Kommentar: Es weht ein frischer Wind

Die Trainernachfolge für den zum MSV Duisburg abgewanderten Kosta Runjaic wurde in Darmstadt zu einem regelrechten Staatsgeheimnis. Als Vizepräsident Rüdiger Fritsch am Mittwoch der Öffentlichkeit den 47-jährigen Fußballlehrer Jürgen Seeberger präsentierte, staunten viele nicht schlecht. Denn zahlreiche andere Namen geisterten dieser Tage rund um das altehrwürdige Stadion am Böllenfalltor. Hans-Jürgen Boysen, Marc Fascher, Frank Leicht oder Alois Schwartz schienen ernsthafte Kandidaten für die Runjaic-Nachfolge zu sein. Am Ende war es mit Jürgen Seeberger  jedoch die absolute „Wunschlösung“, wie Fritsch betonte.

Mit dem gebürtigen Konstanzer Seeberger hat der Verein fraglos einen starken Mann ans Böllenfalltor geholt. Denn seine Erfolge sind unbestritten. In kurzer Zeit führte er den Schweizer Club FC Schaffhausen von der dritten Schweizer Liga direkt in die AXPO Super League, der höchsten Spielklasse der Alpenrepublik. Auch bei der Alemannia aus Aachen scheiterte er wenige Jahre später mit dem vierten Platz nur ganz knapp am Erstligaaufstieg. Seeberger ist es mit seiner Erfahrung und seinen Kontakten fraglos zuzutrauen, ähnlich wie Kosta Runjaic, die Doppelfunktion als Trainer und sportlicher Leiter erfolgreich zu meistern.

Der Trainerwechsel, so schmerzlich ihn einige empfunden haben mögen, kommt in Darmstadt zur rechten Zeit. Denn zuletzt machten sich unter Runjaic Abnutzungserscheinungen bemerkbar. Das Darmstädter Denkmal, der die Lilien völlig überraschend vor etwas mehr als einem Jahr zurück in den Profifußball geführt hatte, bekam erste Risse. Zu selten konnte das von ihm zusammengestellte Team in dieser Saison überzeugen, zu häufig flüchtete sich Runjaic zuletzt in Durchhalteparolen, zu dünnhäutig reagierte der Trainer zuletzt auf Kritik.

Mit Seeberger soll nun ein frischer Wind durch Darmstadt wehen. Ein Wind, den der neue starke Mann bei den Lilien bei seiner Präsentation auch klar beschreiben konnte: „Es riecht hier nach Fußball pur“, sagte Seeberger mit einem Lächeln. Mit den schwierigen infrastrukturellen Gegebenheiten käme er schon zurecht, betonte er. Jammern jedenfalls ist in Darmstadt seit Mittwoch out. Verlieren – das hoffen zumindest Anhänger und Verantwortliche der Lilien – in Zukunft auch.

FOTO: Frank Leber

   

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