Kommentar: Die Rehm-Entlassung mutet skurril an
Nach vier Niederladen aus den letzten sechs Spielen hat der SV Wehen Wiesbaden am Montag Konsequenzen gezogen und sich von Cheftrainer Rüdiger Rehm getrennt. Eine Entscheidung, die skurril anmutet – aus mehreren Gründen. Ein Kommentar.
Nur drei Punkte hinter Rang 3
"Wir sind nicht mehr davon überzeugt, in der jetzigen Konstellation unsere sportlichen Ziele zu erreichen." So hatte Sportchef Paul Fernie die Entscheidung, Rehm nach 18 Punkten aus 13 Spielen freizustellen, am Montag begründet. Angesichts der Tabellensituation eine durchaus seltsame Aussage. Zwar hat der SVWW vier der letzten sechs Spiele verloren, in diesem Zeitraum nur vier Zähler geholt und ist in der Tabelle auf Rang neun abgerutscht, liegt aber dennoch nur drei Zähler hinter dem Relegationsplatz. Selbst Eintracht Braunschweig auf Platz zwei ist gerade mal fünf Punkte entfernt.
In einer engen 3. Liga ist das wahrlich nicht viel – zumal die Hessen am kommenden Samstag in Braunschweig gastieren und mit einem Sieg bis auf zwei Zähler an den BTSV heranrücken könnten. Wie schnell der Fahrstuhl nach oben fahren kann, zeigt sich derzeit am 1. FC Kaiserslautern: Nach dem 9. Spieltag Mitte September noch auf Platz 16 mit fünf Punkten Rückstand auf den SVWW, haben die Roten Teufel mit Wehen mittlerweile gleichgezogen und könnten am heutigen Montagabend mit einem Sieg in Duisburg sogar auf Tabellenplatz drei vorrücken.
Rekordtrainer und "immensen Verdienste"
Dass die aktuelle Negativserie nicht zu den Ambitionen des SV Wehen passt, liegt auf der Hand. Seinem Rekordtrainer direkt das Vertrauen zu entziehen, ist allerdings verwunderlich. Zumal Rehm bereits bewiesen hat, dass er Aufstieg kann: In der Saison 2018/19 führte er die Hessen über die Relegation in die 2. Bundesliga zurück. Damals hatte der SVWW nach 13 Spieltagen gerade mal zwei Punkte mehr auf dem Konto, ebenfalls bereits fünfmal verloren und lag genau wie jetzt fünf Zähler hinter einem direkten Aufstiegsplatz. Auch Rehms Drittliga-Bilanz mit dem SVWW kann sich sehen lassen: Aus 143 Spielen unter der Regie des 42-Jährigen holten die Rot-Schwarzen 243 Zähler, was einen Schnitt von 1,7 bedeutet.
Nicht zuletzt angesichts der "immensen Verdienste", wie es Geschäftsführer Nico Schäfer betonte, hätte Rehm ein wenig mehr Zeit verdient gehabt, um die Mannschaft wieder in die Spur zu führen. "Doch über allem stehen am Ende die Erreichbarkeit der gesteckten Ziele und der Erfolg des Vereins", sagte Schäfer. So verständlich das auch ist, stellt sich die Frage: Ist die "Erreichbarkeit der gesteckten Ziele" tatsächlich schon jetzt, nach nur 13 Spieltagen, gefährdet, obwohl der Rückstand auf den Relegationsrang gerade mal drei Punkte beträgt? Wohl kaum. Vor allem deshalb mutet die Rehm-Entlassung skurril an.