüthmann plötzlich gehen, als die Ergebnisse den Erwartungen auf einmal nicht mehr gerecht wurden. Insbesondere der Zeitpunkt überraschte den Trainer. Die Art und Weise der Trennung habe ihn "menschlich enttäuscht, unabhängig davon, dass die letzten Ergebnisse bescheiden waren und die Kritik an meiner Person bis zu einem gewissen Grad sicherlich auch gerechtfertigt war", so Flüthmann: "Es gab innerhalb meiner Zeit kein Krisengespräch. Ich hätte vollkommen verstanden, wenn vorher Klartext gesprochen worden und die Entlassung aufgrund eines Ultimatums entstanden wäre." Stattdessen kam die Trennung unverhofft: "Wir haben schon die Planung für die Winterpause in Angriff genommen. Aufgrund dieser Tatsache hat mich die Freistellung aus heiterem Himmel getroffen, denn eigentlich sollte es ein Arbeiten auf Augenhöhe sein."

Dass letztlich nicht alles rosig war, sah er selbst ein: "Was ich mir ankreiden lasse ist, dass ich vielleicht mehr hätte moderieren müssen, als neuen Input in die Mannschaft einzubringen", so der Coach, der nach eigenen Angaben im Laufe der Saison versuchte, den "nächsten Schritt" machen zu wollen und vom Umschaltspiel auf Ballbesitzfußball zu wechseln. Doch dieser Plan ging nicht auf. Darüber hinaus konnte er nicht alle Spieler ans Leistungslimit bringen, wie er selbst kritisiert: "Trotz mehrfacher Einzelgespräche, Zusatztraining, Extraanalysen konnten Einzelne sie nicht auf den Platz bringen."

Rückblick auf "fantastische Zeit"

Gleichzeitig störte sich der 37-Jährige daran, wie mit ihm umgegangen wurde: "Da werden Gerüchte verbreitet, die von Autoritätsproblem bis beratungsresistent reichen, um am Ende eine Entlassung zu rechtfertigen, die aufgrund sportlicher Gründe nur schwer nachzuvollziehen ist“, so Flüthmann.

Nun ist das Kapitel Braunschweig für Flüthmann bereits wieder beendet. Ein Kapitel, dass er dennoch in guter Erinnerung behalten wird: "Ich hatte eine fantastische Zeit in Braunschweig“, so Flüthmann: "Ich wusste schon früher, dass Eintracht Braunschweig ein Verein mit großem Fanpotenzial ist. Doch dieser Wucht, die der Verein in der Stadt und der Region hat, war ich mir bei meinem Wechsel nicht bewusst."

   
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