Kommentar zur Zingerle-Posse: Unruhe hat ihren Preis

Leopold Zingerle würde gerne beim 1. FC Magdeburg bleiben. Wer will das nicht? Der Club ist schließlich eine starke Adresse. Nur der Verein will offenbar nicht – zumindest nicht, wenn er in der 3. Liga verbleibt. Davon mag man halten, was man will: Mitten im Aufstiegskampf war der Schachzug des FCM gewiss alles andere als klug, denn Unruhe hat stets ihren Preis. Ein Kommentar.

Der Schritt an die Öffentlichkeit ist zu verstehen

Um das vorwegzunehmen: Nein, auf die Leistung des 23-jährigen Schlussmanns hatte sein umstrittenes Interview gegenüber der "Magdeburger Volksstimme" zunächst offenbar keine Auswirkungen. Beim 2:2 gegen den VfR Aalen stand Zingerle wie gewohnt seinen Mann, leistete sich keine groben Patzer – hatte gleichwohl aber auch nur wenige Chancen, sich nachhaltig auszuzeichnen. Er blieb unauffällig, im krassen Gegensatz zum Tag davor. Da war der bayrische Schlussmann in aller Munde, weil er sich öffentlich über seine Situation beschwerte. In Magdeburg rieb man sich im Verlagshaus gewiss die Hände, das waren Schlagzeilen! Zingerle macht seinem Unmut Luft, und das nicht zu knapp. Aber seien wir ehrlich: Wer kann den Keeper nicht verstehen? Wenn Zingerles Vorwürfe nicht aus der Luft gegriffen sein sollten, und dafür hätte der Torhüter kaum einen nachvollziehbaren Grund, dann hat sich der 1. FC Magdeburg zumindest mal merkwürdig verhalten.

Zingerle sorgt nicht zum ersten Mal für Schlagzeilen

Einen Torhüter im Aufstiegsfall in die 2. Bundesliga behalten zu wollen – gut, das ist gängige Praxis und macht sicherlich Sinn. Schließlich hat der Schlussmann als logische Folge im Normalfall gute Arbeit abgeliefert. Das hat auch Zingerle, wenn auch nach kurzen Anlaufschwierigkeiten. Zwei, drei Partien stand er auch durch Pleiten, Pech und Pannen im Fokus, dann wurde es ruhiger um ihn. Und das aus gutem Grund: Während die Feldspieler ihre Kreativität, ihren Spielwitz mehr und mehr einbüßten und Magdeburg spielerisch nur noch hausgemachte Kohlsuppe servierte, rechtfertigte Zingerle mit soliden Auftritten seiner Nominierung zur Nummer Eins, die in der Winterpause bereits mit einigen Schlagzeilen einhergegangen war – Routinier Jan Glinker war nach sehr konstanten Leistungen über den plötzlichen Schritt alles andere als erfreut.

Wird Glinker wieder Stammtorhüter?

Die Entscheidung des FCM, Zingerle für die 3. Liga kein Vertragsangebot zu unterbreiten, lässt diese Maßnahme nochmals in einem anderen Licht erscheinen. Zingerle fällt zur kommenden Saison aus der U23-Regelung, die in der 2. Bundesliga nicht existiert, so könnte die Begründung lauten – das wusste der Verein jedoch auch schon im Winter, wo die Ausgangslage für Magdeburg nicht groß anders war als aktuell. Der 33-jährige Glinker wird sich auf die Zunge beißen müssen, dies nicht zu kommentieren, schließlich besitzt er einen gültigen Vertrag bis 2018 und seine Chancen auf die Rückgewinnung des Stammplatzes steigen bei einem Zingerle-Abgang logischerweise an. Unter dem Strich hat sich der 1. FC Magdeburg mit Leopold Zingerle zwar einen talentierten Torhüter ins Boot geholt, damit aber ebenso unverhältnismäßig viel Aufruhr in und um die Mannschaft herum verursacht. Ob diese Unruhe maßgeblich für die nicht mehr aufstiegsreifen Leistungen in den letzten Wochen waren, darüber kann nur spekuliert werden – nichtsdestotrotz sollte der FCM künftig zusehen, die Harmonie im zusammengewachsenen Kader durch derartige Schritte nicht zu gefährden.

   

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