Ex-Drittligist Jena zieht wegen Pyro-Strafen vor Bundesgerichtshof

Ex-Drittligist FC Carl Zeiss Jena stemmt sich weiter gegen die Haftung eines Fußballvereins für das Abbrennen von Pyrotechnik durch seine eigenen Fans. Nachdem die Thüringer im Sommer 2020 mit ihrer Klage vor dem Oberlandesgericht Frankfurt gescheitert waren, folgt nun der Gang vor den Bundesgerichtshof. Sollte der Klage des FCC vor diesem stattgegeben werden, könnte dies weitreichende Folgen für den Profifußball haben.

FCC stemmt sich gegen rund 100.000 Euro

Sollte ein Verein haftbar gemacht werden, wenn die eigenen Anhänger während der Spiele ihrer Mannschaft Pyrotechnik abbrennen? Geht es nach dem FC Carl Zeiss Jena, so müsste diese Frage mit einem klaren "Nein" beantwortet werden. Der Regionalligist aus Thüringen liefert sich nun schon seit mehreren Jahren einen Rechtsstreit mit dem DFB und beharrt darauf, dass einem Verein keine Strafzahlungen durch den DFB auferlegt werden dürfen, sofern das Verhalten der eigenen Fans keinen nachweisbaren Schaden nach sich zieht. Bislang stemmt sich der FCC erfolglos gegen die seither angefallenen Strafzahlungen in Höhe von aufsummiert rund 100.000 Euro. Doch der Verein gibt sich noch nicht geschlagen und zieht nun laut dem "MDR" im Sommer bis vor den Bundesgerichtshof.

Förster erkennt "keinen Grund" und "keine Schuld"

Auf Seiten des Klubs vom Ernst-Abbe-Sportfeld wird argumentiert, man habe in jenen Spielen, in denen es zu Pyro-Einsätzen der eigenen Fans gekommen war, alle notwendigen Schritte eingeleitet, um das Abfackeln zu verhindern. Jedoch fänden die vermeintlichen Übeltäter immer wieder Wege, die der Verein nicht verhindern könne. "Insofern trifft uns keine Schuld. Und dann kann man auch nicht bestraft werden", zitiert der Fernsehsender Jenas Geschäftsführer Chris Förster. Zwar könne er nachvollziehen, wenn die Vereine für Vergehen ihrer Fans zur Kasse gebeten würden, die einen nachweisbaren Schaden verursachten. Im Falle von Pyrotechnik entstehe jedoch per se kein Schaden, sodass es "keinen Grund gibt, für etwas zu haften. Da passt etwas nicht zusammen", so Förster weiter.

Der FCC-Geschäftsführer richtet seinen Finger vielmehr auch auf den DFB, dem es als Veranstalter des DFB-Pokalfinals beispielsweise höchst selbst nicht vollkommen gelänge, den Einsatz von Pyrotechnik im Stadion zu unterbinden. Es sei daher doch paradox, dass der Dachverband die Vereine auf der einen Seite zur Kasse bittet, auf der anderen Seite jedoch selbst nicht in der Lage sei, das Abfackeln während der Pokalendspiele gänzlich einzudämmen. Förster sieht dies als Beweis dafür, dass ein vollumfängliches Verhindern von Pyrotechnik gar nicht möglich sei und betont gegenüber dem "MDR": "Man haftet für seine eigene Sippe. Das ist anachronistisch. Das wollen wir geklärt haben.“ Sollte der Bundesgerichthof dem FC Carl Zeiss Jena in der Verhandlung im Sommer Recht zusprechen, hätte die Entscheidung laut Förster "weitreichende Folgen im zukünftigen Vorgehen bei der Bestrafung von Pyrovergehen".

Pyro-Streitigkeiten seit 2018 ungeklärt

Der Rechtsstreit zieht sich mittlerweile schon über mehrere Jahre. Nachdem der ehemalige Dritt-und heutige Regionalligist vom DFB im Jahr 2018 mit einer Geldstrafe von 24.900 Euro belegt worden war, zog man zunächst vor das DFB-Bundesgericht und daraufhin vor das Ständige Schiedsgericht. Da jedoch beide DFB-Instanzen dem Antrag eine Absage erteilten, wandten sich die Thüringer im Sommer 2020 mit dem Oberlandesgericht Frankfurt an die nächsthöhere Instanz auf zivilrechtlicher Ebene. Das OLG Frankfurt wies den Jenaer Antrag jedoch ebenfalls zurück und begründete in Person von DFB-Vize Rainer Koch, es sei "unstreitig rechtmäßig", die Vereine für Fehlverhalten ihrer Anhänger "verschuldensunabhängig" haftbar zu machen.

Nachdem der FCC schon damals verlauten lassen hatte, man wolle "intern bewerten", ob ein erneuter Einspruch vor dem Bundesgerichtshof anvisiert werden soll, folgt nun also der Gang vor den BGH. Angesetzt wird dem "MDR" zufolge ein mündliches Verfahren am 1. Juli 2021. Der Ausgang dieses Verfahrens dürfte nicht nur von den Verantwortlichen und Anhängern des FC Carl Zeiss Jena dann mit Hochspannung erwartet werden.

   

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