"Ganz schlimme Situation": FCK in großer Sorge um Klingenburg
Was für ein wichtiger Sieg für den 1. FC Kaiserslautern! Mit dem 1:0 beim VfL Osnabrück haben die Roten Teufel ein Ausrufezeichen im Aufstiegskampf gesetzt und eine Reaktion auf die Niederlage bei 1860 München gezeigt. Überschattet wurde die Partie allerdings durch eine schwerere Verletzung von René Klingenburg, der minutenlang behandelt werden musste.
"Ansprechbar und stabil"
Es lief die 60. Minute: Osnabrücks Timo Beermann stieg bei einem Zweikampf mit Klingenburg zu einem Kopfball hoch und traf das Spielgerät auch, räumte seinen Gegenspieler im Fallen aber höchst unglücklich ab: Zunächst traf er ihn mit der Hüfte im Gesicht, kurz danach auch noch mit dem Fuß. Klingenburg blieb benommen liegen, während es im Stadion ganz still wurde. Sanitäter eilten herbei und leisteten erste Hilfe. Knapp acht Minuten lang wurde Klingenburg auf dem Rasen behandelt, ehe er mit einer Halskrause auf einer Trage und unter dem Applaus des ganzen Stadions vom Platz gebracht wurde.
Wie der FCK nach dem Spiel via Twitter mitteilte, sei der 28-Jährige "ansprechbar und stabil". Für weitere Untersuchungen sei er in ein Krankenhaus gekommen und trat die Rückreise am späten Nachmittag entsprechend nicht mit der Mannschaft an, die über die sozialen Netzwerke ein Jubel-Foto samt Klingenburg-Trikot postete. Trainer Marco Antwerpen informierte bei "MagentaSport" darüber, dass es dem Mittelfeldspieler "den Umständen entsprechend geht". Die Szene in der 60. Minute sei eine "ganz schlimme Situation" gewesen: "Das ist mein Junge. Zwischen uns besteht eine ganz besondere Beziehung." Auch VfL-Coach Daniel Scherning sprach von einem "Schock-Moment" und hofft, "dass es ihm gut geht". Terrence Boyd war nach der Partie ebenfalls in Gedanken bei Klingenburg: "Wir beten, dass da nichts Schlimmes passiert ist. Das ist jetzt das Wichtigste. Der Sieg ist für ihn, darüber brauchen wir nicht reden."
Boyds verrückter Tag
Dass der FCK am Ende eines packenden Duells samt 13-minütiger Nachspielzeit drei Punkte mitnahm, daran hatte der US-Amerikaner keinen geringen Anteil: Nach einer scharfen Hereingabe von Daniel Hanslik stand der 30-Jährige am zweiten Pfosten völlig frei und drückte die Kugel aus kurzer Distanz über die Linie (77.). "Ich kann mich nur bei 'Hansi' bedanken. Das war eine butterweiche Flanke." Doch Boyd stand genau da, wo ein Stürmer stehen muss. Dass er aber überhaupt auflaufen konnte, hatte sich bis zum Vormittag derweil überhaupt nicht angekündigt. Denn noch am Freitag war der Stürmer erneut positiv auf Corona getestet worden, sodass sich die Hoffnungen auf einen Einsatz schon zerschlagen hatten.
Doch es folgte ein Tag, "den ich in meiner Karriere noch nicht hatte", blickte Boyd zurück. Um 8 Uhr am Samstagvormittag stand nochmal ein Test an, der dann überraschend negativ ausfiel. "Oh shit", seien seine ersten Gedanken gewesen. Es begann ein Wettlauf mit der Zeit. Um noch rechtzeitig in Osnabrück einzutreffen, setzte er sich mit Sportchef Thomas Hengen ins Auto – ohne Frühstück. Lediglich "zwei Kaffee und ein Mettbrötchen" habe er vor dem Spiel zu sich genommen, berichtete Boyd grinsend.
"Eine geile Antwort"
Doch die spärliche Stärkung reichte, um ohne Trainingseinheiten in den letzten Tagen im Kader zu stehen, nach 68 Minuten für den verletzten Klingenburg auf den Platz zu kommen und um neun Minuten später den so wichtigen Siegtreffer zu erzielen. So richtig fassen konnte es der Matchwinner nach dem Spiel nicht: "Wie wir die Null gehalten und den Sieg nach Hause gebracht haben, ist eine geile Antwort auf das 1860-Spiel." Auch Antwerpen zeigte sich "froh und stolz, dass wir die drei Punkte geholt haben".
Durch den Erfolg hat der FCK den zweiten Tabellenplatz verteidigt und liegt – bei zwei Spielen mehr – nun fünf Punkte vor dem Dritten aus Braunschweig. Gleichzeitig konnte Lautern die Lila-Weißen, die während der 90 Minuten gleich mehrere Hochkaräter liegen ließen, auf acht Zähler distanzieren. Doch Boyd trat auf die Bremse: "Wir müssen weiter demütig bleiben und uns den Arsch aufreißen." Seine "einzige Forderung" an sich und das Team: "Dass wir am Ende in den Spiegel gucken können." Neun Spiele stehen noch an, in denen der FCK die nötigen Punkte für die Zweitliga-Rückkehr sammeln will. Die nächsten drei Zähler warten am kommenden Samstag gegen den TSV Havelse.
Update: Klingenburg konnte das Krankenhaus inzwischen verlassen