Kiel-Kapitän Kazior im Interview: "Aufstieg ist noch kein Thema"

Rafael Kazior hat mit Holstein Kiel schon viel erlebt: 2012 verpasste er mit den Störchen die Qualifikation für die 3. Liga erst am letzten Spieltag, ein Jahr später sollte der Aufstieg in die Dritte Liga dann doch klappen. Dort angekommen, überraschten die Störche zunächst, fanden sich aber schnell im Abstiegskampf wieder. Erst am letzten Spieltag gelang die Rettung. In der aktuellen Serie stand die KSV Holstein lange im Tabellenmittelfeld, doch eine Serie von nur einer Niederlage aus den letzten 20 Partien machte die Norddeutschen zum Aufstiegskandidaten. Zuletzt fuhr Kiel sechs Siege in Folge ein und darf somit vom Aufstieg in die 2. Bundesliga träumen. Großen Anteil an dieser Serie hat Kapitän Rafael Kazior, der acht Tore und fünf Vorlagen zum Erfolg beisteuerte. Im Interview mit liga3-online.de spricht der 32-Jährige über das Thema Aufstieg, ob Rang sechs am Ende der Saison eine Enttäuschung wäre und über das anstehende Heimspiel gegen Jahn Regensburg.

liga3-online.de: Hallo Herr Kazior. Sportlich könnte es für die KSV Holstein derzeit nicht besser laufen, oder?

Rafael Kazior: Das stimmt! Die Punkteausbeute in den letzten Spielen war richtig gut und genau so, wie wir uns das vorgestellt haben.

Haben Sie eine Serie von sechs Siegen in Folge in Ihrer Karriere schon einmal erlebt?

Das weiß ich ehrlich gesagt gar nicht. Vielleicht mal in der Regionalliga mit Holstein Kiel – da hatten wir auch mal eine ähnliche Serie. Aber bewusst kann ich mich an eine solche Serie nicht erinnern.

Euer letzter Gegner, der SV Wehen Wiesbaden, sprach nach der Partie am Freitag davon, dass sie das Wort „Aufstieg“ nach der Niederlage nicht mehr in den Mund nehmen dürfen. Darf man dies denn in Kiel?

Wir haben es noch gar nicht in den Mund genommen. Das wird uns zwar immer in den Mund gelegt, aber wir gehen sehr ruhig und bescheiden mit dem ganzen Thema um. Wir konzentrieren uns immer nur auf den nächsten Gegner, sodass der Aufstieg wirklich noch kein Thema ist.

Aber träumen ist erlaubt, oder? Schließlich würden Sie persönlich nach über zehn Jahren in die 2. Bundesliga zurückkehren.

Die Fans dürfen auf jeden Fall träumen. Wir konzentrieren uns nur auf die nächste Aufgabe. Damit sind wir bisher gut gefahren, sodass wir das beibehalten werden.

Was würde der Aufstieg für Kiel und die Region bedeuten?

Darüber habe ich mir noch gar keine Gedanken gemacht. Es müssten sicherlich im Hinblick auf das Stadion ein paar Sachen geändert werden, aber das sind alles keine Themen, die uns als Mannschaft betreffen. Es steht uns auch nicht zu, sich darüber Gedanken zu machen. Wir konzentrieren uns immer nur auf den nächsten Gegner – das klingt zwar ein bisschen langweilig, ist aber so.

Wäre eine Abschlussplatzierung auf Rang sechs oder sieben am Ende dieser Saison eine Enttäuschung?

Enttäuschung ist wahrscheinlich das falsche Wort. Wir sind jetzt oben in der Tabelle und da ist es natürlich klar, dass wir am Ende nicht nur Zwölfter werden wollen. Grundsätzlich muss man die ganze Saison sehen. Die spielen wir wirklich gut und können stolz darauf sein. Aber die Saison ist noch nicht zu Ende, sodass wir natürlich so viele Punkte holen wollen wie möglich. Was dann am Ende dabei heraus kommt, werden wir Ende Mai sehen.

In den letzten 20 Partien hat Holstein Kiel nur einmal verloren. Was macht die Störche so stark?

Man kann eigentlich alles nennen, denn wir arbeiten als Team super. Das fängt bei den Stürmern an, die auch viel Defensivarbeit leisten. Zudem stehen wir hintern sicher und kompakt. Darüber hinaus haben wir versucht, unsere Schwächen aus dem letzten Jahr oder aus der Hinrunde abzustellen. Im Moment gelingt uns das ganz gut.

Welchen Anteil hat Trainer Karsten Neitzel an der aktuellen Serie? Wie stellt er Euch als Mannschaft auf die Spiele ein?

Er hat einen Riesenanteil daran, wenngleich man natürlich das gesamte Trainerteam sehen muss. Egal ob Co-Trainer, Scouts oder die medizinische Abteilung – alle haben ihren Anteil am aktuellen Erfolg. Die Entscheidung, Karsten Neitzel als Cheftrainer zu verpflichten und ihm auch während der schwierigen Phase der letzten Saison den Rücken zu stärken, war genau richtig.

Wenn man die Spiele nüchtern betrachtet, waren wir letztes Jahr nicht unbedingt schlechter, jedoch hat die richtige Punkteausbeute gefehlt. Das klappt jetzt besser.

Ihr Vertrag läuft am Ende der Saison aus. Mit Patrick Hermann und Manuel Schäffler haben zuletzt zwei Stammspieler verlängert. Wann ziehen Sie nach?

Mit 32 Jahren lässt man es jetzt natürlich etwas ruhiger angehen. Wir haben keine Eile, werden aber sicherlich in Kürze mal sprechen.

Sie spielen bereits seit 2011 für Kiel. Wie hat sich der Verein in den letzten Jahren entwickelt?

Nach und nach wurde alles professioneller aufgestellt. Es wurde nicht nur in die Mannschaft, sondern auch in die Infrastruktur investiert. Insgesamt sind wir in diesem Bereich sehr gut aufgestellt. So muss es in den nächsten Jahren auch weitergehen, denn das ist das große Plus bei uns.

Am Samstag steht das vermeintlich leichte Heimspiel gegen den Tabellenletzten aus Regensburg an. Was dürfen die Holstein-Fans erwarten?

Grundsätzlich kann man schon mal sagen, dass es keine leichten Spiele gibt. Es ist ein Spiel wie jedes andere auch. Ob es gegen Regensburg, Wiesbaden oder Münster geht, ist uns egal. Wir versuchen wieder 100 Prozent abzuliefern und wenn wir das schaffen, werden wir sicherlich als Sieger vom Platz gehen.

Zum Abschluss noch folgende Frage: Welche Headline möchten Sie nach dem letzten Spieltag am 23. Mai bei uns lesen?

(lacht) Das ist eine schwierige Frage. „Holstein spielt eine super Saison …“

 

Vielen Dank für das Interview.

 

 

 

   
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