Kurz vor Krise – Bei der Fortuna schrillen die Alarmglocken

Die Lage beim SC Fortuna Köln hat sich nach der 1:5-Niederlage gegen Dynamo Dresden am vergangenen Wochenende weiter verschärft. Die Fortuna ergab sich dem Drittliga-Spitzenreiter mehr oder weniger leidenschaftslos und bekommt derzeit die Flut an Gegentoren einfach nicht gestoppt. liga3-online.de hat sich auf Ursachenforschung begeben.

Es war eine Szene mit Symbolcharakter. Nach rund 60 Minuten, zu einem Zeitpunkt an dem die Gäste aus Dresden bereits komfortabel führten, kletterten drei Gäste-Anhänger auf die nostalgische Anzeigentafel des Kölner Südstadions und verhüllten diese mit einem überdimensionalen Dynamo-Banner – Eine Aktion, die symbolisch für einen gebrauchten Nachmittag der Fortuna stand. Die SG Dynamo Dresden eroberte förmlich die Südstadt und verschärfte die Situation bei der Fortuna dramatisch. Die 1:5-Packung war gleichzeitig die höchste Kölner Heimniederlage in der über vierjährigen Amtszeit von Cheftrainer Uwe Koschinat. Noch nie kassierte die Mannschaft unter seiner Leitung in einem Heimspiel fünf Gegentore.

Keine Stabilität, zu viele Gegentore

0:3 in Wiesbaden, jetzt das 1:5 gegen Dresden – Um die Gründe für das derzeitige Dilemma in der Südstadt zu finden, reicht ein flüchtiger Blick auf die Tabelle. 18 Gegentore nach sieben Spielen – Nur die U23-Teams vom SV Werder Bremen und dem VfB Stuttgart (jeweils 19) haben derzeit eine schlechtere Bilanz in der 3. Liga. Die nackten Zahlen decken schonungslos die derzeitige Schwäche der Fortuna auf. Die Mannschaft kassiert zu viele Gegentore! In der letzten Saison war die Kölner Defensive noch ein bundesweites Vorzeigemodell. Insgesamt spielte man 14 Mal zu Null. Davon ist in dieser Spielzeit aber nur wenig übriggeblieben. Es fehlt derzeit insbesondere an der Stabilität. „Die erfahrenen Spieler bringen zurzeit einfach nicht ihre Leistung und lassen die Führungsqualitäten vermissen, an denen sich die jüngeren Spieler aufrichten könnten“, fasst Florian Hörnig die aktuelle Situation zusammen und bezieht sich selbst bei seiner harten Kritik mit ein. Fakt ist, kein Spieler schöpft derzeit auch nur annähernd sein gesamtes Potential aus. Die Häufigkeit der spielentscheidenden individuellen Fehler ist dramatisch hoch. Dazu kommen die vier Platzverweise, die größtenteils durch Naivität und fehlende Cleverness begründet werden können.

Auf der Suche nach den Grundtugenden

Deutlich beunruhigender als das Leistungstief der Mannschaft ist aber die Tatsache, dass die Fortuna in den letzten beiden Spielen die wesentlichen Grundtugenden ihres Spiels hat vermissen lassen. Kampf, Leidenschaft und Hingabe fehlten schon bei der 0:3-Niederlage in Wiesbaden. Uwe Koschinat sprach nach dem Spiel von einem „unwürdigen“ Auftritt: „Ich war eben in der Kabine verzweifelt auf der Suche nach der Einstellung, leider habe ich sie nicht gefunden!“ Auch gegen Dynamo Dresden war nach dem frühen Rückstand ein echtes Aufbäumen kaum zu erkennen. Obendrein kann sich der Cheftrainer selbst derzeit nicht auf sein Bauchgefühl verlassen. Nach der Pleite gegen Dresden gab der 44-Jährige selbstkritisch zu, dass seine Personalentscheidungen „nicht aufgingen.“ Überraschend hatte Oliver Schröder den Vorzug vor Markus Pazurek erhalten. Der Neuzugang aus Aue konnte die mit seiner Person erhoffte Qualitätssteigerung aber bislang noch nicht auf den Platz bringen. Zudem saßen mit Daniel Flottmann und Kusi Kwame zwei Leistungsträger nur auf der Bank. Linksverteidiger Tobias Fink war noch nicht einmal im Kader. „Es ist jetzt sehr wichtig, dass wir uns ein stückweit hinterfragen“, kündigte Koschinat für diese Woche an, warnt aber auch davor in der aktuellen Situation gleich alles in Frage zu stellen.

Hörnig beschwört den Teamspirit

Auch wenn das Auftreten der Mannschaft und die aktuelle Lage einen bedrohlichen Anschein machen, gibt es auch einige Faktoren die den Verantwortlichen und den Fans Hoffnung auf Besserung geben dürften. „Wenn bei uns Eines intakt ist, dann ist es die mannschaftliche Geschlossenheit“, stärkt Hörnig den Teamspirit vor dem schwierigen Auswärtsspiel bei Preußen Münster. Die Fortuna ist eine eingeschworene Gemeinschaft. Man darf davon ausgehen, dass der Fokus bei Trainern und Spielern in dieser Woche auch auf der Kommunikation lag. Die Fehler und Probleme aus den vergangenen beiden Niederlagen wurden schonungslos angesprochen, sicherlich wurde auch gegenseitige Kritik geübt. Die Mannschaft ist aber so reif und erfahren, diese Diskussionen ausschließlich intern zu führen. Kein Spieler stellt den Anderen in dieser schwierigen Phase öffentlich an den Pranger. Vor allem sorgt sich Keiner um seine persönliche Entwicklung, sondern ordnet alles dem gemeinsamen Ziel Klassenerhalt unter. Diese Tatsache ist in Krisenzeiten alles andere als eine Selbstverständlich und zeigt den positiven Charakter der Mannschaft.

Löst Koschinat das Kopfproblem?

Neben der Ruhe im Verein kann die Fortuna auch auf die Gewissheit bauen, dass man die Qualität besitzt in dieser Liga bestehen zu können und darüber hinaus für das ein oder andere Highlight zu sorgen. Das zeigen nicht nur die Ergebnisse aus der letzten Saison. Im Sommer gab es in der Defensive keine personellen Veränderungen. Der Abwehrverbund agiert mit denselben Akteuren, die in der letzten Spielzeit das funktionierende Defensivkonzept umsetzten. Trainer und Mannschaft müssen es nur schaffen, die positiven Erinnerungen aus der Vorsaison wieder abzurufen und dadurch wieder ein gewisses Selbstverständnis und vor allem Selbstvertrauen zu erlangen. Dabei ist vor allem der Trainer als Psychologe gefragt. Uwe Koschinat muss es gelingen das Kopfproblem seiner Mannschaft zu lösen. Am Samstag gastiert die Fortuna bei Preußen Münster. Spätestens zu Beginn der anschließenden Englischen Woche muss die Fortuna zu alter Stärke gefunden haben. Dann geht es mit Großaspach, der U23 des VfB Stuttgart und den Würzburger Kickers gegen drei direkte Konkurrenten.

 

   

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