EM-Kolumne: Wir kommen wieder, keine Frage!

Vom 8. Juni bis zum 1. Juli 2012 ist ein ganzer Kontinent im Ausnahmezustand: Dreieinhalb Wochen lang steht ganz Europa Kopf, das Fußballfieber ergreift jeden – ob er will oder nicht. Auch liga3-online.de hat sich angesteckt und wird in einer Kolumne die Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine begleiten, wobei es natürlich vor allen Dingen um Deutschland geht. Wir begleiten zusammen mit euch die deutsche Nationalmannschaft auf dem Weg zum EM-Titel.

In der sechsten und damit vorletzten Ausgabe der EM-Kolumne “Deutschland auf dem Weg zum EM-Titel” von liga3-online.de müssen wir selbstverständlich nochmals auf das bittere Halbfinal-Aus gegen Italien eingehen – und auf das, was danach kam und immer noch kommt. Außerdem werfen wir – notgedrungen – einen ganz kurzen Blick auf das heute anstehende EM-Finale zwischen Spanien und Italien.

Wir kommen wieder, keine Frage!

Woran hat es gelegen? Mit dieser Frage beschäftigen sich seit dem bitteren Halbfinal-Aus am Donnerstag gegen Italien (1:2) nicht nur die deutschen Fußball-Fans, sondern vor allem die Medienlandschaft. Bevor wir aber auf das riesengroße Echo der Medien eingehen, nochmal ein kurzer Blick zurück auf das Spiel: Insgesamt sah man eine deutsche Nationalmannschaft, die über weite Strecken der Partie zwar feldüberlegen war, ihre Chancen aber nicht zu nutzen wusste. Dass für Jogi’s Jungs in der Anfangsphase des Halbfinal-Spiels gegen Italien kein Tor fiel, muss man am Ende aber wohl dem Pech zuschreiben, welches am vergangenen Donnerstag der abscheuliche Gefährte unserer Elf war. Dass in der 1. Halbzeit dann Mario Balotelli zum großen Star wurde – er fiel zum ersten Mal bei dieser Europameisterschaft als solcher auf – und zwei blitzsaubere Treffer erzielte, hatte am Ende wohl nur einen Grund: Gleich zwei Mal war die deutsche Hintermannschaft kollektiv im Tiefschlaf. In der 2. Halbzeit merkte man unseren Jungs dann aber an, dass sie das Unmögliche möglich machen wollten (gegen Italien hat Deutschland bei einer Welt- und Europameisterschaft noch nie gewonnen) – aber auch in den zweiten 45 Minuten fehlte am Ende einfach das Glück. Dass Mesut Özil kurz vor Schluss noch per Handelfmeter den 1:2-Anschlusstreffer erzielte, brachte auch nichts mehr mit als kurzfristig steigenden Puls bei den Fans.

Woran hat es also gelegen, dass Deutschland, trotz qualitativ sehr gut aufgestelltem Kader, nicht ins Finale eingezogen ist? Waren es die Wechsel, die Bundestrainer Löw im Vergleich zum 4:2-Sieg über Griechenland im Viertelfinale vollzogen hatte? War es ein Bastian Schweinsteiger, ein Lukas Podolski, ein Holger Badstuber oder ein Mario Gomez, die für die Niederlage verantwortlich sind? Waren es alle Bayern-Spieler, die in diesem Jahr nicht in der Lage sind, Titel zu holen? Oder ist unser Bundestrainer einfach gänzlich zu schlecht, um Titel zu holen? Nein, diese Fragen sind nicht von mir, sondern von diversen Medien so gestellt worden. Denn die einzige Frage, die man nach dieser 1:2-Niederlage gegen Italien stellen kann, ist: War Italien am Donnerstag einfach besser als Deutschland? Und genau das ist die einzige Frage, die man mit Ja beantworten kann. Alle anderen Fragen sind nicht mehr feierlich, nein, im Gegenteil: Sie sind lächerlich. Dass diverse Blätter die Trainer-Frage stellen – gerade am heutigen Sonntag druckte ein bekanntes Boulevard-Blatt die Frage "Kann man noch an Jogi glauben?" – ist Blödsinn. Selbstverständlich kann man über die Wechsel diskutieren und man darf diese auch in Frage stellen – warum hat Löw die schwächelnden Podolski, Müller und Schweinsteiger gebracht und nicht die gegen Griechenland auftrumpfenden Marco Reus, André Schürrle oder Miroslav Klose? Aber: Wer garantiert, dass diese Spieler die Niederlage verhindert hätten?

Es waren nicht die Umstellungen, es war nicht der Trainer, es war nicht das Wetter: Italien war einfach besser als Deutschland!

Und genau diesen Fakt muss man nach dem sicherlich bitteren EM-Aus hinnehmen. Eine deutsche Nationalmannschaft darf einen schlechten Tag haben, sie muss nicht immer gewinnen. Man vergisst bei diesen Diskussionen offenbar viel zu schnell, dass die Spieler auch "nur" Menschen sind. Hand auf’s Herz: Wer von euch hatte nicht schon mal einen schlechten Tag? Sei es auf der Arbeit, wo man eine Blockade hat, oder zu Hause, wo man einfach erschöpft ist. Wer merkt nicht mal, dass er ausgepowert ist? Und man darf an dieser Stelle auch gerne mal vorrechnen, was die deutschen Nationalspieler – auch wenn allesamt in solchen Situationen Profis sein müssen – in der abgelaufenen Saison geleistet haben.

Dieses EM-Aus ist zudem nicht mal mehr das Ende eines langen Weges. Deutschland stellte bei diesem Turnier in Polen und der Ukraine die jüngste Mannschaft, sie wird auch 2014 in dieser Form sicherlich noch vorhanden sein – und dass neue Talente á la Draxler, Götze und Co. bis zur Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien nachrücken werden, steht ebenfalls außer Frage.

Gegen Italien war Deutschland einfach nicht die bessere Mannschaft, und das Quäntchen Glück fehlte am Ende auch noch. So bleibt ein Finale zwischen Spanien und Italien, welches nach den jüngsten Erkenntnissen völlig offen im Ausgang zu sein scheint.

Freuen wir uns also auf einen großartigen Abschluss einer unterm Strich gelungenen Europameisterschaft. Und eines ist doch klar:
Wir kommen wieder, keine Frage! 

Am morgigen Montag folgt die letzte Ausgabe der EM-Kolumne. Dann geht es um den Europameister 2012 und wir ziehen ein Fazit aus dreieinhalb Wochen Europameisterschaft in Polen und der Ukraine.

FOTO: liga3-online.de – EM-Kolumne

   

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