Kommentar: So ist der KFC nicht aufstiegstauglich

Wieder einmal hatte der KFC Uerdingen groß eingekauft und damit selbst das klare Ziel für die Rückserie vorgegeben: Nur die 2. Bundesliga zählt, die Qualität des Kaders sucht ihresgleichen. Was daraus entstehen kann, hat das 0:3 gegen Würzburg nun deutlich gezeigt. In dieser Form hat Uerdingen derart weit oben in der Tabelle nichts verloren. Ein Kommentar.

Verkehrte Welt in Duisburg

Weil der Karlsruher SC in Zwickau nicht spielen durfte, bleibt Uerdingen dran am direkten Aufstiegsplatz – die Würzburg-Pleite aber könnte den Abstand auf bis zu fünf Punkte wachsen lassen. Noch mehr als die versäumten Zähler aber wirkt die Leistung nach, die eines Aufstiegskandidaten schlichtweg nicht würdig war. Während das Dach der Duisburger Arena kurz vor knapp repariert worden war und das Spiel damit stattfinden konnte, wurden die Uerdinger Baustellen im rheinischen Dauerregen offensichtlich. Es war ein furchtbares Spiel, noch dazu vor trister Kulisse: Nur 3.265 Zuschauer wollten den Jahresauftakt des ambitionierten Klubs des russischen Geldgebers Mikhail Ponomarev sehen. Nicht wenige von ihnen pfiffen, als das Würzburger 0:3 den peinlichen Auftakt in das mögliche Jahr des Durchmarsches besiegelte.

Vorab die alte Weisheit: Es war nur ein Spiel, es gab nur drei Punkte. Das Szenario ist noch aus der Hinrunde bestens bekannt, als die SpVgg Unterhaching mit ähnlich abgezockter wie dominanter Vorstellung den Aufsteiger abgekocht hatte. Es folgte eine enorm starke Uerdinger Phase – angefangen mit einem Auswärtssieg bei den Würzburger Kickers. Die Krefelder setzten sich damals bis zum heutigen Tag in der Spitzengruppe der 3. Liga fest. Doch am Sonntagnachmittag war mehr denn je zu hinterfragen, wie es der KFC um Trainer Stefan Krämer überhaupt geschafft hatte, so weit nach oben zu gelangen.

Denn nachdem das Jahr 2018 äußerst unbefriedigend mit einem 0:4 in Unterhaching ausgeklungen war, begann auch 2019 ähnlich desaströs. Die Gäste aus Bayern gewannen schließlich nicht nur deutlich, sondern auch absolut verdient. Wer den tabellarischen Hintergrund nicht kannte, hätte die Rollen des Aufstiegskandidaten und Mittelfeldteams beim Betrachten des Spiels vermutlich umgekehrt verteilt.

Was fehlt dem KFC?

Was fehlt dem Kader des KFC Uerdingen? Es ist kaum wegzudiskutieren, dass der ungewöhnliche Aufsteiger im Vergleich zur Konkurrenz aus Osnabrück, Karlsruhe, Halle und Unterhaching deutlich gravierendere Fehlleistungen einstreut, die entsprechend bestraft werden. Wer giftig kontern kann, wer selbstbewussten Angriffsfußball aufzieht, der überfordert die Krämer-Elf leicht. Die kann zwar durchaus hohe Ballbesitzanteile kreieren, der überraschende Impuls aber fehlt. An schlechten Tagen wirkt der Fußball lethargisch, einfallslos, berechenbar.

Ein Spektakel gab es in der gesamten Saison nicht, das Torverhältnis ist nicht mehr positiv, selbst Abstiegskandidaten wie Jena und Cottbus haben mehr Treffer erzielt. Gegen Würzburg begann das Warten auf den Einschlag kurz nach Anpfiff, die Führung nach einer halben Stunde war absolut folgerichtig. Zwar war eine kleine Reaktion nach Wiederbeginn zu spüren – Würzburg aber löste das mit Effizienz. Und stellte womöglich mit Spielende fest: So einfach ist es also, gegen den Topfavoriten der Liga zu gewinnen.

Die erste echte Krise droht

Freilich dürfte sich das Gesicht der KFC-Mannschaft demnächst verändern, mal wieder. Von den vier bisher präsentierten Neuzugängen fehlte Stürmer Adriano Grimaldi gegen Würzburg verletzt – er könnte ebenso wie Osayamen Osawe bald dem formschwachen Stefan Aigner im Sturm den Rang ablaufen. Auch den Schweizer Roberto Rodriguez gilt es zu integrieren. Hat der KFC das Rad möglicherweise schon überdreht?

Schon zu Saisonbeginn war fraglich, ob sich der Aufstiegskader mit den prominenten Verstärkungen arrangieren könnte oder Differenzen entstehen, die auf das Mannschaftsklima drücken. Es funktionierte – gerade in den engen Spielen. Nun steht die nächste Belastungsprobe bevor, womöglich nach zwei Pleiten mit 0:7 Toren droht sogar die erste echte Krise. Immer mehr kristallisiert sich heraus, dass Verpflichtungen namhafter Spieler die fehlenden Prozente nicht zwingend herauskitzeln werden. Dem KFC Uerdingen fehlt derzeit noch das spielerische Konzept, um aufzusteigen.

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