Energie Cottbus: Letzter Ausweg „Pele“ Wollitz
Vasile Miriuta ist nach 21 Spielen im Dress von Energie Cottbus Geschichte, Claus-Dieter "Pele" Wollitz übernimmt die schwer angeschlagenen Lausitzer und soll sie also vor dem Abstieg retten. Das zweite Engagement des 50-Jährigen beim FC Energie, der schon von 2009 bis 2011 die Mannschaft vom Stadion der Freundschaft betreute. Die Frage ist: War das nun Aktionismus oder ein durchdachter Schritt der Energie-Verantwortlichen?
Die erste Amtszeit von Wollitz beim FCE ist schnell erzählt. Er übernahm den Verein im Sommer 2009, gerade war Energie Cottbus aus der Bundesliga abgestiegen. Unter ihm verlor Energie Cottbus den Ruf des spielermäßigen osteuropäischen Restetisches, er richtete seine Truppe vollkommen neu aus und versuchte zudem, erfrischenden Offensivfußball durchzusetzen. Zahlenmäßig blieb ihm der Erfolg aber verwehrt, der Wiederaufstieg wurde mit einem neunten sowie sechsten Tabellenplatz trotz spektakulärer Spiele deutlich verfehlt. Ein halbes Jahr später, wir sind in der Spielzeit 2011/12 folgte die Entlassung in einer Seuchensaison, in der sich Cottbus erst am allerletzten Spieltag retten konnte. Zumindest die Sturmflaute kann und muss der gebürtige Ostwestfale in der Gegenwart tunlichst abstellen – 27 Tore in 33 Spielen, das hätte es unter dem extrovertierten Fußballlehrer nicht gegeben.
Geteilter Ruf von Wollitz
Nun ist der Ruf von Wollitz bei eigentlich sämtlichen Vereinen, die er in seiner bisherigen Karriere trainierte, geteilt. Die Meinungen gehen weit auseinander, besonders bei seinem „Herzensverein“ – dem VfL Osnabrück, für den er nicht nur die meisten Ligaspiele, sondern auch schon rund sechs Jahre den Trainerposten bekleidete. Dort leistete er sich kurz vor seiner Entlassung nach einer 0:1-Niederlage bei Arminia Bielefeld, mitten im Aufstiegsrennen der Saison 2012/2013, unter anderem eine Wutrede gegenüber dem Vereinsvorstand, kurz nachdem er trotz Aufstiegskampf seinen Rücktritt zum Saisonende bekanntgegeben hatte. Die unmittelbare Freistellung war die Folge.
Sprachlosigkeit von Miriuta als Armutszeugnis
Es ist nun wahrlich nicht so, als wären die Lausitzer in den letzten Wochen sanft in Richtung Regionalliga entschlafen. Für mediales Interesse sorgten die Pressekonferenzen des nun ehemaligen Übungsleiters Vasile Miriuta allemal, ebenso zog er durch viele markante personelle Entscheidungen wie Kapitänswechsel oder Suspendierungen die Aufmerksamkeit auf sich. Einzig die Wirkung blieb immer wieder aus – und seien wir ehrlich. Spätestens nachdem Miriuta nach der bitteren 0:3-Niederlage in Münster gar nichts mehr zu Protokoll geben wollte, da ahnte jeder: So richtig zu erreichen scheint die Cottbusser Legende seine Spieler nicht mehr.
Ein Feuerwehrmann ist gefragt
Fünf Spieltage vor Ende die letzten Konsequenzen zu ziehen und den dritten Cheftrainer der laufenden Spielzeit zu verpflichten mag fast der letztmögliche Zeitpunkt sein, an dem ein neuer Coach tatsächlich noch mehr bewirken kann als die bloße Motivation der Akteure zurückzuholen. Denn auch spielerische Elemente sind im Abstiegskampf gefragt. Viel Zeit hat Wollitz allerdings nicht, um seinem Team wieder Leben einzuhauchen und den Absturz in die Viertklassigkeit zu verhindern. Die Feuerwehrmann-Qualität des 50-Jährigen ist gefragt, von dem auch seine persönliche Zukunft abhängt: Nur bei einem erfolgreichen Klassenerhalt verlängert sich das bis zum Saisonende gültige Arbeitspapier um ein weiteres Jahr.