HFC enttäuscht: "Es hat vieles gefehlt" – Meyer sieht Gelb-Rot
Es war ein enttäuschender Auftritt des Halleschen FC: Die Saalestädter kamen gegen den Absteiger vom TSV Havelse nicht über ein 1:1 hinaus, verpassten somit einen wichtigen Sieg im Abstiegskampf. Dennoch sah Trainer André Meyer eine starke erste halbe Stunde seiner Mannschaft. Doch die Verunsicherung habe letztlich dazu geführt, dass es nicht zu einem Sieg gereicht hatte. Zudem kassierte der 38-Jährige einen Platzverweis, fehlt nun gesperrt gegen den VfL Osnabrück.
"Das war fast das perfekte Spiel"
Wie so oft in den vergangenen drei Jahren ist die Stimmung im Fanlager des HFC mal wieder im Keller. Mit Pfiffen wurde die Mannschaft nach dem Remis gegen den Absteiger aus Havelse in die Kabine verabschiedet. In den sozialen Netzwerken sind die Fans vom Auftritt des Teams genervt und schockiert. Auch viel Unverständnis mischt sich hinzu. Denn Trainer André Meyer betonte nach dem Spiel mehrfach, die erste halbe Stunde sei "mit das Beste" gewesen, was das Team gezeigt habe, seitdem er bei den Rot-Weißen in der Verantwortung steht. "Das war fast das perfekte Spiel, wo wir hinwollen." Sein Team habe sich "von der ersten bis zur letzten Minute zerrissen". Viele sahen das jedoch anders, werfen dem Trainer eine unrealistische Sicht der Dinge vor. Eine große Romanze ist es zwischen den Fans auf der einen sowie Trainer und Spielern auf der anderen Seite nicht.
Den Lohn für den vom Trainer so hoch gelobten Auftritt gab es nach 24 Minuten: Ein Schuss von Niklas Kreuzer wurde abgefälscht, landete genau auf dem Kopf von Angreifer Elias Huth, der auch im vierten Spiel hintereinander erfolgreich war. Zu diesem Zeitpunkt so es danach aus, als könne sich Halle gegen Tabellenvorletzten durchsetzen und im Abstiegskampf Boden gut machen. Doch dieses Gefühl hielt nur acht Minuten. Denn Ex-Halle-Kicker Fynn Arkenberg war nach einem Freistoß zur Stelle und sorgte per Kopf für den Ausgleich (32.).
Nach dem Ausgleich eingeknickt
Danach sei das "Kopfkino" bei seiner Truppe losgegangen, schilderte der Trainer bei "MagentaSport". Die Qualität der Entscheidungen habe abgenommen, das Spiel wurde unruhiger. "Die Jungs sind in sich zusammengezuckt, weil sie nicht wussten, was passiert. Es war eine Verunsicherung auf dem Platz, die menschlich ist", nahm Meyer die Spieler in Schutz. Dennoch hätten diese "alles nach vorne geworfen". Der Ertrag jedoch blieb aus. Stattdessen hatten die Gäste die besseren Chancen, allein Fynn Lakenmacher hatte mehrere gute Möglichkeiten, das Spiel zugunsten des Außenseiters zu drehen und dem HFC richtig wehzutun.
"Wir waren heute wieder sehr, sehr offen. Heute hat vieles gefehlt, um den Gegner zu schlagen. Das nervt nicht", sagte Keeper Tim Schreiber nach dem Spiel und äußerte sich doch überraschend gegensätzlich zu seinem Trainer. "Wir haben noch ein bisschen Puffer, aber wir hätten heute einen riesen Schritt gehen können." Doch dafür hätte die Mannschaft "den Kampf annehmen müssen".
Platzverweis für Meyer
Wie tief der Frust in Halle sitzt, zeigte sich in der Nachspielzeit: Meyer konnte sich nach einem Pfiff gegen Angreifer Michael Eberwein wegen gefährlichen Spiels gar nicht mehr beruhigen und sah von Patrick Glaser binnen weniger Sekunden zweimal die gelbe Karte. Folglich musste dieser die Coachingzone verlassen und wird am Dienstag im Nachholspiel gegen den VfL Osnabrück gesperrt fehlen. "Gefühlt jede 50:50-Entscheidung ist gegen uns getroffen worden", erklärte Meyer.
Es sei kein Foul von Eberwein gewesen. In der 82. Minute war Jan Löhmannsröben im Strafraum getroffen worden, "das wird auch nicht gepfiffen". Deshalb habe Meyer "da mal was erläutern" müssen. "Und wenn man dem Assistenten nicht mehr sagen darf, dass ein zweiter Ball auf dem Platz liegt, verstehe ich die Welt nicht mehr", schilderte er seine Sicht der Dinge. "Wenn wir zukünftig ohne Füße spielen und Eberwein da gar nicht mehr hingehen soll, dann ist es weit weg von dem Sport, wo wir mal waren."
Der Verdacht liegt nahe, es handelt sich um ein Ablenkungsmanöver von der eigentlichen spielerischen und leistungsmäßigen Tristesse, die die Mannschaft seit Wochen zeigt. Aus den vergangenen sieben Partien gab es nur zwei Siege, zudem das peinliche Aus im Landespokal bei einem Fünftligisten. Der Haussegen hängt wieder schief. Immerhin hat der HFC noch sechs Punkte Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz. Doch stagniert die Leistung auf diesem Niveau, wird es sehr eng.