Kolumne: "Die 3. Liga muss besser gefördert werden"

Der ehemalige Bundesliga-Trainer Reinhard Stumpf nimmt in seiner neuen Drittliga-Kolumne für liga3-online.de die dritte Spielklasse genauer unter die Lupe und stellt dabei seine Sicht der Dinge dar. Heute beschäftigt er sich mit sportlichen und wirtschaftlichen Aspekten der 3. Liga

Ein gutes neues Jahr an alle unsere Leser! Heute werfe ich einen Blick zurück auf  das vergangen Kalenderhalbjahr der dritten Liga. Der 22. Spieltag ist gespielt, 2012 Vergangenheit und wir schauen in die Zukunft. Vorfreude, Spannung und Ungewissheit stehen uns bevor. Was bringt uns das neue Jahr im sportlichen sowie im wirtschaftlichen Sinne? Ich möchte beide Topics beleuchten und betrachte zunächst jene sechs Teams, die sich oben festgesetzt haben, Osnabrück, Karlsruhe, Münster, danach Bielefeld, Unterhaching und Heidenheim.

Nicht aufgeben!

Sie haben alle durchweg sportlich positive Schlagzeilen zu verzeichnen, bemerkenswert ist die Anwesenheit von Unterhaching in diesem Sextett -mit Low-Budget, aber umso mehr Herz. Ein kleiner Verlierer ist Heidenheim, Mitfavorit auf den Aufstieg, trotz sehr guter Voraussetzungen sind sie aber weit hinter ihrer Erwartungen geblieben. Es folgt ein Mittelfeld von sieben bis acht Mannschaften, diese können sich bei einem guten Lauf nach oben zurück spielen, auch wenn die Aufgabe, sich noch einen der begehrten Aufstiegsplätze unter den Nagel zu reißen, sehr schwer wird. Und Vorsicht! Ebenso wie nach oben kann es auch leicht nach unten oder ganz nach unten gehen. Ab Platz 14 werden die Alarmglocken schon geläutet, seit auf der Hut, die Regionalliga ruft! Sportlich, das wissen wir, ist in den restlichen 17 Spielen noch viel machbar für Klubs und Spieler, um verloren geglaubtes zurück zu holen und/oder sich für höhere Aufgaben zu empfehlen. Also Appell an alle! Nicht aufgeben, es wird gespielt und gekämpft bis  der Schiedsrichter ein Spiel abpfeift und der letzte Spieltag gespielt ist. So lange erwartet jeder 100 % Einstellung, Disziplin und Leistungsbereitschaft von allen Beteiligten – auch unsere  Fans sind davon nicht ausgeschlossen (unterstützt euren Klub bis zur letzten Sekunde).

Drittligisten erhalten kaum TV-Gelder

Das größte Problem ist der wirtschaftliche Faktor in der 3. Profiliga, wir können über Missstände und fehlende Professionalität in der Planung und Führung der Vereine sprechen, aber  so lange das Stiefkind 3. Liga nicht einen angemessenen Support von höherer Stelle erhält, werden sich die Probleme nicht von selbst lösen. Die finanzielle Unterstützung von DFB (und auch DFL) durch TV-Gelder ist zu niedrig. Vereine müssen an essentiellen Punkten im Profibereich sparen, um wettbewerbsfähig zu bleiben und ihre Existenzgrundlage zu sichern. Ein Vorankommen, sprich dauerhaft höherklassig zu spielen, wird damit fast unmöglich. Zur Konsolidierung der Vereine gehört ein Wirtschaftsplan. Ausgaben wie die allgemeinen Spielbetriebskosten im Profibereich sollten abgedeckt sein. Die Vereine erhalten im Moment ca. 700.000 Euro Fernsehgelder. Zum Vergleich, der Verein am Ende der Verteilerschlange  der 2. Bundesliga bekommt wenigstens 3,1 Mio. sicher. Wenn ich lese, dass die Erstligisten in der Saison 2013/14 statt der bisherigen 79 % zukünftig 80 % der Fernsehgelder erhalten und die zweite Bundesliga auch noch mehr Geld bekommt, vermute ich, dass sich die Kluft zwischen den ersten beiden Divisionen  und der dritten noch weiter vergrößern wird. Ich verstehe nicht, wieso nicht auch die Drittligisten einen Anteil aus diesem Kuchen neuer TV-Gelder bekommen können.

Die 3. Liga muss besser gefördert werden

Liebe Herren der  DFL und des DFB, denken Sie die dritte Liga verdient diese Förderung nicht? Die Wertigkeit der 3. Liga wird unterstrichen durch die Medienlandschaft, z.B kommt der Chemnitzer FC mit der MDR-TV-Berichterstattung auf eine Reichweite von 160 Mio. Zuschauern! Berichterstattung von Printmedien und Internet, die nach oben zeigt und von vielen Fußballbegeisterten konsumiert wird. Die Vereine übernehmen Verantwortung für junge Spieler (sie investieren 7,3 % ihres Budgets in den Nachwuchs – deutlich mehr als die Erst- und Zweitligisten). Auch, wenn es zum Teil aus der Not heraus geschieht, da nicht genügend Geld zur Verfügung steht um sich teure Transfers zu leisten. Aber letztlich bekommen die Bundesligen damit einen  wertvollen Unterbau in dem junge Spieler unter Wettkampfbedingungen zu sehen sind. Meiner Meinung ist es die 3. Liga wert, mehr Unterstützung von allen offiziellen Seiten zu erhalten. Wir sind alle gefordert und wir sollten unsere Augen nicht  verschließen. Sonst verschwinden weitere Klubs in der Versenkung die einst Bundesliga-Geschichte geschrieben haben.
Danke 
Euer Reinhard Stumpf

   

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