Lotte: Ernüchterung nach erstem Abstieg seit 47 Jahren

Am Ende war der letzte Funken Hoffnung bei den Sportfreunden aus Lotte schnell erloschen: Selbst mit einem Sieg gegen Würzburg wäre der Klassenerhalt nicht mehr zu schaffen gewesen. Entsprechend geriet die 1:2-Pleite am letzten Spieltag zur Nebensache. Der erste Abstieg am Autobahnkreuz seit 47 Jahren sorgte für zwar Ernüchterung, Ausreden suchten jedoch weder die Spieler noch Cheftrainer Atalan.

"Dann ist es auch irgendwie verdient"

Die Spielstände auf den anderen Plätzen drangen auch bis in das Frimo-Stadion durch. Früh war den Akteuren in Lotte demnach klar, dass der Abstieg kaum noch zu verhindern sein würde. Leichter machte es das für die Sportfreunde nach Spielende jedoch kaum. Allen voran Trainer Ismail Atalan fand bemerkenswerte Worte. Der Abstieg, so der 39-Jährige gegenüber "Magenta Sport", sei nur die logische Konsequenz einer anhaltenden Negativentwicklung am Autobahnkreuz. "Wenn du aus der Rückrunde komplett nur 17, 18 Punkte holst, dann ist es auch irgendwie verdient."

Im letzten Drittliga-Spiel nach drei Jahren Klassenzugehörigkeit zeigten die Sportfreunde zu Beginn noch einmal, was sie lange stark gemacht hatte: Ein konzentriertes Defensivverhalten gepaart mit schnellen Konterangriffen. Nach einem ersten Warnschuss von Oesterhelweg (17.) brachte Lindner die SFL mit einem Rechtsschuss aus knapp 20 Metern Torentfernung in Führung (29.). "Es hört sich komisch an", resümierte Lottes Cheftrainer, "aber es war zumindest nach vorne hin unser bestes Spiel seit Wochen." Die Atalan-Elf verteidigte den Vorsprung bis zur Pause, erhielt spätestens in der Kabine allerdings schlechte Nachrichten von den anderen Plätzen. Nach Wiederanpfiff gelang es Lotte dann nur noch selten, gefährlich vor dam gegnerische Gehäuse in Erscheinung zu treten. In der 50. Minute war es dann Kaufmann, der die verbesserten Würzburger belohnte und per Kopf den Ausgleich herstellte. Die Sportfreunde versuchten noch einmal alles, mussten kurz vor Schluss allerdings den endgültigen Todesstoß hinnehmen: Breitkreutz schlenzte Würzburg aus der Distanz zum Sieg (87.).

Atalan will den Neustart anführen

Letztmals waren die Sportfreunde Lotte vor 47 Jahren abgestiegen. Damals ging es zurück in die Kreisklasse. Entsprechend groß war die Niedergeschlagenheit nach Abpfiff. Trotz aufmunternden Applauses von den Rängen gingen auch die Akteure hart mit sich ins Gericht. Kapitän Adam Straith etwa bemängelte insbesondere die Leistung in der entscheidenden Saisonphase: "Wenn man da die Punkte nicht holst, dann kann man sich am Ende nicht beschweren, wenn man unter der Linie steht." Nun bleibe nur ein Ziel: "So schnell wie möglich wieder in diese Liga kommen."

Eine ähnliche Marschrichtung gab der Trainer vor. Ismail Atalan wählte klare Worte: "Wir müssen den Kopf hochhalten. Das Leben besteht nicht nur aus Siegen, es besteht auch aus Niederlagen. Die haben wir jetzt erlebt." Erst im Laufe der Saison an das Autobahnkreuz zurückgekehrt, möchte der Übungsleiter auch in der Regionalliga an der Linie stehen. "Wenn der Verein mich nicht alleine lassen will, werde ich ihn auch nicht alleine lassen. Deswegen bin ich absolut offen dafür. Und ich möchte den Verein wieder dahin bringen, wo er hingehört."

Abstieg nach turbulentem Jahr

2016 erstmals in der Vereinsgeschichte in die 3. Liga aufgestiegen, sorgten die Sportfreunde zunächst für Furore: Trotz eines durchwachsenen Saisonstarts mit nur einem Sieg aus den ersten vier Spielen grüßte Lotte nach dem 7. und 8. Spieltag als Tabellenführer, hielt sich auch in den Wochen danach in der Spitzengruppe und schaffte es im DFB-Pokal nach Erfolgen gegen Bremen, Leverkusen und 1860 München bis in das Viertelfinale. Erst in der Schlussphase der Saison ging Lotte die Puste aus, am Ende stand aber ein souveräner 12. Tabellenplatz zu Buche.

Im Sommer dann die Überraschung: Erfolgstrainer Ismail Atalan verabschiedete sich kurz vor Saisonstart und wechselte nach Bochum. Fortan war es mit der Ruhe am Autobahnkreuz vorbei: Nachfolger Oscar Corrochano stand lediglich für 13 Tage an der Seitenlinie, auch Marc Fascher saß anschließend nur in 16 Partien auf der Bank, ehe Andreas Golombek bis zum Saisonende übernahm und den Klassenerhalt sicherte. Mit Matthias Maucksch übernahm im Sommer der vierte Trainer nach Atalan und sah wenige Wochen nach Saisonstart einer Spielerrevolte ausgesetzt, die ihm Ende August den Job kostete. Zuvor hatte Maucksch gleich vier Spieler auf einen Schlag suspendiert.

Als Nils Drube übernahm, schien Lotte wieder in ruhigere Fahrwasser zu kommen. Nur dreimal mussten sich die Westfalen zwischen dem 6. und 26. Spieltag geschlagen geben, als plötzlich nicht mehr viel zusammenlief. Nach fünf Niederlagen aus sechs Spielen war Drube wieder Geschichte und Atalan kehrte überraschend zurück. Der 39-Jährige konnte die Talfahrt mit einem Sieg gegen Aalen zunächst stoppen, doch aus den folgenden fünf Partien setzte es drei Niederlagen, die Lotte letztlich unter den Strich beförderten.

   

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