Kommentar: Hoßmang-Aus beim FCM war überfällig

Am Dienstagabend verkündete der 1. FC Magdeburg, dass Thomas Hoßmang als Trainer der Blau-Weißen zurückgetreten ist. Damit zeigt der 54-Jährige Größe. Doch der Schritt kommt zu spät. Zudem muss sich auch Geschäftsführer Mario Kallnik hinterfragen. Ein Kommentar.

Respekt für Hoßmangs Entscheidung

Am Ende war der Druck von außen einfach zu groß. Thomas Hoßmang reagierte auch auf die anhaltende Kritik aus dem Vereinsumfeld und zog am Dienstag die Notbremse: Der 54-Jährige, der das Vertrauen vieler Fans schon lange nicht mehr hatte, trat als Trainer des 1. FC Magdeburg zurück. Der Ex-Profi sah das Ziel, den Klassenerhalt in der 3. Liga, "ernsthaft gefährdet". Deshalb wolle er jetzt den Weg freimachen für einen "neuen Impuls" auf der Trainerbank.

Für diesen Schritt gebührt Hoßmang Respekt. Denn die sportliche Klubführung um Sportdirektor Otmar Schork und Geschäftsführer Mario Kallnik hatte trotz der schwachen Bilanz noch keine Notwendigkeit für einen Trainerwechsel gesehen. Hoßmang – so vermeldete es der Verein – ging deshalb aus freien Stücken heraus. Freilich kann spekuliert werden, wie es in Wahrheit hinter den Kulissen aussah. Denkbar wäre auch, dass dem Coach die Möglichkeit gegeben wurde, dem Verein zuvorzukommen und durch einen "freiwilligen" Rücktritt besser aus der Situation zu kommen.

Scheitern früh absehbar

Doch letztlich ist es egal, wie die Entscheidung des ehemaligen Leiter des FCM-Nachwuchsleistungszentrums zustande kam. Klar ist, dass der Schritt notwendig war. Nur 21 Punkte aus 22 Spielen und der vorletzte Platz stehen für einen bislang erfolglosen Abstiegskampf. Der Kredit, das Hoßmang in der vergangenen Saison als Retter eingesprungen und den Klassenerhalt geschafft hatte, war dadurch schnell aufgebraucht.

Mit Blick auf die vergangenen Wochen ist festzustellen, dass Hoßmang zu lange Trainer bei den Blau-Weißen war. Eine Weiterentwicklung des Teams war unter seiner Regie nie zu erkennen. Mit nur 19 Toren stellt der Traditionsklub die zweitschlechteste Offensive der Liga, spielerisch gab es große Defizite. Auch wenn der FCM unter Hoßmang nie mehr als drei Spiele am Stück verlor und – zumindest aus Ergebnissicht – nur beim 2:5 in Mannheim im Oktober unter die Räder kam, entstand nie der Eindruck, die Magdeburger würden sich aus dem Tabellenkeller absetzen können. Es war früh absehbar, dass auch Hoßmang keinen Erfolg bringen würde. Noch ist mit 16 verbleibenden Spielen und nur drei Punkten Rückstand auf das rettende Ufer der Klassenerhalt realistisch. Aber der Trainer hätte eher gehen müssen – oder dürfen.

Auch Kallnik muss für Fehler geradestehen

Was im Umkehrschluss bedeutet, dass entweder die vergangenen vier Trainer Michael Oenning, Stefan Krämer, Claus-Dieter Wollitz und Thomas Hoßmang – allesamt entlassen oder zurückgetreten – nicht geeignet waren. Oder der Verein viel tiefgehendere Probleme hat. Denn die Zusammenstellung der Mannschaften seit dem Aufstieg in die 2. Bundesliga 2018 hat nicht gepasst. Was nun auch immer mehr auf Geschäftsführer Mario Kallnik zurückfällt, der seit der Entlassung von Maik Franz als Leiter des Lizenzbereichs im Juli 2020 die Kaderplanung sogar komplett allein übernommen hatte.

Seine Pläne bei den Spielerverpflichtungen sind gescheitert, das zeigt der Abstiegskampf. Gleiches gilt für seine Idee mit Hoßmang als Trainer. Beides ging nicht auf, weshalb auch der 46-Jährige bei den Fans schon seit einer ganzen Weile keinen guten Stand mehr hat. Entsprechend muss sich auch Kallnik hinterfragen und Konsequenzen ziehen – auch, wenn der das mit dem Rückzug aus dem sportlichen Bereich im Herbst bereits zum Teil getan hat. Doch im Hinblick auf einen Umbruch und Neustart im Sommer könnte Hoßmang nun sein Vorbild sein.

 

   

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