Leihspieler-Check: Wer überzeugte, wer enttäuschte

Fluch und Segen bleiben die Kicker, die sich einem kleineren Verein für kurze Zeit anschließen und dort entweder Bäume ausreißen oder in der Versenkung verschwinden. In der Spielzeit 2018/19 fanden 38 Spieler ihren Weg leihweise in die 3. Liga und bestritten dort eine mehr und eine weniger erfolgreiche Saison. liga3-online.de zeigt, wer überzeugte und wer hinter den Erwartungen blieb.

Wer voll einschlug

Zunächst einmal sollte ein Vorurteil gegenüber Leih-Geschäften über Bord geworfen werden: Ob leihen oder nicht leihen, hat keine unmittelbare Auswirkung auf Erfolg oder keinen Erfolg. Es kommt immer darauf an, wer es wie macht. Der VfL Osnabrück und der FC Carl Zeiss Jena liehen sich beispielsweise jeweils drei Spieler, die gemeinsam laut einschlägiger Datenbank denselben Wert haben und stehen doch in ganz unterschiedlichen Tabellenregionen. Unbestritten und wenig überraschend darf die Leihe von Nils-Jonathan Körber jedoch wohl als das erfolgreichste Geschäft der Lila-Weißen im Sommer-Transferfenster angesehen werden. Mit 17 weißen Westen in der abgelaufenen Saison konnte Körber in der Hälfte seiner Spiele den Kasten der Osnabrücker sauber halten.

Genauso erfolgreich kann die Verpflichtung von Benjamin Girth für ein halbes Jahr angesehen werden. Der Torjäger setzte sich bei Holstein Kiel nicht durch, ließ sich an den VfL verleihen und schoss acht Tore in 14 Einsätzen – per Aufstiegsklausel wurde die Leihe nun sogar verlängert und die Osnabrücker haben auch nächstes Jahr noch etwas von ihrem Leih-Spieler. Auch der SV Wehen Wiesbaden schlug auf dem Leih-Markt zu und holte das Bundesliga-Talent Niklas Schmidt von der Weser nach Hessen. 16 Scorer-Punkte sammelte der 21-Jährige und trat vor allem als Vorbereiter für die Sturmspitzen in Erscheinung. Dass sich Leih-Geschäfte auch außerhalb des Talent-Alters rentieren, zeigt nicht nur Girth – auch Peter Kurzweg von den Würzburger Kickers gehörte unumstritten zum Stammpersonal und wird dort vermisst werden, sollte aus der Leihe keine Festverpflichtung werden.

Zu den Stammspielern der Liga zählten mit Simon Lorenz (1860 München) und Nikolai Rehnen (Fortuna Köln) auch Spieler, die im Abstiegskampf alles für ihre Mannschaften in die Waagschalen warfen und am Ende vielleicht die Helden der kleineren Vereine werden und sich gleichzeitig für die 2. Bundesliga empfehlen – ebenfalls eine Win-Win-Situation. Mit Philipp Tietz hat auch Carl Zeiss Jena einen Stürmer in der Hinterhand, der sich diesen Status erarbeiten kann und im Saisonfinale auftrumpfte. Und auch die Halbjahres-Verpflichtung von Julius Düker hat sich für die Braunschweiger gelohnt – mit drei Treffern in der Nachspielzeit sicherte der Leih-Stürmer dem BTSV je einen Punkt. Das macht in Summe immerhin schon vier Punkte Vorsprung vor dem Abstiegsplatz.

Wer hinter den Erwartungen blieb

Aber es gibt auch eine Kehrseite der Leih-Geschäfte, denen man nach der Saison hinterhertrauern wird. Mirco Born beispielsweise wechselte vom SV Sandhausen zum SV Meppen und konnte sich dort (auch aufgrund von Verletzungen) nicht durchsetzen. Die Leih-Rückkehr zu den Emsländern hatte sich der Offensivspieler sicherlich anders vorgestellt: 16 Tore und 26 Vorlagen resultieren aus seiner Zeit vor dem Abgang nach Sandhausen, seither absolvierte Born gerade einmal sieben Partien – und verbuchte keinen einzigen Scorerpunkt. Kaum verwunderlich also, dass sich die Emsländer nach Saisonende von ihrem ehemaligen Schützling wieder verabschieden.

Nicht wirklich ins Rollen kam auch Phil Ofosu-Ayeh, der sich innerhalb dieser Saison gleich zu zwei verschiedenen Drittligisten verleihen ließ. In der ersten Saisonhälfte probierte sich der Abwehrspieler noch bei Hansa Rostock, in der Rückrunde lief er dann im roten Trikot der Würzburger Kickers auf. Insgesamt warfen den Rechtsverteidiger allerdings zu viele Verletzungen in den einzelnen Saisonphasen zurück, sodass er bei keinem der Vereine einen nachhaltigen Eindruck hinterließ – und insgesamt auf nur neun Saisoneinsätze kommt. Wenig erfolgreich lief auch das Leih-Modell der Sportfreunde Lotte im Winter ab, die sich auf einen Schlag in diversen Mannschaftsteilen mit Felix Drinkuth, Thomas Blomeyer und Sascha Härtel leihweise verstärkten, um den drohenden Abstieg zu vermeiden. Inzwischen ist klar: Das wird am Ende wohl nicht viel gebracht haben, hat die SFL allerdings auch kaum Kapital gekostet.

Der Hallesche FC dagegen probierte sich auf dem Leih-Markt insbesondere auf der Position der Stürmer aus. Maximilian Pronichev und Kilian Pagliuca galten bis kurz vor Schluss eher als Flops, ehe zumindest Pagliuca im Saisonfinale ein bisschen Aufmerksamkeit erregen konnte – allerdings werden sich alle Parteien auch in diesem Fall mehr versprochen haben. Wer sich allerdings bei einem Leih-Geschäft nicht auf Anhieb durchsetzen konnte, der muss den Kopf nicht in den Sand stecken – auch ein Sandro Wagner (von 2009 bis 2012 für Werder II in der 3. Liga aktiv) erlebte einst eine erfolglose Leihe nach Kaiserslautern und wurde später doch zum Nationalspieler.

   

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