Fünf Gründe für den Aufschwung beim MSV Duisburg

Niederlage in Zwickau, letzter Tabellenplatz, Ende der zweiten Amtszeit von Gino Lettieri beim MSV Duisburg. Die Sorgen um die Zebras? Riesig. Die Hoffnung der Fans? Schwindend gering. Doch seit Mitte Februar punktet der MSV wie ein Aufsteiger und holte 16 Punkte aus acht Spielen. liga3-online.de nennt die Gründe für den Aufschwung.

Grund 1: Pavel Dotchev

Auf Worthülsenmacher Torsten Lieberknecht folgte – zur negativen Überraschung aller Fans – ausgerechnet Ex-Coach Gino Lettieri. Dessen Ich-bezogene Art in Pressekonferenzen war bei vielen Anhängern schon vor dem ersten Auftritt auf dem Rasen durchgefallen, viel erfolgreicher kam er bei der Mannschaft wohl auch nicht an. Der MSV brauchte einen Trainer, dessen Vorstellungen nicht im taktischem Zauberfußball lagen, sondern die Maloche des Revierklubs widerspiegelte – und man fand Pavel Dotchev, der seinerseits erst eine Woche zuvor frei wurde. Dotchevs größter Vorteil zum Einstieg? Die Mannschaft wollte ihn, denn die Akteure wurden bei der dritten Trainersuche der Saison explizit eingebunden. Nach acht Spielen ist die Akzeptanz weiterhin groß, bei einem Punkteschnitt von genau 2,00 Zählern pro Partie treten die Zebras unter dem Rekordtrainer der 3. Liga wieder erfolgreich auf. Wie ein Spitzenteam, ja praktisch schon wie ein Aufsteiger, punkten die Meidericher derzeit und befreien sich Stück für Stück aus dem Abstiegskampf. Seinen Vorgängern will man die fußballerische Kompetenz und Qualität gar nicht absprechen, aber Dotchev und der MSV? Das scheint einfach besser zusammenzupassen.

Grund 2: Ideen der Mannschaft angepasst

Das sehen auch viele Fans ganz ähnlich, in den sozialen Netzwerken wird der 55-Jährige oftmals für seine klaren Worte und Analysen gelobt. Dotchev legt den Finger in die Wunde, um seine Spieler zu verbessern. Bestes Beispiel? Es vergeht kein Tag, an dem sich der Coach nicht mit der Achillesferse des MSV beschäftigt – der Defensive. Zuletzt gestand Dotchev seinen Spielern sogar ein, dass er sie möglicherweise dahingehend mit zu vielen Ideen unter Druck setzte. Aus drei Abwehrmechanismen machte der Übungsleiter zwei Varianten, damit sich die Spieler wohler fühlen. Auffällig für Sympathisanten des Vereins ist dabei, dass Dotchev seine Ideen der Mannschaft anpasst – und nicht die Mannschaft seinen Ideen. "Wichtig ist, dass die Spieler dazu bereit sind und es nicht machen, weil ich es will", sagte der Übungsleiter vor Kurzem noch in einer Pressekonferenz, als es beispielsweise um die ungewohnten Testspiel-Positionen mancher Spieler ging. Rechtsverteidiger Joshua Bitter rückte in die Innenverteidigung, während Rechtsaußen David Tomic die Rolle des Rechtsverteidigers annahm. Die Mannschaft zeigt dadurch einmal mehr, dass sie mit dem neuen Coach mitziehen will.

Grund 3: Aufschwung der Kritisierten

Die Liste der Spieler, die viele Fans nach einer verkorksten Hinrunde nicht mehr im Trikot der Zebras sehen wollte, war lang. Dominik Schmidt, Wilson Kamavuaka, Connor Krempicki oder Ahmet Engin sind nur einige Beispiele, die sich – zum Teil schon über diese Spielzeit hinaus – der ständigen Kritik von Außen ausgesetzt sehen. Das hat sich mittlerweile geändert. Kamavuaka gilt als Spielzerstörer im defensiven Mittelfeld mittlerweile als unersetzlich, der Aufschrei nach seiner gelb-roten Karte gegen Halle war im Fanlager entsprechend groß. Krempicki wurde bei Dotchevs Debüt umjubelt, wie kaum ein anderer, als er in einer Solo-Aktion den gegnerischen Torwart umkurvte und eiskalt blieb. Fast genauso auch zuletzt gegen Verl bei seiner schnellen Reaktion nach dem Torwartfehler. Auch Schmidt und Engin sind aus der ersten Elf derzeit nicht mehr wegzudenken. Und vor allem natürlich Moritz Stoppelkamp. Der Kapitän gilt in Meiderich seit jeher bereits als unverzichtbar, aber Dotchev startete seine Mission beim MSV mit der Ansage, dass er mehr vom gebürtigen Duisburger erwartet. "Stoppel" nahm die Rolle an – und lieferte sechs Tore und drei Vorlagen während Dotchevs Amtszeit.

Grund 4: Neuzugänge zünden

Als Duisburg in der Winterpause einen finanziellen Zuschuss durch Investor Capelli bekam, wurden die Zebras auf dem Transfermarkt noch einmal aktiver. Zuvor war Sportdirektor Ivica Grlic heftig für seine Sommer-Transferpolitik in die Kritik geraten, nicht wenige fordern heute noch seinen Rücktritt. Doch die MSV-Legende bewies, dass er das richtige Näschen hat – und mit den entsprechenden Mitteln auch umsetzen kann. Angreifer Aziz Bouhaddouz (drei Tore, vier Vorlagen) belebt den Sturm, dahinter war Federico Palacios bis zu seiner Verletzung gesetzt. Gleiches galt für Innenverteidiger Stefan Velkov. Dazu stabilisierte Marlon Frey das Mittelfeld der Zebras, sodass sich auch andere Spieler wieder ganz anders entfalten können. Vincent Vermeij? Mirnes Pepic? Leroy-Jacques Mickels? Alles Spieler, die in guter Form in Duisburgs Startformation sträflich vermisst werden, aber ihre Abwesenheit – beziehungsweise ihre Jokerrollen – treibt den MSV aktuell nicht zur Verzweiflung. Im Gegenteil: Beim anhaltenden Verletzungspech der Zebras bekommen die Spieler sogar die nötige Zeit, um sich gewissenhaft auf eine Rückkehr vorzubereiten.

Grund 5: Hupkonzert initiiert die Wende

Der Titelsong "Champions League kann jeder" brandete vor einigen Jahren tatsächlich zum allerersten Mal im ehemaligen Wedaustadion auf, inzwischen wird die Fan-Hymne in ganz Deutschland regelmäßig gesungen. Ganz ähnlich verhält es sich mit dem Parkplatz-Hupkonzert der Duisburger Fans, welches zum ersten Mal vor dem Heimspiel gegen Lübeck ertönte – und nach dem 2:1-Sieg in Verl auch ostwestfälische Anhänger der Zebras erreichte. Nicht wenige Drittliga-Anhänger erprobten gleichartige Hilfen bei ihren jeweiligen Vereinen während der Corona-Pandemie – und meistens wirkt die Unterstützung. Duisburg hat seitdem jedes seiner vier Heimspiel gewonnen, obwohl gerade die bis dahin magere Heimbilanz (zwei Siege, zwei Unentschieden, sieben Niederlagen) gegen die Zebras gesprochen hatte. Fakt ist, dass die Fans und Mannschaft wieder gemeinsam beim MSV im Boot sitzen. Und das beruht natürlich auch auf der richtigen Trainerwahl.

   
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