Hansa-Boss Marien rechnet mit Aufstockung der 3. Liga

Seit Dienstag ist klar: Eine Regionalliga mit vier Staffeln wird es vorerst nicht geben. Die Drittligisten werden damit der große Verlierer eines Deals sein, der nicht zustande kommen wird. Robert Marien, Vorstandsvorsitzender des F.C. Hansa Rostock, rechnet daher mit einer Aufstockung der 3. Liga – und übt zeitgleich Kritik am DFB.

Marien kritisiert Verbands-Einstellung

Das Problem ist bekannt: Die Nordost-Staffel will sich nicht auf Kosten einer Regionalliga-Reform zerschlagen lassen, sodass die Herausforderung bestehen bleibt, eine gerechte Auf- und Abstiegsregelung zu finden. Seitens des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) gibt es noch keine Stellungnahme, stattdessen hat sich Hansa-Vorstandsvorsitzender Robert Marien nun positioniert: "Ansonsten läuft das wie immer. Es wird von Einigkeit gesprochen und wie toll das alles ist. Das stört uns schon", kritisiert Marien im Gespräch mit liga3-online.de.

Das Treffen zwischen Nord-, Nordost- und Bayern-Staffel zur Klärung einer Regionalliga-Reform "war sehr ernüchternd", berichtet Marien. "Unsere Argumentation war einfach, dass jede Staffel ihren Rucksack tragen muss, wenn aus fünf Ligen vier werden sollen. Dann kann es nicht sein, dass der Nordosten für sich deklariert: Wir sind die einzigen, die unzertrennbar sind." Deutliche Worte des 38-Jährigen, der das Drittliga-Geschehen bestens kennt. Als einer von 19 Vereinen erklärte Hansa Rostock sich dazu bereit, zu Gunsten einer fairen Aufstiegsregelung eine Regionalliga-Staffel zu zerschlagen. Dass es der Nordosten sein müsste, sei nicht das Ziel, es könne auch beispielsweise die Südwest-Staffel treffen, betont Marien.

"Es geht nur um Macht"

"Bestandsschutz gibt es für gar keinen", zeigt sich Marien kompromissbereit. Genauso wie es die Drittligisten schon waren, als es um die Thematik des vierten Absteigers als Übergangslösung ging. Dieses zusätzliche Risiko für jeden einzelnen Verein waren die Drittligisten bereit zu tragen, sofern es eine dauerhafte Lösung mit vier Regionalliga-Staffeln gibt. Daraus wird sehr wahrscheinlich nun nichts, Hoffnung auf ausgleichende Gerechtigkeit hegt Marien nicht: "Der vierte Abstiegsplatz ist weg, den bekommen wir nicht wieder, dass wurde uns ziemlich eindeutig dort mitgeteilt. Da können wir auch 10 Minuten stillstehen in der Liga."

Im Gegensatz zu Aussagen von DFB-Vize Rainer Koch sei dies nicht im Einklang mit den Stimmen der Drittligisten passiert. Beim Verbandstreffen in Landsberg habe man sich als Klub der 3. Liga zudem unwohl gefühlt: "Da wurde uns sehr schnell deutlich gemacht, dass wir gar nichts zu sagen haben." Vertreter vom FC Carl Zeiss Jena sollen die Veranstaltung sogar vorzeitig verlassen haben und waren zur Abstimmung schon gar nicht mehr dabei. "Es geht nur um Macht", stellt Marien in aller Härte heraus. "Wir konnten gerade noch verhindern, dass die Regionalliga-Vereine über uns entscheiden."

Liga muss sich einer Aufstockung stellen

Nun ist es für Robert Marien das wichtigste Anliegen, dass sich Verantwortliche und Vereine über die Zukunft der 3. Liga Gedanken machen, bevor es andere für sie tun: "Die Liga tut sehr, sehr gut daran, sich der Realität zu stellen." Und die sehe so aus, dass diese Spielklasse von den anderen Profi-Ligen abgeschnitten sei und die Regionalverbände und Vereine über sie bestimmen wollen. "Das bedeutet, früher oder später wird die Aufstockung der 3. Liga auf 22 Mannschaften mit fünf Absteigern kommen. Ob wir das wollen oder nicht, ob das sinnvoll ist oder nicht, spielt keine Rolle", blickt Marien voraus.

"Es geht jetzt darum, dass sich die 3. Liga lieber selbst gestalten sollte", führt der Hansa-Boss weiter aus, der den absehbaren Stressfaktor fürchtet: Aus 38 Spielen werden 42 Spielen – das ginge schließlich auch in anderen Ländern. Aber viele Vereine, die davon nicht betroffen sind, stellten sich das zu leicht vor: "Wir haben auch Auswärtsfahrten, gerade durch den Standort Rostock ist das bis in den Südwesten weit. In der 3. Liga steigen die Vereine nicht alle zwei Wochen in Charter-Maschinen. Zudem leben wir alle auch nicht im luftleeren Raum. Eine Veränderung würde auch Mehrbelastungen für die Polizei und für die Einwohner ringsum um ein Stadion bedeuten."

"Am Ende sind wir die Blöden"

"Wenn wir das alles klären, auch vor dem Hintergrund einer Reform des Landespokals und des DFB-Pokals, dann müssen wir uns danach auch den finanziellen Fragen stellen", spricht Marien die zweite Krux einer Aufstockung an. Mehr Spiele bedeutet auch mehr Investition, um alles auf dem gleichen Level zu behalten. Würde man den Vereinen nun allerdings jeweils eine Million Euro mehr geben, warnt Marien, erhöhen diese aller Wahrscheinlichkeit nach eher den Spieleretat. "Da sind wir selbst verantwortlich, uns Spielregeln aufzuerlegen", fürchtet Marien einen Kampf um Spieler-Gehälter, die durch das zusätzliche Geld automatisch höher würden. Sollte ein Verein dann absteigen, wäre die Regionalliga "der Tod für viele, viele Vereine."

Es ist derselbe Rattenschwanz, in den sich auch die Absteiger aus der 2. Liga beißen, denn die finanziellen Lücken zwischen den einzelnen Ligen wird immer größer. Das betreffe laut Marien über kurz oder lang dann auch die Kluft zwischen Dritt- und Viertklassigkeit. Wie genau eine Reform nun aussehen solle, konnte Marien nicht abschätzen: "Es ist nicht leicht, beispielsweise den DFB-Pokal zu reformieren, aber irgendwo müssen wir anfangen", so das Fazit des Vorstandsvorsitzenden.

Aktuell sei die 3. Liga nichts weiter, als ein geladenes Pulverfass: "Wir können jetzt nicht einfach sagen, nachdem wir einen vierten Absteiger in die Liga geschoben haben, schieben wir auch die Aufstockung rein, erhöhen damit nochmal die Abstiegswahrscheinlichkeit und die Pokal-Wettbewerbe lassen wir so." Dann würde die 3. Liga nämlich alle Probleme ausbaden, die der DFB aktuell vor sich herschiebt. "Und am Ende sind wir die Blöden, weil die Drittligisten nicht mit dem Geld umgehen können", so Marien. Klar scheint einmal mehr: Eine für alle Seiten zufriedenstellende Lösung wird es nicht geben.

   

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