"Hut ab": Viel Lob für Aushilfslinienrichter in Wiesbaden
Vom Zuschauer zum Linienrichter in knapp 30 Minuten: Jannis Jäschke erlebte einen höchst ungewöhnlichen Nachmittag in der Brita-Arena, als er beim Spiel zwischen dem SV Wehen Wiesbaden und dem SV Meppen plötzlich als Linienrichter aushelfen musste. Doch der Oberliga-Schiedsrichter machte seine Sache gut und bekam viel Lob.
"Großes Kompliment"
Sie werden in die Geschichtsbücher der 3. Liga eingehen, die Szenen, die sich am Samstag in der Brita-Arena ereigneten. Weil Linienrichter Marius Schlüwe in der 21. Minute unglücklich umgeknickt war und nicht mehr weitermachen konnte, fragte der Stadionsprecher per Durchsage, ob sich ein Schiedsrichter mit der nötigen Lizenz im Stadion befindet. Daraufhin meldete sich Jäschke, der bislang ausschließlich in der Verbandsliga sowie der Oberliga gepfiffen hatte. Zusammen mit den verbliebenden Unparteiischen ging der Zuschauer in die Kabine und – kam nach knapp 30 Minuten als Schiedsrichter wieder raus. Mit einer Fahne und einem Headset ausgestattet übernahm Jäschke den Platz von Schlüwe. Bei seinem unverhofften Drittliga-Debüt gab er ein gutes Bild ab und erkannte unter anderem eine knappe Abseitsposition der Wiesbadener korrekt.
Für seinen Auftritt bekam er anschließend viel Lob. "Großes Kompliment für den jungen Mann, der seine Sache sehr gut und unaufgeregt gemacht hat", so Meppens Marcos Alvarez in der "Neuen Osnabrücker Zeitung". "Er hat, glaube ich, alles so gesehen, wie es war. Das muss man auch erstmal hinkriegen. Da geht man ins Stadion, freut sich auf einen schönen Nachmittag, will vielleicht ein Bierchen trinken und dann steht man da plötzlich und ist in seinem Job. Hut ab und großen Respekt an ihn."
Wohl eine einmalige Geschichte
Trainer Ernst Middendorp sah die Sache zunächst etwas kritisch, da Jäschke schließlich als Zuschauer ins Stadion kam und den Wiesbadenern näher stand als dem SVM. "Das hat ein bisschen Geschmäckle, aber man hat dann doch recht klar von der Schiedsrichterseite argumentiert, dass alles In Ordnung sein wird." Und so war es dann auch: "Er hat genauso gut agiert wie der andere Linienrichter."
An der Entscheidung, den umstrittenen Siegtreffer des SVM in der 84. Minute zu geben, obwohl Marvin Pourie im Abseits stehend die Sicht von Keeper Florian Stritzel behindert hatte, war Jäschke übrigens nicht beteiligt, da er für die andere Spielhälfte zuständig war. Ob er bald erneut in der 3. Liga zu sehen wird? Eigenwerbung hat Jäschke in jedem Fall betrieben. Es wird aber vermutlich das einzige Mal in der Geschichte der 3. Liga bleiben, dass ein Zuschauer zum Linienrichter wird. Schließlich ist für die kommende Saison die Einführung eines vierten Offiziellen geplant, der dann im Falle einer Verletzung im Schiedsrichter-Team einspringen könnte.
Die Szene im Video: