Eintracht Braunschweig: Im Stimmungstief angekommen

Sieben Punkte beträgt der Rückstand auf einen direkten Aufstiegsplatz, die Fans lassen die Vereinsbosse ihren Frust spüren. Eintracht Braunschweig ist im Stimmungstief angekommen und droht, seine Aufstiegschance frühzeitig zu verspielen. Wo die Probleme liegen und welche Folgen ein weiteres Jahr in der 3. Liga annehmen kann.

Kein Unterschiedsspieler

Die Mischung war fast schon zu explosiv, als dass sie gut hätte ausgehen können: Gegen den taumelnden Letzten aus Jena konnte sich Eintracht Braunschweig, noch dazu vor eigenem Publikum, fast nur blamieren – und enttäuschte fast folgerichtig mit einem 1:1-Remis, das den Druck auf Trainer Marco Antwerpen und Sportvorstand Peter Vollmann nach nun fünf sieglosen Spielen in Folge weiter steigen lässt. Sieben Punkte beträgt der Rückstand auf einen direkten Aufstiegsplatz, und wer die Statistiken als auch die Leistungsentwicklungen der vergangenen Monate betrachtet, der wird ehrlich zu sich sein und muss feststellen: Auf den obersten drei Plätzen hat der BTSV in der aktuellen Verfassung schlichtweg nichts verloren. Dabei gibt es eine Vielzahl von potenziellen Ursachen, die zu dem aktuell unbefriedigenden Gesamtbild führen.

Vielleicht lohnt sogar ein Blick zurück bis zur fulminanten Aufholjagd, die vor ziemlich genau einem Jahr ihren Anfang nahm. Im vergangenen Winter ausreichend verstärkt, entpuppte sich Braunschweig nicht mehr als Viertliga-Anwärter, sondern als eine der besten Mannschaften der Liga. Daraus entwickelte sich Optimismus, aber auch Selbstanspruch, der durch diverse Spitzentransfers im Sommer nur noch verstärkt wurde. Kein Klub suchte derart rigoros Sparfaktoren innerhalb der Vereinsstrukturen, um die freigewordenen Mittel für das Unterfangen Wiederaufstieg einzusetzen. Von den neun Zugängen aber, die zum Großteil gutes Geld kosteten, wurde aber bislang keiner zum konstanten Unterschiedsspieler. Beispielhaft ist die Entwicklung von Martin Kobylanski, der einen überragenden Start erwischte (sechs Scorerpunkte nach drei Spiele), aber schnell satt wirkte, einige Prozentpunkte weniger investierte und mittlerweile nur noch Joker ist.

Nur 15 Punkte aus 16 Spielen

So etwas gefällt den Löwen-Fans nicht, es kann ihnen auch nicht zusagen. Der Saisonstart mit sechs Siegen aus sieben Spielen, davon vier Auswärtserfolgen am Stück, hat das gesamte Umfeld geblendet – der Spitzenreiter wähnte sich auf Kurs. Heute ist man um die bittere Erkenntnis reicher: Die Mannschaft ist (noch) nicht dazu in der Lage, dauerhaft auf Spitzenniveau zu spielen. In Zahlen formuliert bewegt sich Eintracht Braunschweig mit 16 Punkten aus den vergangenen 15 Spielen auf dem Zählerniveau eines Absteigers. Mitten hinein platzte der plötzliche Trainerwechsel, Christian Flüthmann war den Verantwortlichen zu lieb und kumpelhaft gewesen. Doch auch Nachfolger Marco Antwerpen hat die Wende bislang nicht geschafft und wird zunehmend kritischer gesehen.

Gegen Jena ließ das Publikum Taten folgen und quittierte die Leistung schon nach dem 0:1-Rückstand mit Pfiffen, vor allem gegen Innenverteidiger Steffen Nkansah, der nach einigen unglücklichen Auftritten jeglichen Rückhalt der Fans verloren zu haben scheint. Während sich aber im Angriff mittlerweile vier Vorjahres-Torjäger anderer Klubs (Pourie, Proschwitz, Ademi, Kobylanski) tummeln, fehlen hinten Alternativen. Der BTSV ging bei der Planung hohes Risiko – hat er sich verkalkuliert?

Folgeprobleme ergeben sich

Auf die kommende Jahreshauptversammlung werden sich die wenigsten Vereinsmitglieder der Niedersachsen freuen. Dann nämlich wird klar, wie groß das Minus ausfällt, das Braunschweig bei einem Drittliga-Verbleib einfahren wird. Daraus ergeben sich Folgeprobleme – sind die Geldreserven aus besseren Zeiten aufgebraucht, kann ein solch exklusiver Kader nicht weiter finanziert werden. Allein in der vergangenen Saison verbuchte der BTSV ein sattes Minus von 4,4 Millionen Euro.

Auch Spieler mit auslaufenden Verträgen, die ein hohes Einkommensniveau gewohnt sind, kokettieren mit einem Abgang. Dem Beispiel Robin Becker, der sich laut des Beraters von den Verlängerungskonditionen beim BTSV nicht ausreichend wertgeschätzt wird, könnten weitere folgen. Kurzum: Spätestens im dritten Jahr 3. Liga müsste Braunschweig einen viel enger geschnürten finanziellen Gürtel anlegen, eine nachhaltige Erfolgsstrategie aufbauen. Aber vielleicht täte dem Verein das sogar gut.

   

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