Fünf Gründe für den Höhenflug der SV Elversberg

Nicht 1860 München oder Dynamo Dresden, sondern die SV Elversberg grüßt nach acht Spieltagen als bester Aufsteiger der Drittliga-Geschichte von der Tabellenspitze. liga3-online.de nennt die Gründe für den Höhenflug der Saarländer.

Grund 1: Offensive

Die Offensive gewinnt Spiele, die Defensive gewinnt Meisterschaften – diese uralte Fußballweisheit trifft auf die SV Elversberg nur bedingt zu. Zwar kann sich die SVE-Abwehrreihe mit nur acht Gegentoren aus acht Spielen sehen lassen, doch der Fokus liegt beim Südwest-Aufsteiger eindeutig auf der offensiven Durchschlagskraft. Ein Viererpack gegen 1860 München ließ die Saarländer geradewegs an den Löwen vorbeiziehen, noch dazu stellen die Saarländer nun das torgefährlichste Team der Liga (21 Tore). Kaum verwunderlich also, dass sich mit Luca Schnellbacher ein Elversberger derzeit an der Spitze der Torjägerliste befindet (sechs Treffer).

Der 28-Jährige, der seine Buden in der 3. Liga schon für Wiesbaden, Aalen und Münster machte, hat schon jetzt die drittbeste Bilanz seiner persönlichen Karriere erreicht. Aber für die Gegner reicht es nicht, wenn sie nur Schnellbacher aus dem Spiel nehmen – insgesamt konnte die SVE bereits elf verschiedene Torschützen in den eigenen Reihen verzeichnen, was den Aufsteiger absolut unberechenbar macht. Exemplarisch dafür war noch einmal die Partie gegen 1860, denn dort waren acht verschiedene (!) Spieler an den vier Treffern beteiligt. Erst zweimal blieb Elversberg in der laufenden Saison ohne Treffer.

Grund 2: Eingespielte Mannschaft

Sportdirektor Nils-Ole Book wird den Höhenflug der Elversberger mit Argusaugen beobachten. So handhabte es der Ex-Profi auch auf dem Transfermarkt in diesem Sommer. Ohne große Aufregung verpflichtete der Aufsteiger gerade einmal sieben externe Neuzugänge, nur fünf Spieler verließen den Klub. Klar ist damit: In Elversberg kennt praktisch jeder jeden. Auch die Fans waren sich im Vorfeld der Saisonvorbereitung sicher, dass ein runderneuertes Gesicht für die 3. Liga nicht nötig sein wird. Immerhin blickten die Anhänger auf eine Rückrunde mit 17 Ligaspielen in Folge ohne Niederlage zurück – und dazu noch den Landespokal-Sieg.

Eine eingespielte Truppe ist in der saarländischen Gemeinde Spiesen-Elversberg über die Jahre hinweg entstanden. Der halbe Kader ist schon länger als zwei Jahre an Bord, das Grundgerüst um Manuel Feil, Robin Fellhauer, Kevin Conrad und Luca Schnellbacher also schon länger aufgebaut. Auch gegen 1860 standen gerade einmal vier Neulinge in der Startelf, die sich bislang nahtlos in das bestehende Fundament der Saarländer eingefügt haben.

Grund 3: Neuzugänge voll eingeschlagen

Denn sechs Tore und sieben Vorlagen gehen auf das Konto der Neuen. Insbesondere Marcel Correia überzeugte auf Anhieb als erst- und zweitliga-erfahrener Mann in der Zentrale – der 33-Jährige wurde direkt Abwehrchef. Davor räumt Thore Jacobsen auf der Sechser-Position auf, was gerade den Fans des 1. FC Magdeburg in Erinnerung geblieben sein dürfte. Zwei Jahre lang kickte der Ex-Bremer bei den Elbestädtern und war einer der wenigen Lichtblicke in zwei verkorksten Jahren vor dem Aufstieg. Auch ein Kreuzbandriss im letzten Jahr konnte den defensiven Mittelfeldspieler nicht umhauen, sodass sich nun die SVE über die Qualitäten als Abräumer freuen darf.

Überraschender ist da wohl schon der Aufschwung von Jannik Rochelt, der gar nicht mit der großen Fußball-Karriere geplant hat. "Es hat im ersten Aktiven-Jahr beim FC Memmingen ganz gut geklappt, und plötzlich kam ein Angebot vom FC Bayern", berichtete der Offensivspieler vor Saisonstart über sein Glück. Bei Bayern II und in Ulm deutete der 23-Jährige seine Qualitäten zwar an, doch der Durchbruch folgte erst in dieser Saison – zwei Tore und vier Vorlagen stehen bereits nach acht Spielen auf dem Papier. So gut war Rochelt, der unbedingt in die 3. Liga zurückwollte, noch nie.

Grund 4: Horst Steffen

Ähnliches gilt für Horst Steffen, der schon mehrere Anläufe in der 3. Liga gewagt hat. Die beste Zeit hatte der gebürtige Krefelder wohl bei den Stuttgarter Kickers, doch im dritten Jahr musste Steffen auch dort seine Koffer packen. Darauf folgten Preußen Münster und der Chemnitzer FC als Stationen, aber der Fußballlehrer blieb glücklos – allerdings konnten ihm die Erfahrungen aus 135 Drittliga-Spielen nicht mehr genommen werden. Davon profitieren nun die Elversberger, bei denen Steffen seit vier Jahren an der Seitenlinie steht.

Im Gegensatz zu vielen anderen Aufstiegstrainern der letzten Jahre hat Steffen den Vorteil, dass er Ligakenntnisse mitbringt. Der SVE-Coach dagegen weiß genau, worauf er Wert legen wollte – das hatte er bereits im Interview mit liga3-online.de im vergangenen Mai betont: "Wenn wir uns in der 3. Liga behaupten wollen, haben wir nicht viel Zeit, erst einmal Spieler ein halbes Jahr auf das Niveau zu bringen." Da sprach der künftige Tabellenführer.

Grund 5: Taktische Flexibilität

Obwohl Horst Steffen nicht mehr als Newcomer unter den Trainertalenten gelten wird, ist der 53-Jährige auch noch längst kein altes Eisen. Man kann einem alten Hasen keine neuen Tricks beibringen? Eine Floskel, über die Steffen nur lachen wird. Denn ausgerechnet im Spitzenspiel mit 1860 München offenbarte der SVE-Coach seine taktische Raffinesse, indem er kurzerhand von der langjährigen Viererkette auf Dreierkette umstellte. "Die Jungs haben es gespielt, als hätten sie es schon immer so gespielt. Das ist echt außergewöhnlich, weil wir es in dieser Woche erst zweimal trainiert hatten", musste er nach Abpfiff selbst schmunzeln.

Denn mit der überraschenden Umstellung kamen die Löwen überhaupt nicht zurecht – und so standen nach 34 Minuten bereits drei Treffer auf der Habenseite der Saarländer. Dass das alles andere als glücklich war, begründete Steffen ebenfalls mit taktischer Cleverness. In Bezug auf die Dreierkette sagte der Fußballlehrer nämlich: "Diese Aufgabe hatte 1860 in dieser Saison noch nicht so oft. Maximal einmal in Halle." Und dementsprechend trumpfte Elversberg auf und darf sich nun mindestens bis zum kommenden Wochenende.

   

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