Energie im Abstiegssumpf: "Innerlich bin ich am Weinen"

Der FC Energie Cottbus und Trainer Claus-Dieter Wollitz haben durchaus eine spezielle Beziehung zueinander: Präsident Werner Fahle sprach dem erfahrenen Coach das Vertrauen aus, dieser gab sich widerum kämpferisch vor der Partie gegen Sonnenhof Großaspach. Ein Sieg könne alles verändern.

Nachspiel zum Tribünenverweis

Mit einem Nachholspiel im Rücken ist der FC Energie Cottbus auf den vorletzten Tabellenplatz abgerutscht, doch während andernorts die Panik ausbrechen würde, versucht Fußballlehrer Claus-Dieter Wollitz die Ruhe zu bewahren: "Ich weiß, dass die Sorgen noch größer geworden sind und noch mehr diskutiert wird. Das muss man aushalten", erklärte der Coach in der Pressekonferenz vor dem Match gegen die SG Sonnenhof Großaspach (Samstag, 14 Uhr). Für die Kritik sei er nach wie vor dankbar, sofern sie sachlich bliebe. Selbst aus der wachsenden Sorge könne man etwas Positives herausziehen, denn anhand dessen sehe man laut Wollitz, dass "das Interesse der Menschen für den Klub da ist."

Auch bei eigener Kritik hält sich der 53-Jährige an sein Credo, blickte dabei noch einmal auf die letzte Partie gegen 1860 München zurück, bei der er auf die Tribüne geschickt wurde: "Ich habe gelesen, wegen Meckerns. Ich hatte überhaupt kein Wortgefecht mit ihm." Gemeint war Schiedsrichter Arne Aarnik, der den Coach aufgrund von Gestikulationen am Spielfeldrand fortschickte. "Ich habe nur meine Arme ausgestreckt. Wie jeder im Fernsehen und im Spiel gesehen hat, dass da ein klares Foulspiel vorausgegangen ist. Klarer kann ein Spieler nicht foulen und klarer kann man das nicht übersehen." Er habe daraufhin zum zweiten Mal die Coachingzone verlassen, wodurch Aarnik sich zu einem Platzverweis gegen den Coach entschieden hatte.

Wollitz würde bei Abstieg bleiben

"Das ist der Auslöser", fasste Wollitz kurz zusammen, dass er die Entscheidung "sehr, sehr schade" fand, weil in seiner Sicht von den eigenen Fehlern abgelenkt und auf andere gezeigt wurde. Möglicherweise war auch ein Austausch in der Halbzeitpause zuviel des Guten gewesen, Wollitz habe Arne Aarnik schon nach 45 Minuten auf einen "klaren Elfmeter" gegen Streli Mamba hingewiesen und bat um eine Überprüfung. Was dem 53-Jährigen dann trotz der kleinen Diskussion um den Schiedsrichter gefiel, war die Leistung seines Teams: "Das muss der Weg sein von der Einstellung, vom Kampf und vom Willen."

Dass Claus-Dieter Wollitz all diese Vorfälle nicht auf die leichte Schulter nimmt, liegt zum einen wohl in seiner Natur. Aber – und das muss man dem Coach wie kaum einem anderen zugestehen – auf der anderen Seite Wollitz lebt Energie Cottbus. Auch deswegen gab Präsident Werner Fahle dem erfahrenen Coach Rückendeckung im Abstiegskampf. "Fehler gehören dazu, aber zumindest die Arme ausstrecken dürfen sollte ich", schloss der Fußballlehrer ab, ein Urteil und die Akzeptanz dessen stehen noch aus.

Derweil kündigte der Energie-Coach gegenüber dem "RBB" an, auch in der Regionalliga Trainer bleiben zu wollen – gültig wäre sein Vertrag in jedem Fall. "Das war der Wunsch des Vereins, abgesichert zu sein, falls etwas schief gehen sollte. Man wollte dann einen Trainer haben, der die Situation bereits angenommen und gemeistert hat."

Sieben Spiele in vier Wochen

Dennoch glaubt Wollitz weiterhin an die Wende. "Ich finde, dass wir in den letzten vier Spielen ordentlich gespielt haben", blickte der Coach zurück und war sich sicher, dass "ein Sieg bei uns alles verändert." Innerlich sei die Niederlagenserie und die allgemeine Situation des FCE für ihn schwierig. "Innerlich bin ich permanent am Weinen, richtig am Weinen", eröffnete der 53-Jährige und betonte erneut, dass auch ihm sachliche Kritik in diesen Phasen weiterhelfe.

"Es ist ein wichtiger Monat im März" schaute Wollitz wohlwissend voraus, dass Energie Cottbus sieben Spiele in vier Wochen bevorstehen: Darunter richtungsweisende Spiele gegen Großaspach, Zwickau und Köln. "Es geht in dieser Phase darum, den Kopf hochzuhalten. Und ich habe es gesagt: Es braucht Zeit!", sprach Wollitz auch die Rückkehr von drei Langzeitverletzten (Marcelo Freitas, Fabio Viteritti und Kevin Weidlich) und das Hinzustoßen von vier Neuzugängen an, die sich nach wenigen Spielen noch nicht gefunden haben können. "Es gibt nichts zu beschönigen, aber wenn man es dramatisiert, wird es nur schlechter", ist sich der Coach sicher und gibt die einzige Marschrichtung vor, die seiner Mannschaft nun wichtig sein sollte: "Jeder Zweikampf kann der Letzte sein und jeden letzten Zweikampf will ich gewinnen."

Torwart-Frage offen

Mit Tim Kruse (Achillessehnenanriss), Daniel Stanese (Mittelfußbruch), Philipp Knechtel (Faserriss), Maximilian Zimmer (Kreuzbandriss), Niklas Geisler (Außenbandriss), Jonas Zickert (Fußverletzung), Lars Bender (Oberschenkel-Probleme) und Kevin Scheidhauer (Schambein-Entzündung) stehen Energie weiterhin acht Spieler nicht zur Verfügung. Offen ist zudem noch, wer im Tor steht. Stammkeeper Avdo Spahic ist muskulären Problemen wieder fit, allerdings hat Kevin Rauhut am vergangenen Samstag eine überzeugende Partie abgeliefert.

 

   

Das könnte Sie auch interessieren

Auch interessant

Back to top button