Maximilian Welzmüller im Interview: “Dieser Traum wird jetzt wahr"

Unterhachings Kapitän geht von Bord: Maximilian Welzmüller wechselt nach dem Ende der laufenden Saison zum Zweitligisten VfR Aalen. Im Interview mit liga3-online.de erklärt der 24-Jährige, warum er die Spielvereinigung Unterhaching nach zwei Jahren verlässt, was seine Ziele mit dem VfR Aalen sind, was es mit Unterhachings Rückrundenfluch auf sich hat und was er seinem Noch-Arbeitgeber für die Zukunft wünscht. Der Kapitän der Hachinger spielt seit Sommer 2012 für die UHG und lief in diesem Zeitraum in insgesamt 67 Drittliga-Spielen auf.

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liga3-online.de: Herr Welzmüller, Ihr Wechsel zum VfR Aalen in die 2. Bundesliga ist nun endlich öffentlich. Erleichtert?

Maximilian Welzmüller: Ja total. Die Entscheidung steht schon seit mehreren Wochen, aber aus Rücksicht auf Mitspieler, Verantwortliche und Fans habe ich versucht, den richtigen Zeitpunkt abzuwarten. Ich wollte niemanden verunsichern.

Die Veröffentlichung Ihres Wechsels kommt dennoch, bevor der Klassenerhalt endgültig perfekt ist.

Nach dem deutlichen Heimsieg gegen den MSV Duisburg war die Stimmung im Verein so positiv, dass ich meinen Wechsel nach Aalen guten Gewissens verkünden konnte. Außerdem: Im Fußball ist zwar alles möglich, aber ich bin sehr zuversichtlich, dass wir die Klasse halten werden!

Wie wurde Ihr Abschied innerhalb der Mannschaft aufgenommen?

Der Moment in der Kabine war schon sehr emotional, aber es gibt keinen, der den Wechsel nicht versteht. Natürlich empfinde ich Wehmut, jetzt wo ich den Verein und meine Heimat verlasse. Ich hatte zwei wunderschöne Jahre in Unterhaching und viele Freunde innerhalb der Mannschaft. Ich habe mich in Haching zu 100 Prozent wohl gefühlt und wünsche dem Verein für die Zukunft alles Gute.

Warum haben Sie sich für den VfR Aalen entschieden?

Einen großen Anteil hat Trainer Stephan Ruthenbeck. Er hat mir signalisiert, dass er mich unbedingt haben möchte. Dazu kommt, dass sich Geschäftsführer Ferdinand Meidert viel Mühe gegeben hat, mich vom Konzept des Vereins zu überzeugen. Das hat mir ein sehr gutes Gefühl vermittelt.

Gab es Anfragen anderer Vereine?

Ja, es gab einige weitere Interessenten. Für mich war aber schnell klar, dass ich den Schritt in die zweite Bundesliga gehen möchte. Es ist immer mein Traum gewesen, einmal in einer der zwei höchsten deutschen Ligen zu spielen – dieser Traum wird jetzt wahr.

Mit Ihnen verlässt wieder ein Leistungsträger die SpVgg Unterhaching.

Mir tut es Leid für die Spielvereinigung, aber das ist das Los des Vereins. Es gibt leider nicht die finanziellen Möglichkeiten, um Leistungsträger über einen längeren Zeitraum zu halten. Da ist man gezwungen, jedes Jahr Spieler zu verkaufen. Sascha Bigalke, Florian Niederlechner in der vergangene Saison oder jetzt Jannik Haberer sind gute Beispiele dafür. Jeder Spieler hat natürlich das Ziel, so hochklassig zu spielen wie möglich. Deswegen ist es auch völlig legitim, wenn Spieler sich für höhere Aufgaben empfehlen wollen. Ich wünsche mir für die Spielvereinigung, dass es irgendwann einmal klappt, die absoluten Leistungsträger halten zu können. Dennoch wird im Verein hervorragend gearbeitet. Es ist schon toll, wie es Jahr für Jahr gelingt, mit schlechten Rahmenbedingungen das Maximum heraus zu holen.

Was müsste sich in Unterhaching ändern, um den Malus eines klassischen Ausbildungsvereins ablegen zu können?

Das Konzept der Spielvereinigung ist schon sinnvoll. Ich finde es gut, dass der Verein nicht mehr Geld ausgibt, als er einnimmt. Das ist vernünftig und langfristig die einzige Lösung. Klar könnte man sich auch verschulden, fünf, sechs Hochkaräter kaufen und den Aufstieg um jeden Preis zu erzwingen. Wenn das schief geht, sieht es ganz düster aus und du kannst den Laden zusperren.

Präsident Manfred Schwabl hat kürzlich in einem Interview des Bayerischen Rundfunks gesagt, dass der Verein weiter sparen muss. Spielergehälter von monatlich 250 Euro stehen im Raum.

Ich glaube, da haben einige Leute Herrn Schwabl falsch verstanden. Er wollte mit seiner Aussage verdeutlichen, dass der Verein weiter sparen und auf junge Talente aus der Region setzen muss. Er hat nicht gesagt, dass jeder Spieler für einen Hungerlohn spielen muss. Die 250 Euro klingen natürlich hart, aber sie gelten für Nachwuchsspieler, die noch im Juniorenbereich spielen könnten und sich noch in der Ausbildung befinden – nicht allgemein.

Sie sprechen Talente aus der Region an. Mit Christian Ziege hat der Verein jetzt einen Trainer, dem man nachsagt, gut mit jungen Spielern zu können.

Christian Ziege hat großen Anteil daran, dass es bei uns zum Ende der Saison wieder besser gelaufen ist. Er hat das Spielkonzept etwas umgestellt und die nötigen Ergebnisse eingefahren. Christian Ziege hat natürlich auch von den Grundlagen profitiert, die wir von Manuel Baum über zwei Jahre vermittelt bekommen haben. Ein neuer Reizpunkt kann dazu führen, dass das nötige Quäntchen Glück zurückkehrt. Genauso war es in der Schlussphase der Saison.

Was hat er konkret am System geändert?

Unter Manuel Baum haben wir versucht, alle Situationen spielerisch zu lösen und schönen, attraktiven Fußball zu spielen. Christian Ziege hat den Fokus auf Ergebnisse gelegt und uns gesagt, dass wir auch mal mit langen Bällen operieren können. So haben wir weniger Fehler in der Defensive gemacht. Dazu kommt aber natürlich auch, dass wir vor dem gegnerischen Tor das Glück hatten, das vorher lange gefehlt hat.

Viele Fans sehen in Manuel Baum den Schuldigen für Unterhachings Talfahrt in der Rückrunde.

Das kann ich überhaupt nicht bestätigen. Der Trainer ist immer derjenige, der im Fokus steht und entlassen wird, wenn es nicht läuft. Aber klar ist, dass nicht der Trainer auf dem Platz steht, sondern wir Spieler. Wir haben in der Rückrunde einfach oft die falschen Entscheidungen getroffen und in vielen Situationen Pech gehabt. Als es am Anfang der Saison gut lief, haben alle Manuel Baum gefeiert und dann, als wir schlecht gespielt haben, war er der Buhmann. So ist das Geschäft leider.

Nach der roten Karte in der Partie gegen Holstein Kiel standen Sie beim Heimspiel gegen Elversberg selbst im Haching-Fanblock. Wie war Ihr Nachmittag als Haching-Fan?

Die rote Karte und besonders die dreiwöchige Sperre haben mir sehr wehgetan, weil ich der Mannschaft nicht direkt helfen konnte. Im Fanblock hat es mir aber richtig Spaß gemacht. Es war ein tolles Erlebnis, ein so entscheidendes Spiel unter den Fans zu erleben. Hätten wir gegen Elversberg nicht gewonnen, wären wir vermutlich sicher abgestiegen. Ich wollte ein Zeichen setzen und zeigen, dass wir alle zusammen helfen müssen, um den Klassenerhalt zu schaffen. Ich würde das auf jeden Fall wieder machen!

Obwohl der Klassenerhalt jetzt wohl geschafft ist: Die Rückrunde war – wie in den Jahren zuvor – katastrophal. Woran liegt es, dass Unterhaching Jahr für Jahr nach starker Hinserie durchgereicht wird?

Das ist eine gute Frage. Ich kann nur vermuten, dass dieses Versagen viel mit dem Kopf zu tun hat. Die Vergangenheit ist da sicher in den Köpfen der Spieler. Dazu kommt, dass die Platzverhältnisse im Winter oft schlecht sind. Das ist Gift für unser Kurzpassspiel. Ein weiterer Grund könnte eine gewisse Selbstzufriedenheit nach der erfolgreichen Hinrunde gewesen sein. Ich weiß es ehrlich nicht – wahrscheinlich ist es eine Mischung aus allem…

Könnte ein Grund sein, dass viele Spieler wissen, dass sie den Verein am Ende der Saison verlassen und deswegen nicht mehr Vollgas geben?

Das unterstellen viele Leute. Ich kann das aber absolut ausschließen – zumindest für mich. Aus meiner Sicht wäre so ein Verhalten auch kontraproduktiv. Denn: Kein Verein verpflichtet einen Spieler wegen einer guten Hinserie. Die meisten Klubs entscheiden sich erst Mitte der Rückrunde. Dazu kommt, dass Spieler eher noch mehr Gas geben, wenn sie wissen, dass sie den Verein verlassen – damit der angesprochene Verdacht eben erst gar nicht aufkommt.

Was sind Ihre Ziele für die Zeit in Aalen?

Mein Ziel ist es, der Mannschaft zu helfen, die vorgegebenen Ziele zu erreichen. Außerdem möchte ich auf so viele Einsätze wie möglich kommen. Schließlich gehe ich in mein erstes Jahr als Zweitliga-Spieler…

…als Rechtsverteidiger oder als defensiver Mittelfeldspieler?

(lacht) Das sind dann wohl jetzt fünf Euro fürs Phrasenschwein: Ich wurde für beide Positionen verpflichtet. Ich spiele da, wo der Trainer mich aufstellt.

Es ist zu lesen, dass auch Ihr Kollege Andreas Voglsammer auf Aalens Wunschzettel steht. Nehmen Sie ihn gleich mit auf die Ostalb?

Ich habe das nicht zu entscheiden. Ich persönlich würde mich freuen, wenn auch er die Möglichkeit hätte, in die zweite Bundesliga zu wechseln. Er hätte es sich verdient, weil er hart arbeitet und sich immer voll reinhaut. Außerdem wäre es schön, in Aalen gleich jemanden zu haben, den ich kenne.

 

Vielen Dank für das Interview & alles Gute!

 

FOTO: Stefan Kukral

 

   

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