Kommentar: Der HFC sollte im Sommer einen Umbruch einleiten

Beim 0:3 gegen die SpVgg Unterhaching enttäuschte der Hallesche FC am Sonntag. Die Saalestädter waren ein Aufbaugegner für den stark abstiegsgefährdeten Klub. Geht es so weiter, begegnen sich beide Klubs – zumindest in der Tabelle – bald wieder auf Augenhöhe. Die Verantwortlichen in Halle müssen im Sommer daraus ihre Lehren ziehen und einen Umbruch einleiten. Ein Kommentar.

Zu viele spielerische Defizite

Natürlich könnte man sich die 90 Minuten am Sonntag auch schönreden: Was wäre gewesen, wenn Terrence Boyd eine seiner Chancen in der ersten Halbzeit genutzt und die HFC-Defensive etwas besser aufgepasst hätte? Dann wäre das Spiel anders gelaufen. Ein Unentschieden, vielleicht sogar ein Sieg wäre möglich gewesen beim Kellerkind am Rande Münchens. Doch es wäre eine Sichtweise durch eine arg rosarote Brille. Denn nüchtern betrachtet, hat der HFC mit 0:3 bei einer Mannschaft verloren, die bei Anpfiff auf dem letzten Platz der Tabelle stand, in den vergangenen zwölf (!) Partien nicht einmal gewinnen konnte. Zu brav, zu einfallslos und mit viel zu vielen technischen Fehlern präsentierten sich die Gäste. Zudem fehlte mit Stipe Vucur der einzige Verteidiger, der momentan dauerhaft Drittliga-Qualität auf den Rasen bringt.

Vor allem die spielerischen Defizite können nicht weggeredet werden. Auch beim 1:2 gegen den SV Meppen lief nicht viel zusammen. Der 2:1-Erfolg gegen den VfB Lübeck – Tabellenletzter – kam dank zweier Standard-Tore zustande. Es sei natürlich nicht das Gelbe vom Ei gewesen, aber unterm Strich habe man gewonnen, so der Tenor bei Spielern und Trainer Florian Schnorrenberg. Der Eindruck verstärkt sich, dass sie beim HFC gut darin sind, Probleme unter den Teppich zu kehren, wenn das Ergebnis keinen Anlass dazu gibt. Und davon gibt es genug: Eine löchrige und teils verunsicherte Abwehr – vor allem ohne Vucur -, viele lange, planlose, ungenaue Bälle auf die einzige Hoffnung Terrence Boyd. Variabilität und Spielwitz sind schon lange nicht mehr zu finden. Das gibt die Qualität im Kader einfach nicht her.

15 Verträge laufen aus

Und genau das muss im Sommer, sollte der Klassenerhalt gelingen, geändert werden. Die wichtigste Baustelle ist Trainer Florian Schnorrenberg. Der Verein möchte mit dem 43-Jährigen verlängern. Eine vertretbare Entscheidung, die jedoch nicht jedem gefallen wird. Denn große Schritte sind unter ihm nicht gelungen. Fraglich, ob Schnorrenberg eine Mannschaft aufbauen und entwickeln kann, die zeitnah um den Aufstieg mitspielen kann. Denn auf das Image der grauen Maus hat bei den Rot-Weißen keiner mehr Lust. Hier würde also ebenfalls ein neuer Impuls guttun.

Zudem laufen noch die Verträge von 15 Spielern aus. Mit Braydon Manu, Laurenz Dehl und Jannes Vollert sind drei Leihspieler dabei. Außer Manu hat sich keiner für eine Weiterverpflichtung empfohlen. Priorität sollte die Verlängerung mit Abwehrchef Stipe Vucur haben. Der 28-Jährige war die erhoffte Verstärkung, half damit auch seinen wackligen Nebenmännern in der Defensive. Auch ein neuer Kontrakt mit Antonios Papadopoulos sollte ganz oben auf der Prioritätenliste stehen. Der junge Deutsch-Grieche ist ein Kämpfer und wichtig im defensiven Mittelfeld. Mit Abstrichen ist auch Niklas Landgraf noch in dieser Kategorie zu führen. Doch der Verteidiger spielt nicht seine beste Saison.

Zu viel Mittelmaß

Damit endet allerdings schon die Aufzählung derer, die für eine Verlängerung infrage kommen. Kapitän Jonas Nietfeld kam bisher nicht in Fahrt und lässt die erhofften Impulse aus dem Mittelfeld heraus vermissen. Gleiches gilt für Marcel Titsch Rivero, der zwar noch bis 2022 unter Vertrag steht, aber bisher enttäuschte. Auch beim Lesen der restlichen Namen – Janek Sternberg, Tobias Schilk, Dennis Mast, Anthony Syhre, Selim Gündüz, Kai Eisele, Lukas Boeder und Tom Müller – fällt vor allem maximal Mittelmaß auf. Auch wenn ein Umbruch fast nur bei Abstiegen zustande kommt, sollte der HFC die Chance im Sommer nutzen, sich neu aufstellen und damit für die kommenden zwei Jahre einen Kader haben, der zu mehr im Stande ist als es am Sonntag in Unterhaching der Fall war.

   
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