Koschinat zwischen Wut und Verständnis: "Völlig normal"

Im Ludwigsparkstadion steht das letzte Heimspiel des 1. FC Saarbrücken an. Nach fünf Spielen ohne Sieg kämpft die Mannschaft von Uwe Koschinat um ein versöhnliches Ende der Saison. Zuvor ließ der Übungsleiter ins Innenleben des Teams einblicken, nachdem es zu Wochenbeginn zur Aussprache zwischen Trainer und Spieler gekommen war. Koschinat wählte deutliche Worte.

"Das war eine Ansage"

"Wir wissen alle, dass das ganz große Scheiße war, die hinten herauskam", erklärte der Fußballlehrer unverblümt. Bezug nahm er dabei auf die 1:3-Niederlage in Kaiserslautern, bei der so viel mehr für den FCS drin gewesen wäre. Gleichwohl werden viele Fans passend für die gesamte Saison empfinden, denn im letzten Heimspiel der Saison geht es für die Saarländer um nichts mehr. Für viele eine Enttäuschung – auch für FCS selbst. "Dass dann, wenn man in Berlin in der letzten Minute das 1:2 kassiert, wo wieder viele Saarbrücker dabei waren, mal etwas explodiert, finde ich nicht so ungewöhnlich", fuhr Koschinat fort.

Zwischen Mannschaft und Trainer sei es zu tiefen Rissen gekommen, hieß es zunächst. Anschließend wurde von einer Aussprache berichtet. Koschinat nahm den Bezug auf. "Ja, da ist ein bisschen was rausgekommen. Das war eine Ansage, dass wir uns anders aus der Saison verabschieden müssen", erklärte der 50-Jährige. "Das war kein Riss, das war vorher auch schon so. Ich muss eben Entscheidungen treffen, ich muss Überzeugungsarbeit in Situationen leisten, in denen nicht jeder dieselbe Idee hat. Ich betrachte mich als Partner der Spieler, aber das geht nicht so weit, dass wir auf einer Ebene sind. Am Ende werde ich dafür bezahlt, Entscheidungen zu treffen, und die sind nicht immer populär. Da kann es auch mal knirschen. Völlig normal, aber es ist kräfteraubend."

Dieses Zehren an den Nerven sei letztendlich auch ausschlaggebend für die Endplatzierung in der Tabelle, fand der Trainer. Dabei waren es nicht immer Dinge, die von der Mannschaft zu verantworten waren – beispielsweise die Affäre um Dennis Erdmann oder die langwierige Verletzung von Adriano Grimaldi. Verantwortung trug der FCS für Leistungen. "Da nehme ich mich als allererstes selbst in die Pflicht. In den Spielen mit enormer emotionaler Bedeutung haben wir einfach nicht geliefert. Das macht die Situation natürlich schlimmer", so Koschinat. Im Fokus sind dabei die Derby-Ergebnisse, aber auch das Landespokal-Aus. Daraus leitete der Übungsleiter ab, dass auch Prozente im Spiel verloren gehen.

Charakterfrage hat keine Ja-Nein-Antwort

Gleichzeitig stellte sich Koschinat aber auch vor seine Spieler. "Ich habe Verständnis dafür, dass es unfassbar schwierig ist, wenn du ständig am Optimum spielen musst und dann das ganz große Dinge aus der Hand gibst, dass dann ein paar Prozente auf der Strecke bleiben. Das ist sehr hat und macht mir natürlich auch keinen Spaß, die Zeitung zu lesen", ärgerte sich Koschinat. Die Bewertung, ob die Qualität allgemein nun reiche oder nicht, überließ er Journalisten und Fans. Zuspruch erhielt der Fußballlehrer von einem Spieler, der zum Saisonende geht – Mario Müller: "Ich glaube nicht, dass es an großen oder entscheidenden Dingen gelegen hat. Aber mit jedem Ergebnis, mit jedem Rückschlag, wird es schwieriger, wieder herauszukommen. Ich bin aber kein Fan davon, alles nur schwarz oder weiß zu sehen."

Hat die Mannschaft Charakter oder hat sie keinen Charakter? Das war ein stückweit die auslösende Frage der ehrlichen Debatte, weil diese Frage nicht mit Ja oder Nein zu beantworten sei – sondern viele menschliche Faktoren inkludiert. Für den FCS gilt es im letzten Heimspiel der Saison dennoch, das bestmögliche Ergebnis nach fünf Spielen ohne Sieg zu erzielen. Mario Müller und Bjarne Thoelke erhielten von Koschinat eine Einsatzgarantie gegen Zwickau. "Wir bieten eine inhaltlich klar vorbereitete Mannschaft. Es ist nicht so, dass wir die Gegneranalyse oder die Ausrichtung eingestellt haben, nur weil es erstmalig für uns und für den Gegner um nichts mehr geht", kündigte Koschinat an. "Trotzdem haben wir das Spiel unter den Aspekt gestellt, dass nicht ausschließlich die reinen Leistungsfaktoren berücksichtig werden, sondern die Aufstellung auch sehr, sehr stark von unseren zukünftigen Ideen abhängig sein wird."

Diese Ideen wird der FCS mit Koschinat angehen, aber zunächst ohne Manuel Zeitz (Leistenentzündung) und Adriano Grimaldi (Achillessehnenentzündung). Gerüchte um eine Vertragsauflösung mit dem Stürmer wies der Cheftrainer ab. Dafür bestätigte er, dass zur kommenden Saison ein neuer Innenverteidiger kommen soll. Weitere Fragezeichen stehen vor Zwickau hinter Daniel Batz und Dominik Ernst.

   

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