1. FCM: Serie reißt mit verschmerzbarer Niederlage in Erfurt

Normalerweise sind Niederlagen im Sport für die Anhänger kaum auszuhalten. Für den 1. FC Magdeburg verhielt sich das am Samstagnachmittag allerdings anders: Sie erteilten ihrem verstorbenen Fan Hannes einen würdigen Abschied, erwiesen ihm zuerst stillschweigend und dann ohrenbetäubend laut die letzte Ehre. Die 0:1-Niederlage auf dem Rasen geriet rasch in den Hintergrund.

Kein Spektakel, vermeidbares spätes Gegentor

Es war kein sonderlich guter oder schlechter Auftritt des FCM im Steigerwaldstadion, man mochte es als mäßigen Drittliga-Durchschnitt bezeichnen. In den ersten 45 Minuten besaß RWE ein Plus an Möglichkeiten, Magdeburg blieb weitestgehend blass. Das änderte sich in einem eher schwachen Drittliga-Spiel nach dem Seitenwechsel kaum. Nichtsdestotrotz erhielt Jan Löhmannsröben unverhofft aus großer Distanz die ultimative Gelegenheit per Distanzschuss, der jedoch nur an den Querbalken knallte (74.). Es hätte den Spielverlauf ein Stück weit auf den Kopf gestellt und vielleicht sogar in die Serie glücklicher Spielausgänge für den FCM gepasst – an diesem Samstag war das Glück den Magdeburgern allerdings nicht hold, ganz im Gegenteil: In dem Moment, in dem Erfurt offensichtlich am verwundbarsten wirkte, schlugen die Thüringer zu: Sebastian Tyrala bediente Christopher Bieber, Namensvetter Handke war zu spät beim Stürmer und konnte den einzigen Treffer des Tages nicht mehr verhindern (82.). Die erste Niederlage seit dem 6. Spieltag war besiegelt.

Fußball verbindet

So viel zum Sport, der nichtsdestotrotz nur eine geringe Rolle beim 1. FC Magdeburg eingenommen hatte. Die gesamte Länderspielpause stand im Zeichen eines kontinuierlichen Bangen und Hoffens gleichzeitig, dass Fan Hannes den Kampf mit dem Tod irgendwie für sich entscheiden könnte. Seit Mittwoch aber war die schlimmstmögliche Nachricht traurige Gewissheit: Hannes hatte den Kampf verloren. Die Reaktion in Magdeburg und auch in anderen fußballbegeisterten Drittliga-Städten war überwältigend: Mahnwachen wurden abgehalten, tausendfache Beileidsbekundungen trudelten über die sozialen Medien ein. In mehreren Stadien fanden sich am Wochenende Banner, die vom Mitgefühl der Fans zeugten. Fußball verbindet und ist mehr als die bloße Sympathie zu elf Männern, die einem runden Leder hinterherjagen: Selten wurde dies deutlicher als am Samstag.

„Du bist niemals alleine!“

Rot-Weiß Erfurt präsentierte sich als großartiger Gastgeber und wählte nicht nur die richtigen Worte, sondern auch Taten: RWE-Präsident Rolf Rombach überreichte den rund 2.500 trauernden Magdeburgern vor Anpfiff einen Kranz zum Gedenken an Hannes – dieser wurde unter Applaus, aber auch Tränen entgegengenommen. „Eine feine Geste“, erkannte Marius Sowislo gegenüber dem "MDR" respektvoll an. Es waren bewegende Szenen, die in einer 25-minütigen Phase des Stillschweigens auf Seite des FCM mündeten: Eine Minute für jedes Lebensjahr des viel zu früh verstorbenen Fans. Danach erklangen die Stimmen, vielleicht lauter als je zuvor. „Du bist niemals alleine!“, dröhnte es eindrucksvoll durch das Steigerwaldstadion. „Für ganz Fußballdeutschland waren das wohl keine leichten Tage“, versuchte Torhüter und Routinier Jan Glinker nach Abpfiff Worte für das Geschehene zu finden. "Wir haben versucht, es abzuschütteln – aber man trägt das Gefühl mit sich herum“, stellte er klar. So wertvoll die drei Zähler unter rein sportlichen Gesichtspunkten für den 1. FC Magdeburg wohl gewesen wären, am Samstag war die Niederlage zu verschmerzen. Im Fußball geht es nun einmal manchmal um mehr als nur drei Punkte.

   

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