Kara im Interview: "Wir müssen an Grenzen gehen"

Mehmet Kara vom SC Preußen Münster erklärt im Interview mit liga3-online.de, wie man den VfL Osnabrück schlagen kann und warum die Preußen immer besser in Schwung kommen.

[box type="info"]Vier Siege in Serie – das gab es noch nie unter Trainer Ralf Loose. Mit dem 3:1-Erfolg gegen Fortuna Köln schoben sich die Adlerträger auf den 2.Tabellenplatz. Maßgeblichen Anteil an dem derzeitigen Stimmungshoch hat sicherlich auch Mittelfeldspieler Mehmet Kara. Der 31-jährige Routinier befindet sich in einer sehr guten Form und verhalf zuletzt dem SCP mit seinem Goldenen Tor gegen Chemnitz zum Auswärtserfolg. Am Mittwoch soll gegen den Erzrivalen aus Osnabrück der fünfte Sieg eingefahren werden.[/box]

Hallo Herr Kara, erinnern Sie sich noch an den 2. März 2013?

Mehemt Kara: (Überlegt) Ich glaube, Sie meinen den Derby-Sieg in Münster. Da habe ich drei Tore gemacht. (Anm. d. Red.: Damals schoss Kara den schnellsten Hattrick – 12., 17., 25. Min. – nach Einführung der eingleisigen 3. Liga)

Kribbelt es denn schon?

Das kommt erst kurz bevor wir zum Spiel fahren. Wenn wir dann im Bus sitzen und den Ortseingang von Osnabrück passieren.

Die Vergangenheit in der 3. Liga spricht klar für den SCP mit fünf Siegen, zwei Remis und einer Niederlage. Eigentlich ist alles angerichtet.

Von der Statistik natürlich, aber daran glauben wir nicht. Die Tagesform entscheidet. Und in jedem Spiel werden die Karten neu gemischt. Wir sind sehr gut vorbereitet, müssen aber trotzdem an unsere Grenzen gehen, wenn wir da was holen wollen.

Mit einem Derby verbindet man nicht nur die große Rivalität beider Vereine sondern es hat auch einen hohen Stellenwert bei den Fans. Die Preußen-Fans gucken am Mittwoch buchstäblich in die Röhre, denn sie wurden ausgeschlossen.

Ja, es ist echt schade, denn der Derbycharakter, dieses Feeling, was so eine besondere Partie ausmacht, ist nicht mehr vorhanden. Ich als Spieler finde es echt traurig und es macht das Spiel ein Stück weit unattraktiver.

Die Osnabrücker Fans haben ebenso zum Stimmungsboykott aufgerufen und wollen im Derby schweigen. Stimmung adé?

Eigentlich ist es doch das Schöne beim Derby, wenn sich die Fans beider Teams gegenseitig anheizen. Das fehlt am Mittwoch durch das Wegbleiben unserer Fans. Ich respektiere aber auch die Entscheidung der gegnerischen Fans, wenn sie sich solidarisieren.

Osnabrück hat zuletzt in der 90. Minute gegen den Tabellenersten Dynamo Dresden verloren…

Wir dürfen sie trotzdem nicht unterschätzen. Die haben eine starke Truppe mit guten Neuzugängen.

Sie und auch Ihr Trainer betonten in vergangenen Interviews immer wieder, dass der zweite Tabellenplatz nur eine schöne Momentaufnahme sei.

Ja, ich bleibe auch jetzt noch dabei. Wenn man mal bedenkt, wie schlecht die Stimmung in Münster zu Saisonbeginn war und wie sie jetzt nach der Siegesserie ist. Wir haben eine komplett neue Mannschaft mit vielen jungen Spielern. Mehr als die Hälfte des alten Teams wurde ersetzt. Das muss sich finden und braucht Zeit. In dieser Findungsphase stecken wir immer noch. Das geht nicht von heute auf morgen. Es ist ein langer Prozess. Die vergangenen Siege waren jedoch nie unverdient, weil wir am Ende immer ein Tor mehr geschossen haben als der Gegner.

Das macht nun aber einen Fünfer ins Phrasenschwein!

Das stimmt. (lacht)

Die gute Stimmung kann aber auch schnell wieder kippen.

Ja, wenn du zwei Spiele wieder verlierst, bist du weg. Wir müssen von Spiel zu Spiel schauen und jeden Gegner respektieren. Die 3. Liga ist sehr schnelllebig. Daher bleibe ich auch bei der schönen Momentaufnahme.

Sie hatten in der laufenden Saison mit drei erzielten Treffern und drei vorbereiteten einen nicht ganz unerheblichen Anteil am Erfolg des SCP. Dennoch wirkt das Preußenspiel oftmals noch sehr behäbig. Wo kann man nachbessern?

Dieses Zusammenfinden des neuen Teams dauert immer noch an. Viele Fans denken, wir trainieren zwei, drei Monate inkl. Vorbereitung und dann passt das schon. Aber in der Liga geht es in jedem Spiel um alles. Dieses Meisterschaftsniveau zu erreichen und konstant zu halten, benötigt Zeit. Das ist natürlich auch eine Frage des Selbstbewusstseins.

Heißt im Umkehrschluss, je mehr sie zusammen spielen, desto selbstbewusster wird der SCP?

Ja genau, ein paar von uns sind da vielleicht noch zu vorsichtig, zu abwartend.

Ralf Loose sagte nach dem Köln-Sieg, dass er sich über jedes Stürmertor der Preußen freue. Sehen Sie langfristig auf dieser Position Handlungsbedarf oder müssen Sie sich als Team doch nur besser einspielen?

Wir haben zwei gute Stürmer, die sich beide sehr ähneln, aber doch unterschiedliche Stärken haben. Reichwein war lange verletzt und Rocky hat zu Saisonbeginn zweimal getroffen. Danach haben wir als Team einfach nicht mehr so viele Chancen erspielt, dass muss man so ehrlich sagen. Für einen Stürmer ist das dann noch schwerer. Wir müssen ihnen Zeit geben.

Letzten Endes ist es ja auch egal, wer die Tore erzielt, solang am Ende immer ein Sieg rausspringt oder?

Ja, es ist doch auch besser, wenn du dich nicht nur von einer Person abhängig bist. Wenn in einem Team sechs sieben Leute die Tore erzielen können, ist das doch perfekt und macht dich unberechenbarer. Das zeichnet uns auch aus.

Zum Abschluss ergänzen Sie bitte folgenden Satz: Preußen gewinnt das Derby, weil…?

Wir alles in die Waagschale werfen, um etwas Zählbares mitzunehmen. Weil wir gut auf den Gegner vorbereitet sind und ihn auch respektieren und nicht unterschätzen.

 

   
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