Fünf Gründe für den Aufstieg des VfL Osnabrück

Nur zwei Jahre nach dem Abstieg ist der VfL Osnabrück zurück in der 2. Bundesliga. liga3-online.de nennt fünf Gründe für den Aufstieg der Lila-Weißen.

Grund 1: Mentalität

Ein Rückstand ist dafür da, um ihn aufzuholen – ganz nach diesem Motto ging der VfL Osnabrück offensichtlich in die Partien. Denn 22 Mal lagen die Lila-Weißen in dieser Saison in einer Partie zurück. Zunächst einmal ist das ein Mittelwert in der Liga, doch das Außergewöhnliche kommt: Insgesamt 24 Punkte holte der VfL anschließend nach Rückständen, was gemeinsam mit Waldhof Mannheim den Liga-Bestwert darstellt. Nur zehn Partien gingen verloren, viele wurden umjubelt gedreht. So ja auch gegen Dortmund II in der Nachspielzeit.

Dass am Ende sogar noch der Aufstieg dadurch zustande kommt, überrascht innerhalb der Mannschaft am Ende nur wenige. "Wir haben es uns das ganze Jahr vorgenommen. Und jetzt schaut uns an: We made it", erklärte Ba-Muaka Simakala nach Abpfiff, der Cheftrainer fügte wohlwissend hinzu: "Wir wissen, dass an der Bremer Brücke immer was passieren kann." Auch die Tatsache, dass sich Kultstürmer Marc Heider im Moment des Erfolgs an ehemalige Weggefährten erinnerte, zeugt von einer klaren Mentalität. "Danke an jeden einzelnen, der an uns geglaubt hat. Danke Marcos", so der VfL-Kapitän – an Ex-Publikumsliebling Marcos Alvarez gerichtet, der mit seiner Leistung beim SV Meppen gegen Dresden (4:1) den Weg für Osnabrück vorbereitete.

Grund 2: Famose Aufholjagd

Eine große Strecke des Weges musste der VfL natürlich ganz alleine gehen. Am 15. Spieltag verlor Osnabrück einen wilden Ritt in Zwickau (3:4), sodass die Mannschaft von der Bremer Brücke mit 16 Punkten nur noch einen Zähler vor dem ersten Abstiegsplatz stand. Zu diesem Zeitpunkt waren Elversberg (35), 1860 München (29) oder Wiesbaden und Saarbrücken (beide 27) schon enteilt. Bei den Lila-Weißen wurde der Abstiegskampf ausgerufen – und plötzlich folgten zehn Siege in elf Spielen. Genau 111 Tage nach dem Spiel in Zwickau stand der VfL erstmals auf einem Tabellenplatz, der zumindest zur Relegation für die 2. Bundesliga berechtigt hätte.

Zusammen mit Dynamo Dresden bildet der VfL Osnabrück das beste Rückrundenteam und sammelte unfassbare 42 Punkte in einer Halbserie, startete die famose Aufholjagd. Hilfreich vor allem: Beinahe alle Spitzenspiele gegen Wiesbaden (4:1), Saarbrücken (2:1), Mannheim (2:0) und Elversberg (1:0) gewannen die Lila-Weißen. Einzig gegen Dresden (0:1) und 1860 (0:3) musste sich die Schweinsteiger-Elf geschlagen geben.

Grund 3: Tobias Schweinsteiger

Aber da wären wir auch schon beim nächsten Punkt: der Cheftrainer. Als Daniel Scherning die Bremer Brücke für einen Posten bei Arminia Bielefeld verließ, fiel die Wahl des Nachfolgers auf Tobias Schweinsteiger. Beim Hamburger SV und beim 1. FC Nürnberg arbeitete der Bruder von Weltmeister Bastian Schweinsteiger mit und unter Dieter Hecking, der stets große Stücke auf den ehemaligen Mittelstürmer hielt. Obwohl er keine Erfahrungen als Cheftrainer hatte – was möglicherweise seinen holprigen Start mit fünf Niederlagen in den ersten acht Spielen erklärt – erhielt Schweinsteiger das Vertrauen aus Osnabrück und die Freigabe aus Nürnberg.

Angesichts der wankelmütigen Saison der Franken gab es nicht wenige, selbst unter den Kollegen in der 3. Liga, die Schweinsteiger sogar den Job in Nürnberg schon zugetraut hätten. Doch zum Glück der Osnabrücker hielt der FCN lange genug an Robert Klauß fest, sodass Schweinsteiger die Chance an der Bremer Brücke kam. Und dort präsentierte sich der 41-Jährige von seinen besten Seiten – klare Worte in Interviews, keine Schönrederei von schlechten Leistungen, Selbstkritik nach falschen Taktiken. Schweinsteiger zeigt Haltung, spricht die Sprache der Spieler. Gepaart mit fußballerischen Ideen eine erfolgreiche Kombination, wie sich bewahrheitete.

Grund 4: Ba-Muaka Simakala

Zu jedem Trainer gehören aber auch die Spieler, welche die Ideen ausführen. Ein Beispiel für eine selbstkritische Reflektion? Nach dem Torwartwechsel von Philipp Kühn zu Daniel Adamczyk revidierte Schweinsteiger seine Entscheidung mit der Zeit. Was normalerweise die Autorität eines Trainers ankratzt, wurde in Osnabrück zu einem Schlüssel des Erfolgs. Durch Konstanten wie Florian Kleinhansl, Omar Traoré, Robert Tesche und Erik Engelhardt, die in fast jeder Auswahl zur Elf des Monats auftauchen, brachte Schweinsteiger seine Mannschaft wieder in die Spur.

Doch einer ragt natürlich besonders heraus: Ba-Muaka Simakala. Mit 19 Toren schoss sich der Flügelstürmer auf den zweiten Platz in der Torschützenliste, musste nur Ahmet Arslan (25 Tore) den Vortritt lassen. Aber Simakalas Tore waren vor allem eines – wichtig. Dreimal in dieser Saison schoss er einen 1:0-Siegtreffer, bei fünf knappen 2:1-Siegen war er immer mindestens mit einem Tor oder einer Vorlage am Ergebnis beteiligt. Beim 4:3-Erfolg im Rückspiel gegen Zwickau schoss Simakala sogar drei Treffer, nahm die gelbe Karte für seinen ausgelassenen Jubel in der Nachspielzeit in Kauf. Ob die Zukunft des 26-Jährigen jedoch in Osnabrück liegt, bleibt offen. Klar ist: Simakala hat sich für Höherklassiges empfohlen – und soll sich angeblich schon länger mit Holstein Kiel einig sein.

Grund 5: Fans

Ein Abschied des Top-Torschützen würde die Fans an der Bremer Brücke sicherlich traurig machen, doch davon würde sich das lila-weiße Publikum natürlich nicht unterkriegen lassen. Der extreme Zuspruch der Fans ist und bleibt für den VfL ein Faustpfand, denn die Bremer Brücke ist nicht umsonst sagenumwoben. Das belegt auch die Statistik: mit einem Zuschauerschnitt von knapp 13.500 Fans feierte der VfL einen vereinsinternen Drittliga-Rekord in dieser Saison. Und überhaupt – nur in den Zweitliga-Jahren zwischen 2007 und 2009 kamen mehr Besucher ins VfL-Stadion, als in dieser Spielzeit. Der VfL ist so beliebt wie kaum zuvor, Tendenz steigend.

Obwohl die Osnabrücker am 13. Spieltag eine krachende 1:4-Niederlage in Elversberg erlitten, waren in der Woche darauf insgesamt 13.262 Zuschauer wieder an der Bremer Brücke, um ihren Verein zu unterstützen. Die Wucht, die dieses Publikum entfachen kann, werden künftig die Zweitligisten bemerken. Und mit dem vierten Platz in der Heimtabelle konnte der VfL auch einen Teil an seine Fans zurückgeben.

   
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