Geisterspiele oder Abbruch? Ein Pro und Contra

Geht es nach dem Großteil der Klubs, soll die Saison mit Geisterspielen zu Ende gebracht werden – zumindest, sofern das mit Blick auf die behördlichen Vorgaben möglich ist. Falls nicht, dürfte es auf einen Abbruch der Saison hinauslaufen. liga3-online.de stellt die Pro- und Contra-Argumente beider Szenarien gegenüber.

Geisterspiele

Pro: Auch wenn Spiele unter Ausschluss der Öffentlichkeit weder von den Vereinen noch von den Fans gewollt sind, stellen sie momentan die einzige Möglichkeit dar, die Saison regulär zu Ende spielen zu können. Vor allem, dass die Frage nach den Auf- und Absteigern sportlich geklärt werden könnte, spricht für Geisterspiele – niemand würde benachteiligt werden. Das wäre der Fall, wenn bei einem Abbruch die Tabelle nach der Hinrunde oder nach dem 27. Spieltag gewertet werden würde – oder bei einer Annullierung.

Zudem werden Geisterspiele wohl trotz fehlender Zuschauereinnahmen nicht mit so hohen Verlusten einhergehen wie ein Abbruch der Saison. Durchschnittlich muss jeder Klubs mit einem Minus von 600.000 Euro rechnen, wobei Vereine wie Kaiserslautern, Braunschweig, Duisburg, 1860 und Magdeburg aufgrund ihres hohen Zuschauerzuspruchs stärker betroffen wären. Ein Abbruch der Saison würde allerdings rund 1,5 Millionen Euro pro Verein kosten – auch hier müssten die genannten Vereine mit einem höheren Verlust rechnen. Gleichzeitig könnten die Klubs bei Geisterspielen die TV- und Werbeverträge erfüllen.

Contra: Bei Spielen ohne Fans geht der Reiz des Fußballs verloren – so die Begründung derer, die Geisterspiele strikt ablehnen. In der Tat würde einiges von dem verloren gehen, was gerade auch die 3. Liga ausmacht: Enge Stadien und eine tolle Atmosphäre. Gerade bei größeren Klubs werden sich Spiele unter Ausschluss der Öffentlichkeit besonders bemerkbar machen – eine Verzerrung des sportlichen Wettbewerbs könnte die Folge sein. Ohnehin besteht bereits jetzt eine Chancenungleichheit, da einige Klubs bereits wieder trainieren, während andere erst Ende April wieder ins Training einsteigen können.

Und überhaupt: Eine vernünftige Vorbereitung auf die restliche Saison scheint nach rund sieben Wochen Pause kaum möglich. Wenn ab dem 16. Mai wieder gespielt werden soll, hätten die Vereine maximal drei Wochen Zeit, um sich auf die noch ausstehenden elf Spieltage vorzubereiten. Wenn die Saison bis Ende Juni zu Ende gebracht werden soll, erwartet die Klubs ein Mammutprogramm mit mehreren Englischen Wochen. Bei Geisterspielen müssten die Klubs zudem aus der Kurzarbeit raus und hätten trotz ausbleibender Zuschauereinnahmen die vollen Spieltagskosten zu tragen. Klubs wie der FSV Zwickau befürchten, dass der Gang zum Insolvenzgericht dann unumgänglich wäre. Außerdem würde der Fußball im Hinblick auf Tests und Infektionsschutzmaßnahmen eine Sonderrolle einnehmen. 

 

Abbruch

Pro: Sobald die Saison abgebrochen ist, hätten die Klubs Planungssicherheit und könnten für die neue Spielzeit vorbereiten – wenngleich noch offen ist, wann diese starten wird. Weil die Vereine in Kurzarbeit bleiben könnten, wären die hohen Fixkosten weiterhin auf einem Minimum, was die finanzielle Last in den kommenden Wochen deutlich reduzieren würde. Ein Abbruch vermeidet zudem die Gefahr einer Wettbewerbsverzerrung mit Blick auf das Training und die Stimmung in den Stadien.

Hinzukommt, dass der Fußball keine Sonderstellung in der Gesellschaft einnehmen würde. Denn um die Saison zu Ende spielen zu können, müssten sich die Spieler und Trainer wohl alle drei Tage testen lassen. Die Folge: Etwa 20.000 Tests wären nötig. Auch wenn in Deutschland jeden Tag 100.000 Menschen getestet werden, scheint es der breiten Öffentlichkeit kaum zu vermitteln zu sein, warum ausgerechnet Drittliga-Spieler bevorzugt werden sollten.

Contra: Einfach die Saison abbrechen und das Problem ist gelöst? So einfach ist das nicht. Zum einen würde ein Abbruch der Saison mit einem hohen finanziellen Verlust einhergehen, da neben den Zuschauereinnahmen auch Gelder aus TV- und Werbeverträgen wegbrechen würden. Allein aus der Zentralvermarktung würden den Klubs jeweils 300.000 Euro verloren gehen. Auch ein Vertrauensverlust bei den Werbepartnern scheint nicht ausgeschlossen, wenn die Klubs die Verträge nicht erfüllen. Nicht unwahrscheinlich, dass einige Unternehmen auf ein Sponsoring verzichten werden. Es drohen Regressforderungen und Schadensersatzansprüche.

Zudem stellt sich die Frage, wie die Saison gewertet werden würde. Jedes Szenario – Wertung der aktuellen Tabelle, Wertung der Hinrundentabelle, Annullierung oder Playoffs – würde Verlierer hervorbringen. Es droht eine Klagewelle – das zeigt bereits der Blick nach England. Nachdem die Saison ab der 7. Liga ohne Ab- und Aufsteiger für beendet erklärt wurde, reichten mehreren Klubs Klage ein. Gut möglich, dass die Annullierung rückgängig gemacht werden muss, weil sie rechtlich nicht haltbar ist. Zu klären wäre ebenfalls, wie mit den offenen Landespokalspielen und der entsprechenden Qualifikation für den DFB-Pokal umgegangen werden würde. Und überhaupt: Wenn Geisterspiele keine Option sind, stellt sich die Frage, ob in diesem Jahr überhaupt nochmal gespielt werden kann.

 

Fazit

Eine Lösung, mit der alle Vereine gleichermaßen leben können, wird es nicht geben – zu unterschiedlich sind die wirtschaftlichen und finanziellen Voraussetzungen der einzelnen Klubs. Vielmehr wird es darum gehen, die fairste Lösung für alle Beteiligen zu finden. Und das wird schon schwierig genug.

 

   

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