"Haben kalte Füße bekommen": SVWW zittert sich zum Sieg

Zur Pause sah der SV Wehen Wiesbaden schon wie der sichere Sieger aus, hatte die Partie beim 1. FC Saarbrücken voll im Griff und führte mit 4:0. Doch dann begann auf einmal das große Zittern, am Ende reichte es für einen knappen 4:3-Erfolg. Was Trainer Rüdiger Rehm auf der einen Seite freute, aber auch offenbarte, dass nach dem Umbruch im Sommer noch viel Arbeitet wartet.

"Wir hatten Angst, etwas zu verlieren"

Mit dem Abpfiff ballte Rüdiger Rehm die Hände zu Fäusten, schrie die Anspannung heraus und pustete erst einmal kräftig durch. Dass er zum Ende des Spiels noch einmal so zittern musste, hätte der 42-Jährige zur Pause sicherlich nicht gedacht. Denn bis dahin zeigte seine Mannschaft eine starke Vorstellung, lag nach Treffern durch Ahmet Gürleyen (5.), Maximilian Thiel (10.), Thijmen Goppel (26.) und Emanuel Taffertshofer (44.) mit 4:0 in Front, war vor dem Tor extrem effizient.  "Wir haben eine hervorragende erste Halbzeit gespielt", lobte Rehm auf der Pressekonferenz. "Vielleicht", so der gebürtige Heilbronner, habe sein Team "auch mit einem Tor zu viel" geführt. Aber das war ihm letztlich egal. "Wir haben ordentlich die Tiefe verteidigt, hatten alles unter Kontrolle".

Doch in seinen nun 203 Drittligaspielen hat Rehm schon viel erlebt, wusste, dass es immer eine Resthoffnung beim Gegner gibt. "Wir wollten das fünfte Tor machen und keins kriegen". Die Devise lautete "nicht nachlassen", so der Coach, der feststellen musste: "Das haben wir nicht geschafft." Denn mit dem Seitenwechsel war von den Gästen plötzlich nicht mehr allzu viel zu sehen, stattdessen kam der FCS zurück. "Der Gegner hat die zweite Luft und wir haben kalte Füße bekommen", so Rehm bei "MagentaSport". "Das Spiel hat eine Wende genommenen. Wir hatten Angst, etwas zu verlieren. Dann wirkst du wie gelähmt, gewinnst keinen Zweikampf mehr, bekommst keine Laufintensität hin, kannst dich nicht mehr durchsetzen." Auch Thiel war enttäuscht von der Reaktion des Teams. Denn man habe sich vorgenommen, "weiter Vollgas" zu geben. Stattdessen habe jeder "einen Schritt weniger gemacht, das darf nicht passieren".

14 Punkte aus sieben Spielen

Nach 56 Minuten schien es, als hätte Tobias Jänicke aus Sicht der Gastgeber nur Ergebniskosmetik betrieben. Doch nach den Toren von Adriano Grimaldi (68.) und Justin Steinkötter (84.) fing das große Zittern bei den Hessen an. Es stand nur noch 3:4. Am Ende verhinderte Keeper Florian Stritzel in der Schlussminute sogar noch den Ausgleich. Dass ein Bruch ins Spiel kam und seine Mannschaft nicht mehr nachlegen konnte, hätte laut Rehm gezeigt, "dass wir noch nicht so weit sind". Nach einem Umbruch mit 14 Zu- und 16 Abgängen könne "so etwas leider noch passieren". Doch es ist Jammern auf hohem Niveau. Mit 14 Punkten nach sieben Partien ist der SVWW mindestens bis zum Ende der Samstagspartien auf dem ersten Tabellenplatz. "Es bedeutet, dass wir eine Qualität haben. Aber das muss sich noch über eine Konstanz finden." Der Erfolg in Saarbrücken war übrigens Wiesbadens 66. Auswärtssieg in der 3. Liga – eine neue Bestmarke in der Liga-Historie.

   

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