FCM nach der Aufstiegsfeier: Mit klarem Kopf Richtung 2. Liga
Allmählich kehrt wieder etwas Ruhe ein beim 1. FC Magdeburg. Wochenlang wurde der Aufstieg in die 2. Bundesliga gefeiert, es gab kein Halten mehr links und rechts von der Elbe. Nun beginnen die Planungen für das nächste Jahr, die Gegner stehen fast alle fest. Zeit, einmal tief durchzuatmen und klaren Kopfes zu schauen, was den FCM da eigentlich erwartet. Ein Kommentar.
Die Arbeit am Grundgerüst
Das Ziel, das so nie ausgegeben war, hat der 1. FC Magdeburg vor etwas mehr als zwei Wochen erreicht. Wie immer hatte er vor der Saison ausgegeben, eigentlich nur 45 Punkte holen zu wollen. Zur Winterpause wurde es bereits unheimlich, da hatten die Ostdeutschen die benötigten Zähler nämlich schon fast komplett auf dem Konto. Einige Monate später stürmten tausende Anhänger frohlockend das Feld des Heinz-Krügel-Stadions. Viele jubelten und tanzten, einige weinten hemmungslos vor Freude und andere hielten den berühmten Moment inne, um zu realisieren, was für ein Werk dieser Verein da eigentlich vollendet hat. Aufstiegsshirts gingen wie am Fließband über die Ladentheke. Man munkelt, dass manche Fans schon seit zwei Wochen krankgeschrieben sind – und sich allmählich wieder zur Arbeit schleppen. Muss ja irgendwie weitergehen, dieser blöde Alltag.
Hinter den Kulissen arbeitet Magdeburg fieberhaft daran, das Grundgerüst für die kommende Spielzeit auf die Beine zu stellen. Dieses Gerüst besteht nicht nur aus Spielern. Dazu gehören auch notwendige Veränderungen an der Infrastruktur, die ein jeder Club erbringen muss, der lange Zeit nicht höherklassig gespielt hat. Beim 1. FC Magdeburg wird bekanntermaßen in naher Zukunft das gesamte Stadion saniert, wieder hüpftauglich gemacht – und die Kapazität deutlich erweitert, indem aus Block U eine große Stehplatztribüne wird. 30.000 Zuschauer fasst das Stadion dann, allerdings sind die Maßnahmen erst Ende 2019 abgeschlossen. Hauptsache, der FCM spielt dann noch zweitklassig…
Wer aufsteigt, steigt selten direkt wieder ab
Die Chancen könnten schlechter sein. Wer aufsteigt, steigt in der Regel nicht direkt wieder ab. Stuttgart, Hannover, Kiel, Regensburg, Duisburg, Meppen, Unterhaching, Jena – keiner dieser acht Liga-Neulinge in den höchsten drei deutschen Spielklassen war in den vergangenen Wochen in Gefahr, wieder eine Liga hinabzupurzeln. Zu gut funktioniert ein Team, das einen Aufstieg erlebt hat. Das Mannschaftsgefüge passt dann einfach. Nichts Neues, gerade beim FCM.
Ob Jens Härtel, ob Maik Franz oder Mario Kallnik: Die wichtigen Strippenzieher haben dafür gesorgt, dass die Mischung zwischen Jung und Alt, zwischen Erfahrenen und Talenten, zwischen höchst loyalen Profis und jenen, die nach einigen Jahren weiterziehen, stimmt. Wobei sie alle nur selten ihre ordnende Hand über die Mannschaft legen mussten. Viel regelte das Team von allein. Unzufriedene Spieler gingen selten an die Öffentlichkeit, nach außen hin verkörperte der Club Harmonie. Ein unscheinbarer, aber so wichtiger Faktor.
Eine bärenstarke Liga wartet
Der FCM verlässt die 3. Liga irgendwie so, wie er angekommen ist: Mit seinem unbändigen Willen auf der Rasen und der Synergie, der Verschmelzung mit den Fans. Die waren seit dem ersten Drittliga-Heimspiel gegen Rot-Weiß Erfurt stets zahlreich da, die Stimmung kochte von Jahr zu Jahr höher und erreichte ihren Siedepunkt vielleicht im Aufstiegsspiel gegen Köln. Die Fans werden dem Fußballclub helfen müssen. Es wartet eine bärenstarke 2. Bundesliga, die kürzlich unter Beweis gestellt hat, dass sie auch große Namen rücksichtslos aus ihren Reihen eliminiert.
Vielleicht wird den FCM im Saisonverlauf eine Krise erwarten, die er seit vier Jahren nicht mehr erlebt hat. Holt er jetzt noch den ein oder anderen zweitliga-erfahrenen Charakterspieler und einen Torhüter, der solider Rückhalt ist, wird er diese Phasen überstehen. Dann wird er die Klasse problemlos halten. Und sich irgendwann in naher oder ferner Zukunft die Frage stellen, ob mit der 2. Bundesliga das sportliche Maximum schon ausgereizt ist …