Janßen wird nach Pleite deutlich: "Komplettausfall aller Systeme"
Viktoria Köln ist nach dem großen Pokal-Fight gegen Bundesligist TSG Hoffenheim hart mit den Niederungen des Liga-Alltags konfrontiert worden. Angesichts der drohenden Verwicklung in einen erneuten Abstiegskampf hielt Trainer Olaf Janßen seiner weiter sieglosen Mannschaft nach der 1:3-Niederlage beim SC Verl eine Standpauke.
"Mannschaft stand überhaupt nicht auf dem Platz"
"Nach der Pause kam mir das vor wie ein Komplettausfall aller Systeme", beklagte der Coach auf der Pressekonferenz einen nahezu vollständigen Einbruch seines Teams: "Da war kein Glaube und keine Überzeugung mehr, nicht beim Anlaufen und auch nicht beim Umschaltspiel. Die Mannschaft stand in der zweiten Halbzeit überhaupt nicht auf dem Platz."
Janßens Enttäuschung war aufgrund des Spielverlaufs durchaus verständlich. Fünf Tage nach dem ehrenvollen 2:3 der Domstädter gegen Hoffenheim in der Verlängerung knüpfte die Viktoria an die achtbare Leistung aus dem Pokal-Duell an und durfte nach dem Führungstreffer durch Youssef Amyn (22.) berechtigte Hoffnungen auf den ersten Saisonsieg haben. Die schnelle Wende durch einen Doppelschlag der Gastgeber allerdings warf Köln noch vor dem Seitenwechsel völlig aus der Spur.
Für Janßen eine unerklärliche Entwicklung. "Wir sind super ins Spiel gekommen, und wenn man weiß, wie stark Verl ist, kann man die Leistung meiner Mannschaft gar nicht hoch genug einschätzen", kommentierte der 54-Jährige im "MagentaSport"-Interview den Auftritt seiner Spieler bis zum Ausgleich der Westfalen voller Anerkennung – und fügte niedergeschlagen hinzu: "Dann haben wir aber die Basics vergessen und das Spiel grundlos aus der Hand gegeben. Wir hatten auf der Bank das Gefühl, dass sich die Jungs ihrem Schicksal ergeben haben, und das geht natürlich gar nicht."
"Haben zum Toreschießen eingeladen“
Insbesondere mit dem Abwehrverhalten nach der Führung war Janßen keineswegs mehr einverstanden. "Wir haben den Gegner zum Toreschießen eingeladen. Wenn ich mein Tor nicht als ob meine Familie darin sitzt mit allem verteidige, was ich habe, und den Gegner nicht daran hindere, ein Tor zu schießen, dann werde ich bestraft", wetterte der 54-Jährige.
Den Zeitpunkt für seinen drastischen Weckruf dürfte Janßen wohlüberlegt ausgewählt haben. Mit nur einem Punkt aus den bisherigen drei Spielen nämlich droht Köln ein Deja-vu der unerwünschten Art: Gleich zu Saisonbeginn rangiert Janßens Mannschaft wieder in der Gefahrenzone, aus der sich die Viktoria in der vergangenen Saison erst nach großen Problemen befreien konnte. Entsprechend richtungsweisende Bedeutung hat für Köln das "Duell der Enttäuschten" am Samstag beim ebenfalls noch sieglosen SV Waldhof Mannheim.