Gorenzel mahnt zur Ruhe: "Wir wollen zu viel"

Der TSV 1860 München erlebt derzeit so etwas wie eine Ergebniskrise: Schon seit vier Spieltagen gab es keinen Sieg mehr. Woran liegt das? Sportdirektor Günther Gorenzel sieht das Problem vor allem in mangelnder Geduld.
1860 und die letzten 15 Minuten
Eine der wohl zutreffendsten Fußballweisheiten lautet: "Der Ball ist rund und das Spiel dauert 90 Minuten." Doch was Sepp Herberger einst formuliert hatte, wurde dem TSV 1860 München in den letzten Partien vermehrt auf die unangenehmste Weise vor Augen geführt. Die Schlussviertelstunde ist die Phase, in der 1860 die meisten Gegentore kassiert – so auch im Spiel gegen die Würzburger Kickers. Sogar in Unterzahl schafften die Würzburger es durch Simon Skarlatidis, den Löwen einen weiteren schmerzhaften Stich kurz vor Schluss zu verpassen. Wieder gab der Aufsteiger nachlässig drei Punkte aus der Hand. Ein Ergebnis, das Sportdirektor Günther Gorenzel überhaupt nicht gefällt.
Im Interview mit der "TZ" betonte der in Abwesenheit Daniel Bierofkas auch für das Trainiing zuständige 47-Jährige: "Wir haben dieselben einfachen Fehler gemacht wie in Rostock, verlieren die Kompaktheit offensiv wie defensiv." Die Mannschaft suche zu sehr den Weg nach vorne, anstatt hinten die Punkte zu sichern: "Es ist insofern ein Kopfproblem, weil wir zu viel wollen, weil wir den direkten Weg wählen, anstatt kontrolliert zu spielen. Das ist typisch für eine junge Mannschaft, und deshalb werden wir immer wieder um den Lohn betrogen."
Erfahrene Spieler in der Pflicht
Bisher wirkten sich die Ergebnisse noch nicht katastrophal auf die Tabelle aus – lässt man einmal außer Acht, dass die Löwen wohl Tabellenführer wären, ginge das Spiel nur 75 Minuten. Doch Gorenzel warnt: "Innerhalb von zwei Spieltagen kannst du in dieser Liga sowohl oben als auch ganz unten reinrutschen."
Deswegen müssten die Spieler schnell eine Handhabe für diese Situationen entwickeln: "Wichtig ist, dass wir schnell lernen, im richtigen Moment geduldig zu sein. Wer nicht schnell lernt, der wird zurückgereicht, fällt aus der Mannschaft, aus dem Kader und irgendwann aus dem Profigeschäft." Gerade erfahrene Spieler sollen in die Pflicht genommen werden – wie etwa Sommerneuzugang Stefan Lex, der weiterhin auf Formsuche ist: "Er hat sich am Anfang zu viel Druck gemacht, jetzt muss er schauen, dass er aus dem Schneckenhaus rauskommt. Er versteckt sich zu viel." Doch auch der restliche Kader der Löwen sollte sich im kontrollierten Spiel üben – sonst könnte es auswärts beim kämpferischen und zuletzt erfolgreichen SV Meppen erneut eine böse Überraschung geben.