Kommentar: Chemnitz muss Insolvenz als Chance begreifen
Da war plötzlich alles vorbei: Nach Rot-Weiß Erfurt hat auch der Chemnitzer FC Insolvenz angemeldet und steht damit als zweiter Absteiger fest. Doch im Abschied aus der 3. Liga liegt auch eine Chance. Ein Kommentar.
Erstickt von einem "Rucksack der Vergangenheit"
Klar, bei sieben Punkten Rückstand zum rettenden Ufer war der Klassenerhalt der sportlich akut bedrohten Chemnitzer sowieso nur noch auf dem Papier möglich. Doch gerade letzten Sonntag hatte man Mitabsteiger Erfurt mit 5:0 geradezu überrollt – wen wundert es, dass da beim einen oder anderen nochmal ein kleines Fünkchen Hoffnung entsprang? Dass man anfing zu rechnen, zu spekulieren, mit wie viel Toren Unterschied man am nächsten Spieltag Meppen schlagen müsste und gegen welche Gegner noch Punkte zu holen wären?
Dieser Funke ist nun erloschen. Erstickt von einem "Rucksack der Vergangenheit" in Form nicht abdeckbarer Verbindlichkeiten, der laut Vereinsführung trotz "vielfältiger Bemühungen" einfach nicht abgelegt werden konnte. Sollte der Abzug durch den DFB rechtswirksam werden, hätte der CFC nur noch 20 Punkte aufzuweisen und würde 16 Zähler hinter die Nicht-Abstiegsplätze zurückfallen. Logisch, dass da unter dem Strich der Abstieg steht.
Insolvenz als Chance
Doch man kann dieses verfrühte Ende auch als Chance begreifen: Nüchtern betrachtet wog nicht nur finanzielle Rucksack, der nun per Insolvenzverfahren geleert werden soll, schwer: Auch die Tasche gefüllt mit sportlichem Gerät hat den CFC diese Saison womöglich davon abgehalten, höher in der Tabelle zu klettern. Nun können die Verantwortlichen auch die Sporttasche einmal ablegen, auspacken und genau schauen, was da eigentlich alles durch die Saison getragen wurde. Dann gilt es, diese Utensilien zu ordnen, schweres Gepäck loszuwerden und ein ganzes Stück leichter den sportlichen Neuanfang in der Regionalliga Nordost anzugehen. Gelingt das, werden die Himmelblauen gestärkt und ohne Altlasten in die 3. Liga zurückehren können.
Klar ist aber auch: Eine Garantie für eine bessere Zukunft ist die Insolvenz keineswegs. Nur wenn hinter den Kulissen alles auf den Prüfstand kommt und aus Fehlern der Vergangenheit gelernt wird, kann die Regionalliga eine Chance sein. Vorerst warten nun schwere Zeiten auf den CFC, wenn es nicht mehr gegen Magdeburg, Rostock und Jena, sondern vor wenigen hundert Zuschauern gegen Fürstenwalde, Neugersdorf und Altglienicke geht. Ein Einschnitt nach sieben Jahren in der 3. Liga. Mit der Insolvenz wurde nun die Notbremse gezogen – aber zeitgleich der Grundstein für einen Neuanfang gesetzt.