Kommentar: (Zu) viel Unruhe beim 1. FC Magdeburg
In zwei Tagen beginnt die Drittliga-Rückrunde, in die der 1. FC Magdeburg als Tabellenzweiter geht. Von der Euphorie der letzten Wochen vor dem Weihnachtsfest ist aktuell aber nicht mehr viel zu spüren. Eine wenig zufriedenstellende Vorbereitung wird nun von einer Torhüter-Diskussion umlagert, die nicht hätte sein müssen. Andererseits sind alle Parteien zu verstehen. Ein Kommentar.
Beunruhigende Reaktion von Glinker
Die wichtigsten Beteiligten in der Torhüter-Diskussion: Trainer Jens Härtel und die beiden um die Stammposition ringenden Keeper Leopold Zingerle sowie Routinier Jan Glinker. Seit der Rückrunde der Aufstiegssaison 2014/15 war Glinker quasi ohne Pause die unangefochtene Nummer Eins im Tor – nun muss er sich in der Rückrunde aller Voraussicht nach hintenanstellen, denn das hat Coach Härtel erst kürzlich festgelegt: Glinker, der in 17 Partien der Hinrunde insgesamt 19 Gegentreffer kassierte, wird auf der Bank Platz nehmen. Die Reaktion des Keepers ist gleichermaßen verständlich wie beunruhigend. So etwas habe er noch nicht erlebt, beschrieb er seine Gefühlslage und stellte klar, dass er zum Verdauen dieser Nachricht noch einige Zeit brauche. Und mal ehrlich: Wer kann den 33-Jährigen nicht verstehen? Wer in 72 Ligaspielen für den 1. FC Magdeburg nur 62 Gegentreffer kassierte, der besitzt im Normalfall keine schlechten Karten – auch wenn ihn Rückenprobleme hin und wieder zurückgeworfen hatten.
Beide Keeper besitzen ihre Argumente
Nun aber drängt Torhüter-Talent Leopold Zingerle auf seine Chance. Seine Argumente sind ebenso nicht übel, immerhin entstammt er der Jugend des FC Bayern München. Weil er sich bei Greuther Fürth nicht durchsetzen konnte, entschloss er sich zum Wechsel nach Magdeburg. Unterschrieb jedoch bewusst nur einen Einjahresvertrag. Will der FCM ihn halten, muss Härtel ihn spielen lassen. Kann sich dafür aber gute Chancen ausrechnen, ihn längerfristig zu halten – erst recht beim Sprung in die 2. Bundesliga, der bekanntermaßen nach aktuellem Stand nicht unwahrscheinlich ist. Der saure Apfel: Für zwei ähnlich gute Torhüter ist im Magdeburger Tor kein Platz. Und dass beide Keeper unzufrieden sein würden, wenn sie nicht spielen, das bewahrheitet sich in diesen Tagen.
Viel Unruhe, Vorfreude könnte größer sein
Daraus resultiert Unruhe, viel Unruhe. Es droht eine gewisse Unzufriedenheit in der Mannschaft, darauf deuten die Aussagen Glinkers zweifelsohne hin. Der Zeitpunkt dafür kommt denkbar ungünstig, denn die gesamte Vorbereitung verlief allenfalls mäßig. Von der Euphorie, die noch kurz vor dem Weihnachtsfest rund um die Blauen vorherrschte, ist aktuell nicht mehr viel übrig. Weitere Faktoren wie das Ausbleiben eines im Umfeld erhofften Transfer-Krachers oder der Verzicht auf ein öffentliches Testspiel in Magdeburger Nähe umrahmen diesen Effekt – die Vorfreude könnte deutlich größer sein. Es bleibt zu hoffen, dass sich Glinker in den kommenden Wochen und Monaten mit der unerwarteten Reservistenrolle arrangieren kann. Sein Vertrag an der Elbe läuft immerhin noch bis Juni 2018, sodass eine einvernehmliche Lösung zwischen Verein und Spieler spätestens im Sommer angestrebt werden muss. Klar ist nur eins: Über die Sommerpause hinaus wird sich der Routinier sicherlich nicht auf die Bank setzen. Und auch das ist aus seiner Perspektive vollkommen nachzuvollziehen.