Manfred Starke: "Der Trainer versucht viel, um uns zu helfen"

Im afrikanischen Namibia geboren, zog es Manfred Starke im Jahr 2004 nach Deutschland in die Jugendakademie des F.C. Hansa Rostock. Nach einem kurzen Abstecher zum FSV Bentwisch heuerte der Mittelfeldspieler 2007 in der U17 der Kogge an. Von dort aus schaffte er über die A-Junioren und die zweite Mannschaft im Januar 2012 den Sprung in den Profikader. Bislang bestritt er fünf Zweit- und 38 Drittliga-Spiele. Im Interview mit liga3-online.de spricht Starke über den diesjährigen Saisonstart, die Nationalmannschaft seines Geburtslandes und seine Erwartungen an die Zukunft.

Guten Tag Herr Starke. Schön, dass Sie sich die Zeit genommen haben, mit uns zu sprechen. Sie sind aktuell verletzt, was haben Sie denn?

Ich habe mir im Knöchel ein Band gerissen, in das Syndesmoseband ist Blut gelaufen und auch die Achillessehne hat etwas abbekommen. Nun muss ich Stück für Stück wieder ins Laufen kommen. Wenn es schmerzfrei ist, geht es schnell, dass ich wieder trainieren kann.

Gegen den Halleschen FC unterlag die Mannschaft mit 0:1, der Saisonstart für Hansa verlief sehr durchwachsen. Wie haben Sie den Saisonauftakt erlebt? Bei einigen standen Sie ja selber auf dem Platz.

Zufrieden können wir nicht sein, das ist klar. Aber wir müssen jetzt versuchen, nicht nur darüber zu sprechen wie schlecht alles war und ist. Gemeinsam als Team müssen wir da herauskommen und Wege finden, die Spiele positiv zu gestalten.

Gibt es schon eine Ansage oder Strategie vom Trainer, um aus diesem "Loch" herauszukommen?

Ich muss sagen, dass der Trainer schon viel macht und versucht, um uns aus dieser Phase herauszuholen. Doch es ist nicht nur der Trainer gefragt, auch die Mannschaft muss sich Gedanken machen

Wie läuft ein Sonntag nach einem verlorenen Heimspiel ab? Wie gestaltet sich das Training?

Die Stimmung ist natürlich nicht bestens, das ist logisch. Ein Teil der Spieler geht zum Auslaufen, der andere Teil trainiert. Und dann bliebt auch mal ein bisschen Zeit für die Familie – das ist auch mal ganz wichtig.

Weil Sie das Thema Familie ansprechen: Wie viel Kontakt haben Sie noch nach Namibia? Sind Ihre Eltern noch da?

Ja, meine Eltern leben noch da. Wenn es klappt, fliege ich auch einmal im Jahr nach Hause. Das ist meistens im Dezember. Ich habe aber nicht nur zu meinen Eltern Kontakt, auch Freunde leben noch dort.

Gibt es eigentlich auch Medienanfragen aus Namibia? Wie werden Sie dort wahrgenommen?

Die "Allgemeine Zeitung" meldet sich öfter und ruft an (eine deutschsprachige Zeitung, die in Namibia veröffentlicht wird, Anm. d. Red.). Aber mehr ist es dann auch nicht, was an Zeitungen vorhanden ist.

Sind Sie damals alleine nach Deutschland gekommen?

Meine Schwester ist ein Jahr nach mir nach Potsdam gezogen und hat dort Fußball gespielt. Sie ist vor einem Jahr nach Freiburg gewechselt und spielt jetzt dort.

Haben Sie untereinander viel Kontakt?

Ja, wir haben wöchentlich Kontakt.

Freiburg – Rostock ist natürlich eine weite Entfernung.

Das meinten meine Eltern auch schon, weiter geht es echt nicht (lacht). Das macht es natürlich schwierig, sich zu besuchen. So sieht man seine Schwester auch nur zwei, drei Mal im Jahr – mehr auch nicht.

War es für Sie wichtig, auch Familie in Deutschland zu haben?

Es war, glaube ich, wichtiger für meine Schwester, dass der ältere Bruder mit da ist. So ist man dann nicht ganz alleine. Man hat das Telefon schnell parat und das gibt einen dann auch Rückhalt.

Kennen Sie noch mehr Leute aus Namibia, die nach Deutschland gezogen sind – auch unabhängig vom Fußball?

Ja, kenne ich. Ein paar studieren in Berlin. Viele sind in Köln und München und studieren dort.

Sie haben auch eine Zeit lang Faustball gespielt. Gehen Sie dem Sport noch in Ihrer Freizeit nach oder reicht die Zeit dafür nicht?

Ich mache es gar nicht mehr. Als ich angefangen habe, war ich 12 oder 13 Jahre alt und habe es immer gespielt, wenn ich zu Hause war. In Deutschland habe ich es dann aber gar nicht mehr gespielt und so hat sich das dann verlaufen.

Wie kommt man dazu, zwei Sportarten parallel zu betreiben?

In Namibia ist das Gang und Gäbe. Ich habe nicht nur Fuß- und Faustball gespielt, sondern auch Volleyball und Tennis. Da alles nicht so professionell war, hat man höchstens zwei Mal in der Woche Fußballtraining gehabt und somit auch Zeit für andere Sportarten.

Wie alt waren Sie, als sie in das Internat von Hansa Rostock gekommen sind?

Da war ich 13 Jahre alt.

Sie waren jeweils beim Fußball und Faustball in Jugendnationalmannschaften aktiv. Wie kann man sich den Ablauf vorstellen? Waren Sie mal zwei Tage hier und zwei Tage dort? War es viel Reisestress?

Das gar nicht. Ich habe nur die U18-WM beim Faustball mitgemacht, weil es sowieso in einen Zeitraum fiel, als ich in Namibia war. Hinzu kam auch, dass diese WM in Namibia war. Faustball ist gar kein Stress, weil es nur eine kleine Sportart ist und von mir auch nur hobbymäßig betrieben wurde.

Sie sind mittlerweile ein Jahr aus der Fußball-Nationalmannschaft raus, haben Sie noch Ambitionen, dort wieder anzugreifen und wieder in das Team zu rücken?

Auf jeden Fall! Momentan steht nur nichts an, da Namibia bei den Qualifikationen für den Afrika-Cup ausgeschieden ist. Eine WM-Qualifikation gibt es erst einmal nicht. Und es steht erst einmal nichts Großes an. Man muss auch immer abwägen, wie es mit den Spielen zu vereinbaren und wie die Situation hier ist. Ob es sich lohnt, hinzufliegen. Das ist schon eine schwierige Situation, da es ein weiter Weg ist – man ist mindestens ein Tag unterwegs.

Aber generell wollen Sie schon für Namibia spielen?

Klar, es ist immer eine Ehre für sein Land zu spielen und das möchte ich auch weiterhin.

Stehen Sie mit Ricardo Mannetti (Trainer der namibischen Nationalmannschaft, Anm. d. Red.) in Kontakt?

Nicht wirklich. Wenn ich mal angerufen werde, dann meistens von den Managern. Von ihm direkt wurde ich noch nicht angerufen.

Worum geht es in den Gesprächen? Um den aktuellen Stand bei Ihnen?

Ja, genau. Es ging jetzt im Sommer um die Einladung für die Qualifikation für den Afrika-Cup.

Hatten Sie eine Einladung?

Ja, die war da. Aber die Situation war sehr kompliziert, deshalb musste ich absagen – auch wenn es sehr schwer fiel.

Welche Situation meinen Sie? War es der Vorbereitungsstress auf die neue Saison mit Rostock?

Es war zum Schluss der vergangenen Saison. Ich war auch gerade verletzt und wollte das erst einmal auskurieren, weil es für mich wichtig war, fit in die neue Saison zu gehen.

Was hatten Sie für eine Verletzung?

Es war eine starke Zerrung, die Richtung Muskelfaserriss ging.

Manetti setzt ja auf Akteure mit Spielpraxis, wovon sie aufgrund der Verletzungen zuletzt nicht so viel hatte. Wie schätzen Sie ihre Lage ein?

Ich sage jetzt mal sehr selbstbewusst, dass ich der Meinung bin, dass ich der Nationalmannschaft immer helfen kann. Es wäre natürlich noch besser, wenn ich regelmäßig 90 Minuten lang zum Einsatz kommen würde.

Sie hatten auch vor der Verletzung meistens nur Kurzeinsätze. Woran hapert es derzeit?

Da muss ich mal mit dem Trainer sprechen (lacht). Ich versuche, mich über das Training zu empfehlen und ich hoffe, dass es nach der Verletzung wieder einen positiven Weg nimmt und ich der Mannschaft helfen kann und mir dadurch auch. Über Spielpraxis lernt man am meisten.

Können Sie schon grob abschätzen, wann sie wieder im Training mitwirken können?

Das ist schwer zu sagen. Ich wollte heute laufen gehen, musste es aber wegen der Schmerzen abbrechen. Aber sobald ich wieder schmerzfrei bin, geht es recht schnell. Ich hoffe, dass es noch diese Woche geht.

Wann könnten Sie wieder im Kader stehen?

Das hänge davon ab, wie früh ich diese Woche wieder anfangen kann. Aber ich hoffe, dass ich kurz nach dem Trainingseinstieg wieder meine Einsätze bekomme.

Und das Ziel ist dann wieder die Startelf?

Na klar, jeder Fußballer möchte das.

Könnte es sogar ein Vorteil sein, dass es beim Team nicht läuft und der Trainer nach Alternativen schaut?

So denke ich nicht. Wir wollen als Team Erfolg haben und da wäre es nicht angebracht, so zu denken.

Wie hat sich das Team die Saison im Vorfeld ausgemalt?

So direkt wurde das nicht besprochen. Wir wollten von Spiel zu Spiel denken und in der Dritten Liga eine gute Rolle spielen

Das sagen aber auch viele andere Mannschaften…

So ist aber auch die Liga. Es ist alles so ausgeglichen, dass wirklich jeder jeden schlagen kann.

Aber hat man nicht auch persönlich ganz bestimme Vorstellungen?

In der letzten Saison gab es so viele Hochs und Tiefs: Wir hatten einen Lauf, standen weit oben, dann sind wir wieder gefallen. Deswegen möchte man einfach eine ruhige Saison hinbekommen und versuchen, das Beste dabei herauszuholen.

Dennoch möchte der Verein aufgrund seiner Geschichte und sicherlich Sie auch persönlich mittelfristig wieder in der zweiten Liga spielen?

Klar ist Hansa ein großer Name und gehört vielleicht auch nicht in die Dritte Liga, aber momentan muss man nicht darüber nachdenken, was vor 25 Jahren war, sondern die jetzige Situation analysieren und versuchen, daraus das Beste zu machen, um wieder höherklassig zu spielen. Und dafür braucht man Geduld und muss akribisch arbeiten.

Vielen Dank für das Gespräch und alle Gute für die Zukunft.

FOTO: Sebastian Ahrens / rostock-fotos.de

   

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