Erdmann nach Prozess: "Es war für mich echt die Hölle und brutal"

Weil das DFB-Bundesgericht die Sperre von Dennis Erdmann reduziert hat, darf der Abwehrspieler des 1. FC Saarbrücken am Samstag beim Spiel in Halle (Samstag, 14 Uhr) erstmals seit Ende August wieder mitwirken. Der 30-Jährige zeigt sich erleichtert, blickt aber auf anstrengende Wochen zurück – mit unschönen Begleiterscheinungen. Gegen die Vorwürfe wehrt er sich weiterhin.

"Habe nichts eingestanden"

Nein, freigesprochen wurde Erdmann vom Bundesgericht bei der Berufungsverhandlung am Mittwoch nicht. Im Gegenteil: Weil der Anwalt des 30-Jährigen die Berufung auf das Strafmaß reduzierte, blieb das Urteil des Sportgerichts, das Erdmann für schuldig befand, bestehen und wurde im Grundsatz bestätigt. Dass die Sperre von acht auf sechs Wochen verkürzt wurde, ist auf ein sogenanntes "fiktives Geständnis" zurückzuführen, das juristisch wie ein Geständnis zu behandeln ist. So hatte Erdmanns Anwalt in dessen Namen eingeräumt: Wenn es zu Missverständnissen gekommen sei, dann täte dies seinem Mandanten leid. Weil die erneute Beweisaufnahme dadurch entfiel, ließ das Bundesgericht strafmildernde Umstände walten. Diese führen nun dazu, dass Erdmann gegen Halle am Samstag wieder auflaufen darf.

"Ich freue mich, dass ich jetzt wieder angreifen kann", zeigt sich Erdmann in einem Interview mit der "Bild"-Zeitung "erleichtert", wehrt sich aber weiterhin gegen die Vorwürfe: "Für mich und uns ist nach wie vor klar, dass diese Äußerungen ("Sag deinen Eltern, dass sie zurück nach Ghana paddeln sollen", d.Red.) nie gefallen sind, auch wenn die Magdeburger jetzt sagen, das sei ein Geständnis. Ich habe nichts eingestanden."

Was Erdmann gesagt haben will

Während des Spiels gegen Magdeburg am 25. August habe er nach eigenen Angaben lediglich das gesagt, "was in einem engen Match schon immer üblich war: 'Verpiss dich', 'Hau ab' usw. Trash-Talk eben, aber von beiden Seiten". Dem entgegen stehen die Aussagen der Magdeburger Spieler. FCM-Sportchef Otmar Schork sprach am Donnerstag von einem "klaren und eindeutigen" Urteil und zollte seinen Spielern "großen Respekt". Gänzlich aufklären lässt sich der Vorfall nicht, es steht Aussage gegen Aussage. Erdmann sagt: "Mir fällt es sehr schwer, bei mir eine Konsequenz zu sehen, weil ich keine rassistischen Äußerungen getätigt habe."

Die letzten sechs Wochen, in denen er öffentlich am Pranger stand, hätten "sehr viel Energie gekostet", so der 30-Jährige. "Es war für mich echt die Hölle und brutal." Er sei in den letzten Wochen auch bei seiner Familie in München gewesen, "weil ich wollte, dass es ihnen gut geht. Doch auch dort sind Dinge passiert. Zum Beispiel wurde mein Auto zerkratzt und mit Müll beschmutzt", berichtet Erdmann. "Zugleich habe ich sehr viele Hass-Nachrichten über die sozialen Netzwerke bekommen. Ich hatte manchmal keine Lust mehr auf Fußball." Zudem habe er Projekte verloren: "Personen möchten nicht mehr mit mir zusammenarbeiten oder auch Freunde sind auf Abstand gegangen, weil es natürlich abschreckt, wenn man in so einem Fokus steht."

"Sehe jetzt nur noch Spiele vor mir"

Befreit sei er nun noch nicht: "Ich glaube es ist normal, dass man nicht mit einem ganz freien Kopf wieder auf dem Rasen steht. Trotzdem bin ich immer noch ein harter Spieler." Bis zum Ende der Saison steht Erdmann nun unter besonderer Beobachtung, wurden die ausstehenden zwei Partien der Sperre doch zur Bewährung ausgesetzt. Sollte er sich etwas zu Schulden kommen lassen, wird er erneut gesperrt. Bundesrichter Achim Späth ermahnte Erdmann daher, sich mit Äußerungen auf dem Platz künftig zurückzuhalten. Gemeint ist vor allem der Trashtalk während des Spiels. Ob Erdmann sich daran hält? "Ich sehe jetzt nur noch Spiele vor mir", sagt er.

   
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