Kommentar: Am Abwehrverhalten des MSV muss sich etwas ändern

Die Zebras vom MSV Duisburg haben am Sonntag einmal mehr unter Beweis gestellt, dass sie die Schießbude der Liga bleiben werden. 67 Gegentore stehen drei Spieltage vor dem Schluss auf dem Konto – genauso viele Gegentreffer wie im Vorjahr. Daran muss sich etwas ändern. Ein Kommentar.

Nicht die erste hohe Pleite

Seien wir mal ehrlich: Eigentlich bedarf es angesichts der 0:6-Pleite gar keinen weiteren Kommentar. So sah es auch MSV-Cheftrainer Hagen Schmidt, der direkt nach Abpfiff in der Kabine verschwunden war und später von einer "Nicht-Leistung" auf der Pressekonferenz sprach. Lieber mal eine zweite Runde am Imbissstand genehmigen, als dieses Spiel weiter zu verfolgen – das werden sich viele Fans gedacht haben. Zumal es die Duisburger ja mittlerweile gewohnt sein dürften. Schon gegen Osnabrück (3:6), Saarbrücken (3:4) und Magdeburg (0:5) gab es hohe Heimpleiten. Doch wenigstens haben die Zebras da noch gekämpft.

Wobei der Wille auch gegen Sechzig phasenweise gar nicht mal abzustreiten war. Allein John Yeboah und Orhan Ademi hatten mehrfach Chancen, um die Partie wieder etwas ausgeglichener zu gestalten. Selbst eine 3:4-Niederlage hätten viele an dem Tag noch lieber genommen. Doch neben der kläglichen Abwehrarbeit ist auch die Chancenverwertung ein Thema, das nicht zum ersten Mal in dieser Saison beim MSV aufkommt. Zum zweiten Mal in Folge werden die Meidericher aber wohl überleben, weil es bei den Zebras neben den Flops nur Tops gibt. Denn in der Rückrunde hat der MSV bereits sieben Siege eingefahren – und nur zwei Unentschieden in der gesamten Saison sind ebenfalls eindeutig. Bei einem Sieg gegen 1860 hätten über 12.000 Zuschauer bereits den Klassenerhalt mit der Mannschaft gefeiert. Die große Frage ist daher, wie es weitergeht.

Es fehlt an Tempo

Zunächst sei gesagt, dass die Mannschaft durchaus bereit ist, Charakter zu zeigen. So war es Kapitän Moritz Stoppelkamp, der seine Teamkollegen der Schmach zum Trotz dazu anhielt, in die Fan-Kurve zu gehen – obwohl es dort nach Abpfiff nur Pfiffe gab. Schon zuvor hagelte es Hohn und Spott von den Rängen. Aber: Seit dem Rücktritt von Sportdirektor Ivica Grlic waren die Spieler in der Pflicht und haben 18 Punkte aus zehn Spielen geholt, wenn man den annullierten Sieg gegen Türkgücü München einrechnet. Zieht man jetzt noch die hohen Pleiten gegen Lautern (1:5) und 1860 (0:6) ab, dann stehen nur noch sechs Gegentore in acht Spielen zu Buche. Eine Bilanz, die dann sogar herausragend ist.

Doch das sind Rechenspiele. Offen bleibt, warum der MSV immer wieder in der Defensive einbricht. Eine Teilschuld nahm Hagen Schmidt bereits auf sich, weil seine Idee von einer Umstellung hinzu einer Viererkette gegen Sechzig nicht aufgegangen war. Die Fans geben der Zusammenstellung der Abwehr die Schuld, weil in ihren Augen schlichtweg die Qualität fehlt. Fakt ist, dass es für die Zebras immer dann schwierig wird, wenn der Gegner das Tempo anzieht. Weder die erfahrenen Routiniers noch die jungen Wilden kommen dann noch hinterher. Dabei haben die Duisburger auch schon gezeigt, wie schwer es gegen sie werden kann, wenn alle alles reinwerfen.

Frischer Wind nötig

Ist es am Ende dann doch eine Frage der Zusammenstellung? Sport-Geschäftsführer Ralf Heskamp wird die Antwort liefern müssen. Die Hoffnungen vieler Fans ruhen auf dem frischen Wind, den sie sich für die Kaderplanung versprechen. Viele Altlasten wird der MSV jedoch nicht auf Anhieb los. Zehn Verträge laufen zum Saisonende aus, darunter die Leihen von Leo Weinkauf und John Yeboah. Auch Moritz Stoppelkamp und Tobias Fleckstein gehören zu den Kandidaten, die der MSV wohl gerne behalten würde.

Und dann? Über diese Baustellen hinaus stehen bereits 17 Spieler unter Vertrag – ein großflächiger Umbruch für die neue Saison wäre also nur mit teuren Abfindungen möglich. Es nutzt aber alles nichts, wenn die Abwehr weiter so wackelt. Denn ein defensives Konzept vermissen die Duisburger schon lange. Insgesamt bekamen die Zebras bislang 182 Gegentore in den letzten drei Drittliga-Jahren – so viele, wie kein anderes Team in diesem Zeitraum. Der MSV hatte in dieser Zeit sogar schon neun Außen- und elf Innenverteidiger nominell im Kader. Vier Cheftrainern ist es bislang nicht gelungen, für diese Abwehrschwäche dauerhaft eine Lösung zu finden. Fazit: Das muss sich ändern, aber das weiß auch jeder beim MSV.

   

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