Kommentar: Krämer-Aus hinterlässt Fragezeichen

Nach nur rund einem halben Jahr im Amt ist Stefan Krämer beim 1. FC Magdeburg schon wieder Geschichte. Auf der einen Seite lässt sich die Entscheidung unter bestimmten Gesichtspunkten nachvollziehen, auf der anderen Seite hinterlässt sie jedoch auch Fragezeichen. Ein Kommentar.

Welches Ziel verfolgt der FCM?

Viel Glück hatte Stefan Krämer nach seinem Zweitliga-Aufstieg mit Arminia Bielefeld wahrlich nicht. Immer wieder kehrte er in die 3. Liga zurück und ließ sich auch von schwierigen Rahmenbedingungen nicht abschrecken. In Erfurt, Cottbus und Uerdingen leistete er mindestens phasenweise gute Arbeit – mal fehlte das Geld, mal die Geduld des Vorstands. Was fehlte in Magdeburg? Von allem ein bisschen. Der Kader ist nur punktuell Drittliga-Spitze, die klaren Signale der Vereinsführung fehlten lange. Dass der FCM gegenwärtig etwas perspektivlos durch die Liga schippert, lag und liegt gewiss nicht nur an Krämer.

Sportlich hätte die Entscheidung von Mario Kallnik und Maik Franz, Stefan Krämer von seinen Aufgaben zu entbinden, dennoch akzeptiert werden können – unter der Prämisse, dass Magdeburg ehrgeiziger, riskanter in die Saison gegangen wäre. Ein Verein, der den direkten Wiederaufstieg anpeilt, hat alle Argumente, einen Übungsleiter entlassen, der nach einem halben Jahr in der unteren Tabellenhälfte steht.

Doch ein Verein, der das Wort Wiederaufstieg bewusst meidet, der sich mindestens drei Jahre Zeit gibt, um wieder "soweit zu sein", aufzusteigen – kann dieser nach einem Sechstel der Zeit feststellen: Das funktioniert nicht? Nicht mit diesem Trainer? Wir müssen jetzt etwas tun? In der 3. Liga gibt es durch schlechtere Platzierungen keine TV-Gelder zu verlieren. Gerade der FCM, der noch nicht unter dem ultimativen wirtschaftlichen Druck zu stehen scheint, hätte sich mit mehr Geduld vielleicht den größeren Gefallen getan. Kallnik hatte das Aus für Krämer damit begründet, dass die Entwicklungsziele gefährdet seien. Welche das sind, ließ der FCM-Geschäftsführer offen.

Früheres Image geht verloren

Ein kleines, aber bezeichnendes Detail ist, dass die Entscheidung nach zwei Partien gefällt wurde, die Magdeburg über weite Strecken in Unterzahl bestritt. Und dies nicht einmal schlecht. Die Mannschaft wirkte manches Mal am spielerischen Limit, sie wirkte aber bereit, dem Trainer Folge zu leisten. Der musste aus individuellem Fehlverhalten auf dem Feld das Beste machen. Phasenweise Dominanz in Münster und ein Punkt zu neunt in Braunschweig – man braucht eine gehörige Portion Mut, um einen Übungsleiter kurz darauf zu entlassen.

Was dem 1. FC Magdeburg endgültig abgegangen ist, ist das Image, das ihn einst stark gemacht und von den unausgesprochenen Grundsätzen der Besonnenheit, Kontinuität und Hartnäckigkeit gelebt hat. Diese Tugenden prägten die Ära unter Jens Härtel, in der sich der FCM eben nicht von der Hektik, von chaotisch anmutenden Zuständen anderer Traditionsklubs anstecken ließ. Doch damit haben die jüngsten Entscheidungen, die an der Elbe getroffen wurden, nicht mehr viel zu tun. Manchen Fans schmerzt eine solche Negativentwicklung mehr als ein sportlicher Abstieg.

   

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