Kommentar: Müller tut sich mit Fan-Kritik keinen Gefallen

"Kein Fan kann die Arbeit eines Trainers bewerten", schoss René Müller, Trainer des SC Paderborn, am Samstag nach dem Spiel gegen Aalen in Richtung der eigenen Anhängerschaft. Eine gewagte und steile These, die den Unmut der ohnehin schon erbosten Fans weiter vergrößert hat. Auch hinter den Kulissen stieß die Rede des 42-Jährige teilweise auf Unverständnis. Ein Kommentar.

Spiele werde nicht im Training gewonnen

Zunächst: René Müller hat Recht, wenn er sagt, dass die Fans nicht wissen können, "wie wir den Trainingsplan erstellen, wie wir eine Gegneranalyse machen und wie wir mit den Spielern sprechen." Aber: Das müssen sie auch nicht. Denn: Spiele werde nicht im Training gewonnen. Es mag sein, dass bestimmte Abläufe im Training besser funktionieren als im Spiel selbst. Und es mag auch sein, dass die Spieler im Training eine andere Körpersprache zeigen als auf dem Platz. Doch letztlich sind diese Tatsachen unwichtig, wenn sie während der 90 Minuten nicht umgesetzt werden. Gerade vor dem Hintergrund, dass die Ostwestfalen in 14 Spielen bereits 25 Gegentore kassiert haben, gibt den Fans das Recht, die Arbeit des Trainers kritisch zu hinterfragen – und eben auch zu bewerten.

Schwaches Abwehrverhalten und taktische Fehler

Zwar hielt der SCP gegen Aalen zum zweiten Mal in dieser Saison die Null, doch wie schwach sich die Abwehr insbesondere in Frankfurt oder zuvor gegen Regensburg präsentierte, lässt durchaus Fragen zur Trainingsarbeit von René Müller zu. Schließlich hatte der 42-Jährige vom ersten Training am 12. Juni bis zum Spiel in Frankfurt genau 138 Tage Zeit, ein gewisses Abwehrverhalten zu trainieren. Ebenfalls ein Kritikpunkt, den sich Müller gefallen lassen muss, sind seine taktische Fehler. Schon in der vergangenen Zweitliga-Spielzeit waren die Aufstellungen – etwa im Abstiegskampf ohne Stürmer zu spielen – nicht immer glücklich. Hinzu kamen (zu) späte oder gar falsche Auswechslungen. Ein weiteres Beispiel: Gegen Bremen II am 4. Spieltag der laufenden Saison stellte er zu früh auf Defensive um und ließ den dritten Wechsel, um damit wertvolle Zeit von der Uhr zu nehmen, verstreichen. So kassierte der SCP in der Nachspielzeit zwei Gegentore. Um diese Tatsachen zu erkennen, muss man das Training unter der Woche wahrlich nicht gesehen haben …

Zeitpunkt unpassend – Müller muss liefern

Überhaupt ist der Zeitpunkt für Müllers Kritik an der Kritik der Fans überaus unpassend. Aufgrund der bislang enttäuschenden Saison ist der Unmut der Anhänger ohnehin schon groß, die Ansprache des Ex-Profis trägt nun alles andere als zur Beruhigung der Lage bei. Im Gegenteil: Nun fordern einige Anhänger erst recht die Entlassung des 42-Jährigen. Auch hinter den Kulissen sind einige Verantwortliche alles andere als glücklich über die Aussagen von Müller: "Das war eine Frechheit. Ich muss kein Training besuchen, um mir ein Urteil zu erlauben. Es reicht, wenn ich sehe, was auf dem Platz gezeigt wird", monierte Ehrenpräsident Bernhard Temming im "Westfalen Blatt". Während Präsident Martin Hornberger, der ebenso wie Müller in der Kritik der Fans steht, noch zu Müller hält, findet Vizepräsident Ralf Hämmerling in der Zeitung schon deutlichere Worte: "Es gibt bei uns eine Trainerdiskussion. Das macht schon unser Punktestand deutlich. Und mit dieser Rede hat sich unser Trainer sicher keinen Gefallen getan." Klar ist: Müller muss liefern – und zwar nicht nur um Training, sondern vor allem auf dem Platz. Nur da zählt es!

 

   

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